Gemeinsam Bayerns Natur schützen

Der Bluthänfling (Linaria cannabina)

Bluthänflingschwarm (Foto: Antje Geigenberger)
Bluthänflingschwarm (Foto: Antje Geigenberger)

 Im Herbst und Winter ziehen manchmal viele kleine braune Vögel, im Flug auf und ab hüpfend, über die Felder,  das sind sicher Bluthänflinge. Oft sind sie in Gesellschaft mit anderen Finken und Goldammern. Interessant ist, dass die Bluthänflinge in den gemischten Schwärmen zusammen halten und beispielsweise bei Gefahr als artreine Einheit auffliegen und sich wieder zusammen niederlassen.

 

Diese Schwärme können sogar 1000 Individuen oder mehr betragen, so dass man den Eindruck hat, dieser Vogel sei häufig. Leider ist dem nicht so. Laut dem Atlas Deutscher Brutvogelarten ist in den letzten Jahrzehnten ein anhaltend starker Bestandsrückgang belegt. In Bayern hat der Bestand von 1975-1999 wohl um mehr als 50% abgenommen, mit weiterer Tendenz nach unten. 

 

In der Roten Liste Bayern (2016) gilt der Bluthänfling als stark gefährdet und in der Roten Liste Deutschland (2009) als gefährdet.

 

Bluthänfling (Foto: Antja Geigenberger)
Bluthänfling (Foto: Antja Geigenberger)

Der Grund dafür ist, wie bei vielen anderen Vogelarten auch, der Mangel an geeigneter Nahrung. Bei den Bluthänflingen ist dies ein besonderes Problem, da sie Samen  von Ackerwildkräutern bevorzugen, also das, was gemeinhin als Unkraut gilt. Flächen mit derartigem Bewuchs gibt es leider nicht mehr so häufig, bedingt durch die Industrialisierung der Landwirtschaft, den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln und den immer weniger werdenden Brachflächen.  Im Gegensatz zu anderen Finken ist er in Bezug auf sein Nahrungsverhalten deutlich spezialisierter, er besucht deshalb auch kaum in die Futterplätze in den Gärten.

 

Ursprünglich war der Bluthänfling ein Steppenbewohner,  heute kommt er  vorwiegend in Kiesgruben, Industriebrachen, Bahndämmen, Heiden und Hochmoorflächen vor.  Wichtig sind eine samentragende Krautschicht und Hecken oder junge Nadelbäume zum Nestbau.

 

Das Brutgebiet des Bluthänflings, der auch Hänfling oder Flachsfink genannt wird, erstreckt sich von Nordafrika über ganz Europa bis Finnland und Schweden im Norden und Zentralasien im Osten. In Deutschland ist er nahezu flächendeckend verbreitet, im Alpenvorland und in den Alpen ist er jedoch seltener.

 

Bluthänfling (Foto: Peter Witzan)
Bluthänfling (Foto: Peter Witzan)

 

Der Bluthänfling ist etwas kleiner als ein Haussperling und sein Name (Linaria Cannabina) leitet sich ab von der rotgefärbten Brust und Stirn des Männchens im Prachtkleid und seiner bevorzugten Nahrung. Er frisst gerne Hanf- (lateinisch Cannabis), Lein-(lateinisch Linum) und Distelsamen (lateinisch Carduus). Auch andere Sämereien wie Sternmiere, Knöterich, Sauerampfer und Gänsefuß , sowie auch ausgefallenere Pflanzen wie Lavendel und Natternkopf gehören zur Speisekarte des Vogels. Insekten wie Blattläuse spielen nur zur Brutzeit eine geringe Rolle.  

 

Interessanterweise entsteht das rote Federkleid der Männchen nicht durch die Vollmauser, die im August erfolgt, sondern dadurch, dass sich die Spitzen der Brustfedern mit der Zeit abstoßen und die darunterliegende rote Färbung sichtbar wird.

 

Bluthänfling (Foto: Ursula Wiegand)
Bluthänfling (Foto: Ursula Wiegand)

 

Von allen Finkenvögeln ist der Gesang des Bluthänflings wohl der schönste: Eine wohlklingende Folge aus Trillern und gedehnten Elementen unterschiedlicher Tonhöhe, die mit Varianten des typischen Rufs „gigigi“ beginnen. Oft kommen Mehrfrequenztöne  und nasale Rufe vor wie z.B. „ü“ oder „glü“, sowie „djüe“. Es werden keine festgelegten Strophen gesungen, sondern je nach Stimmung kürzere oder längere Abschnitte, die durch verschieden lange Pausen an beliebigen Stellen unterbrochen werden.

 

Im Flug ist er an seinem Flugruf, einem mehrsilbigen „gegege“, „gegegigi“ oder „djek-djek“ zu erkennen. Verwechseln kann man den Flugruf mit dem des Bergfinks, dieser klingt ähnlich, jedoch einen Tick härter.

 

Bluthänflingschwarm (Foto: Antje Geigenberger)
Bluthänflingschwarm (Foto: Antje Geigenberger)

 Anhand des Gesangs Reviere zu ermitteln, ist ein schwieriges Unterfangen. Zwar singt der Bluthänfling wie andere Vögel auch meist von einer Warte aus, nicht unbedingt aber am Brutplatz, sondern in der Nähe des Weibchens und in den Nahrungshabitaten, die bis zu 1000m vom Brutplatz entfernt sein können. Die Bluthänflinge bilden meist lockere Kolonien in dichten Büschen und gehen oft auch gemeinsam auf Nahrungssuche. Das Männchen verteidigt das Nest lediglich in einem Radius von 15 m. Gebrütet wird 2x im Jahr von April bis Juni.

 

Im Landkreis Starnberg gibt es die meisten Meldungen aus den Kiesgruben bei Oberbrunn und Gilching. Erfreulich ist, dass manche Landwirte immer öfter Blühfelder anlegen, wie zum Beispiel am Flughafen Oberpfaffenhofen. Dort kann man im Herbst und Winter diese Vögel sehr schön beobachten. Wenn jedoch eine geschlossene Schneedecke liegt, wandert der Bluthänfling, als Teilzieher etwas weiter nach Süden.

(Text: Antje Geigenberger)

 

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