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Wasservogelzählung am Wörthsee

Blick nach Süden von der Rossschwemme (Foto: Birgit Roberts)
Blick nach Süden von der Rossschwemme (Foto: Birgit Roberts)

Einführung

 

Der Wörthsee hat seinen Namen von der Insel Wörth, heute als Mausinsel bekannt. Der See ist ungefähr 3,7 km lang und 1,2 km breit bei einer Fläche von ca. 4,34 km². Der mittlere Wasserspiegel liegt auf einer Höhe von ca. 560 m ü.N.N und die Wassertiefe beträgt maximal ca. 34 m.  Der See ist aus Toteis am Ende der letzten Eiszeit entstanden.

 

Trotz des sehr langsamen Wasseraustausches (eine komplette Erneuerung dauert ca. 8 Jahre) ist der See sauber und relativ nährstoffarm (oligotroph). Wie alle größeren Seen im Fünfseenland wird der ökologische Zustand als „gut“ (zweitbeste Note) bewertet.

 

Der Wörthsee ist ein wichtiges Freizeitziel im Fünfseenland. Angler sind häufig im Boot auf dem See zu sehen, und in den wärmeren Monaten des Jahres gibt es viele Schwimmer. Subjektiv haben diese wenig Auswirkung auf die Vogelwelt, im Gegensatz zu den Stand-Up Paddlern, die immer häufiger auch später im Jahr unterwegs sind. Der Parkplatz an der Rossschwemme ist eine beliebte Startstelle, aber der See ist klein genug, dass von da aus alle Ecken erreichbar sind. Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass dies ein wichtiger Störfaktor sein kann. Ob das längerfristig eine Auswirkung auf die überwinternden Populationen haben wird, bleibt abzuwarten.

Zählpunkte am Wörthsee (Karte Bayern Atlas)
Zählpunkte am Wörthsee (Karte Bayern Atlas)

Zählpunkte

 

Der Wörthsee ist nicht besonders groß, aber es gibt entlang der Ufer nur wenige Punkte, die sich als Zählpunkte eignen. In den Wintermonaten kann es trotzdem über drei Stunden dauern, den See zu umrunden und alle Vögel zu zählen. In der Zeit kann es nicht nur vorkommen, dass die Wasservögel hin- und herfliegen, sondern auch relativ weit schwimmen. Um Doppelzählungen zu vermeiden, ist deshalb eine „Kontinuität“ wichtig – dass man zumindest den vorherigen und den nächsten Punkt im Blick behalten kann. Es ist auch ein großer Vorteil, die Zählungen zu zweit durchzuführen. So kann eine Person die Vögel durch das Spektiv zählen, während die andere die Zahlen aufschreibt und gleichzeitig mit einem Auge die Bewegungen der Vögel im Blick behält.

 

Die auf der Karte angegebenen Zählpunkte haben sich über die Jahre etabliert und bewährt, Details zu den Zählpunkten findet man hier.

 

Winterzählung bei den Oberdorfer Stegen (Foto: Maja Kilian-Siemers)
Winterzählung bei den Oberdorfer Stegen (Foto: Maja Kilian-Siemers)

 Ergebnisse

 

Im Schnitt werden jeden Monat ca. 300 Individuen am Wörthsee gezählt. Wie bei allen Seen gibt es Maxima (Arten und Individuen) in den Monaten zwischen November und Februar – es sei denn der See friert zu, was aber nicht häufig passiert. Was aber jederzeit viel ausmachen kann, ist, ob ein Graugansschwarm zufällig zu Besuch kommt oder nicht.

 

Wie oben erwähnt, gibt es mehr Vögel im Inninger Teil des Sees (SW) als im Nordosten. Das Artenspektrum ist nicht spektakulär, aber es gibt immer wieder Überraschungen und regelmäßige Beobachter in den Wintermonaten würden bestimmt mehr entdecken als bei einer Zählung einmal im Monat.

 

Häufige Arten

 

Am häufigsten und zuverlässigsten sind Stockenten zu finden. Besonders am Anfang und am Ende der Wintersaison kann einem die Wasservogelzählung am Wörthsee wie eine Stockentenerfassung vorkommen. Ebenfalls regelmäßig, wenn auch nicht ganz so zahlreich, zu beobachten sind die Haubentaucher. Gänsesäger gibt es fast immer in kleinerer Zahl, während Reiherenten hauptsächlich in den Hochwintermonaten auftauchen.

 

Wie auch schon erwähnt, gibt es fast immer Graugänse am See, aber die Zahlen können sehr unterschiedlich sein. Im Winter 2018/2019 gab es insgesamt nur ca. 50 Beobachtungen, wohingegen es in 2020/2021 530 gab.

 

Zugspitze von der Rossschwemme (Foto: Maja Kilian-Siemers)
Zugspitze von der Rossschwemme (Foto: Maja Kilian-Siemers)

Regelmäßige Erscheinungen

 

Weniger zahlreich aber zuverlässig zu finden sind Höckerschwan (immer mindestens ein Paar), Kanadagans, Kormoran, Graureiher und Blässhuhn. Von den Möwenarten sind Lach-, Sturm- & Mittelmeermöwe regelmäßige Besucher. Schellenten sind oft in kleiner Zahl im Winter anwesend, wohingegen Kolbenenten eher im Frühjahr in zunehmender Zahl auftauchen.

 

Gelegentlich

 

Krickenten sind ab und zu am Wörthsee zu sehen, wobei diese Art durchaus unter einer systematischen Benachteiligung leiden könnte. Tafelenten sind gelegentlich in kleiner Zahl zu Besuch. Der Eisvogel ist bestimmt immer da, aber es ist eine Frage des Glücks, ob man ihn sieht. Bis jetzt ist er nur im Südwesten (Paradieswinkel bis Bachern) bei der Wasservogelzählung entdeckt worden.

 

Als Ausnahmeerscheinungen gelten Spieß- und Pfeifente sowie Prachttaucher. Während des Herbstzuges gab es eine Trauerseeschwalbe, eine Zwergmöwe und einen Fischadler am See – wenn der Wörthsee häufiger beobachtet werden würde, gäbe es bestimmt mehr solche Beobachtungen.

 

Zusammenfassung

 

Der Wörthsee ist ein kleiner See, der regelmäßige Beobachtungen während der Wintermonate sicher belohnen würde.. Etwas Sorge macht der steigende Freizeitdruck, besonders in Bezug auf SUP, aber bis jetzt bleibt dessen Einfluss in den wichtigen Wintermonaten gering.

 

 Die Gesamtdarstellung der Ergebnisse aus der Zählsaison 2020/2021 findet sich in folgender Tabelle.

(Text:  Richard Roberts, Maja Kilian-Siemers)