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Von der Flussseeschwalbe zur Floßseeschwalbe - Erfahrungen beim Floßbau

Brutgeschehen am Flussseeschwalbenfloß am Starnberger See (Foto: Leo Glatt)
Brutgeschehen am Flussseeschwalbenfloß am Starnberger See (Foto: Leo Glatt)

Im Landkreis Starnberg betreut der LBV mehrere künstliche Nisthilfen für Flussseeschwalben, darunter ein großes Floß am Südende des Starnberger Sees mit einer der größten Flussseeschwalbenkolonien Bayerns. Franz Wimmer, Geschäftsstellenleiter des LBV Starnberg berichtet in diesem Artikel über sein Erfahrungen beim Bau von Nisthilfen für die Flussseeschwalbe.

 

Flussseeschwalben brüteten bei uns im Binnenland ursprünglich auf Kiesbänken oder Kiesinseln an Flüssen und Seen. Durch vielfältige Wasserbaumaßnahmen wie Flussbegradigungen, Bau von Hochwasserdämmen, etc. haben diese aber stark abgenommen. Damit sind auch die natürlichen Bruthabitate für die Flussseeschwalbe größtenteils verschwunden. Sind noch Kiesbänke und natürliche Flussufer  vorhanden, sind sie häufig Anziehungspunkt für menschliche Freizeitaktivitäten wie Baden, Bootfahren oder Grillen und werden dadurch als Brutflächen für die Vögel entwertet.     

Flussseeschwalbe (Foto: Thomas Hafen)
Flussseeschwalbe (Foto: Thomas Hafen)

Abhilfe schaffen seit einigen Jahrzehnten künstliche Nistflöße, die auf Flüssen, Seen oder Kiesweihern verankert werden. Allein auf Bayerns Gewässern gibt es inzwischen über 30 Brutflöße verschiedener Größe. Dabei werden  nicht nur unterschiedliche Größen, sondern auch verschiedene Bautypen verwendet.  Im Folgenden werden 2  unterschiedliche Bautypen von Brutflössen dargestellt, die vom LBV Starnberg gebaut wurden und verwendet werden.

 

Als Schwimmkörper für Nistflösse sind grundsätzlich verschiedenste Konstruktionen möglich. Neben einem klassischen Floß aus Baumstämmen können auch viele andere Materialien wie Styrodur / Styropor, Metalltanks, Fässer oder Pontons zum Auftrieb verwendet werden. Alle Hohlkörper wie Fässer, Kanister, etc. bergen aber die Gefahr, z.B. durch Eisdruck im Winter leck zu werden und voll Wasser zu laufen. Die Wahl des Materials für den Schwimmkörper sollte sich deshalb auch danach richten, ob das Floß im Winterhalbjahr sowieso an Land gezogen wird oder ganzjährig im Gewässer verbleiben soll.

Auf diesen Schwimmkörper kommt dann als Aufbau die eigentliche Brutplattform. Als Material für die Plattform bietet sich in der Regel ein Bretterboden aus Lärchenbrettern an. Auf diesen Bretterboden kommt dann eine Schicht Kies, um den Flussseeschwalben ein natürliches Brutsubstrat zu bieten. 

Da die Brutfläche gegenüber dem Wasserspiegel etwas erhöht ist, können Jungvögel, die noch nicht fliegen können und von der Plattform ins Wasser gelangen, die Brutplattform nicht  mehr erklimmen. Je nach Abstand zum Wasser sollten deshalb entweder Wiederaufstiegshilfen in Form schräger Rampen vorhanden sein oder die Brutfläche muss von einem Küken-Schutzzaun umgeben sein, der das Abstürzen der Jungvögel verhindert. Um Verletzungen an der Schnabelbasis der Jungvögel durch raues Drahtgeflecht zu vermeiden, empfiehlt es sich, ein kunststoffummanteltes Zaungeflecht zu verwenden

Flöße für Kleingewässer

Baumaterial für das Kleinfloß
Baumaterial für das Kleinfloß

 Auf kleinen Gewässern kann die Brutplattform in der Regel direkt auf den Schwimmkörper montiert werden. Beim Neubau eines Kleinfloßes von 4 x 4 m für einen Baggersee verwendete die Kreisgruppe Starnberg Styrodur-Platten, wie man sie z.B. von der Wärmeschutzdämmung für Häusern kennt, als Schwimmkörpermaterial. Die Platten gibt es in verschiedenen Größen und Stärken. Das Material ist dauerhaft, leicht zu transportieren und zu verarbeiten und soll dem winterlichen Eisdruck standhalten. Dieses Material wurde dem LBV Starnberg von verschiedenen Seiten als sehr geeignet als Auftriebskörpermaterial für Flussseeschwalben-Kleinflösse empfohlen. 

 
Die Platten wurden zwischen zwei Rahmen aus Lärchenholz-Kanthölzern eingebettet. Die beiden Rahmen wurden durch große Gewindestangen miteinander verbunden und die Platten dazwischen somit fixiert.
Auf diesen eigentlichen Schwimmkörper kam dann noch eine Lage Kanthölzer als Abstandshalter zum Wasserspiegel und darauf die Brutfläche aus Lärchenbrettern. Um die Plattform verläuft ein Küken-Schutzzaun. 

Stirnseite des Kleinfloßes nach 2 Jahren Betrieb
Stirnseite des Kleinfloßes nach 2 Jahren Betrieb

Nach 2 Jahren Betrieb des Kleinfloßes muss aber leider festgestellt werden, dass sich die verwendeten Styrodur-Platten zumindest in dem Kiesweiher, in dem das Floß der Kreisgruppe Starnberg verankert ist, als nicht geeignet erweisen. Bei der Konstruktionsform des Floßes liegt das Styrodurmaterial an den Stirnseiten, d.h. den Außenrändern des Floßes, offen und ist daher ungeschützt. Im Laufe der beiden Jahre ist  das Material dort um ca. 20-40 cm regelrecht weggefräst worden. Ob der Materialschwund z.B. aufgrund des Wellenschlages oder durch andere Faktoren verursacht wurde, konnte bisher nicht ermittelt werden. 

 

Diese Bauweise mit offen liegenden Styrodur-Platten an den Außenkanten des Floßes kann also nach bisherigen Erfahrungen in der Kreisgruppe Starnberg nicht weiterempfohlen werden. Die Verwendung von Styrodur als Schwimmkörper muss daher in Frage gestellt werden.

 

Alternativen können z.B. Schwimmkörper-Systeme sein, die für Badeplattformen, Schwimmstege, etc. im Fachhandel erhältlich sind. Allerdings sind diese Auftriebskörper in der Regel recht teuer in der Anschaffung.

Flöße für größere Gewässer

Großfloß mit Schwimmkörper aus Fichtenstämmen
Großfloß mit Schwimmkörper aus Fichtenstämmen

Auf größeren Gewässern wie natürlichen oder künstlichen Seen entwickelt sich bei Starkwind oder Stürmen oft hoher Wellengang. Bei einer Brutplattform, die nur wenig über dem Wasserspiegel liegt, kann dies dazu führen, dass die Plattform von den Wellen überspült wird und dadurch die Gelege zerstört werden. Um dies zu verhindern, sollte die eigentliche Brutfläche gegenüber dem Schwimmkörper des Floßes tischartig aufgeständert werden.

 

Bei unserem Großfloß auf dem Starnberger See besteht der Schwimmkörper aus einem klassischen Balkenfloß aus dicken, entrindeten Fichtenstämmen („Isarfloß“), dass von einem professionellen Floßbauer gebaut wurde. Dieses Balkenfloß hat eine Größe von 18 x 6 m. Ein Balkenfloß bietet den Vorteil, dass es sehr stabil und dauerhaft ist, der Auftrieb lange gewährleistet ist und der Schwimmkörper auch unempfindlich gegenüber dem Eisdruck im Winter ist.

 

Alu-Warzenbleche zur sicheren Begehbarkeit
Alu-Warzenbleche zur sicheren Begehbarkeit

Darauf aufgesetzt sind dann zwei  tischartig erhöhte Brutplattformen von jeweils 6 x 7 m Größe.  Zwischen beiden Brutplattformen gibt es eine Lücke von 4 m Breite, an der auch mit dem Boot angelandet werden kann. Dieser Zwischenraum ist der sichereren Begehbarkeit wegen mit „Trittsteinen“ aus Alu-Warzenblechen ausgestattet.

 

 

Neben dem Schwimmkörper aus Fichtenstämmen besteht der gesamte Rest des Floßes aus Lärchenholz, um eine möglichst lange Dauerhaftigkeit zu gewährleisten. Um die Brutplattform verläuft ein Küken-Schutzzaun aus kunststoffummanteltem Zaungeflecht von ca. 25 cm Höhe.

 

Für Fragen rund um den Floßbau für Flussseeschwalben steht der Geschäftsstellenleiter des LBV Starnberg gerne zur Verfügung.

 

(Text und Fotos, soweit nicht anders angegeben: Franz Wimmer)