Gemeinsam Bayerns Natur schützen

Brutsaison 2024

Auf dem LBV-Nistfloß in der Bucht von St. Heinrich brüteten 2024 12 Flussseeschwalben-Paare. Im Vergleich zum Vorjahr hat die Brutpaarzahl somit wieder leicht zugenommen. 2023 hatten nur 10 Paare auf dem Floß gebrütet, nachdem mindestens ein Drittel der Altvögel zu Beginn der Brutsaison verstorben war (mutmaßlich infolge einer Infektion mit der Hochpathogenen Aviären Influenza (HPAI), siehe Jahresbericht 2023). Glücklicherweise kam es 2024 zu keinem erneuten Ausbruch des Seuchengeschehens. In ganz Europa gab es diesen Sommer deutlich weniger HPAI-Fälle als im Vorjahr. Die Entwicklung einer (Schwarm-)Immunität, die Reduzierung der Populationsdichten und/oder der Viruslast in der Umwelt sowie Änderungen in der Zusammensetzung der Virus-Genotypen sind mögliche Erklärungen dafür.

 

Auch bei den Lachmöwen, die neben den Flussseeschwalben auf dem Nistfloß am Starnberger See brüten, ist die Brutpaarzahl wieder angestiegen. Mit 57 Brutpaaren hat sie sich im Vergleich zum Vorjahr (25 Brutpaare) sogar mehr als verdoppelt. Zudem konnten heuer beide Arten einen sehr guten Bruterfolg verzeichnen: Bei den Flussseeschwalben sind 15 Jungvögel flügge geworden. Bei den Lachmöwen waren es mindestens 90 Flügglinge.

Brutbestand und Flügglingszahlen der Flussseeschwalbe am Starnberger See 2013-2024
Brutbestand und Flügglingszahlen der Flussseeschwalbe am Starnberger See 2013-2024
Brutgeschehen auf dem Nistfloß in der Bucht von St. Heinrich am 19.07.2024 mit Flussseeschwalben und Lachmöwen verschiedener Altersklassen (Wildkamera-Aufnahme)
Brutgeschehen auf dem Nistfloß in der Bucht von St. Heinrich am 19.07.2024 mit Flussseeschwalben und Lachmöwen verschiedener Altersklassen (Wildkamera-Aufnahme)
Im Mai 2024 verließen die meisten Altvögel nachts das Floß, um sich vor den Angriffen eines Uhus (hier rechts im Bild) zu schützen (Wildkamera-Aufnahme)
Im Mai 2024 verließen die meisten Altvögel nachts das Floß, um sich vor den Angriffen eines Uhus (hier rechts im Bild) zu schützen (Wildkamera-Aufnahme)

Prädation und nächtliche Abwesenheit der Kolonie

 

In den letzten Jahren wurde immer wieder beobachtet, dass die Brutvögel nachts das Floß verließen. Mithilfe einer Infrarot-Wildkamera gelang nun endlich die Identifikation des nächtlichen Beutegreifers: Es handelte es sich um einen Uhu, der im Mai 2024 mehrfach das Floß aufsuchte.

 

Infolge dieser Angriffe verließen die Altvögel Anfang Mai wieder jeden Abend bei Einbruch der Dunkelheit das Floß, um ihr eigenes Leben zu schützen. Im Verlauf des Monats zog sich der Abflug der Brutvögel aber immer mehr in die Länge, teils über mehrere Stunden und bis tief in die Nacht hinein. Offenbar versuchten zumindest einzelne Individuen (mit fortschreitender Bebrütung) so lange wie möglich auf den Gelegen auszuharren. Mindestens drei adulte Lachmöwen wurden während dieser Zeit vom Uhu geschlagen.Glücklicherweise beschränkten sich die Uhu-Angriffe auf die frühe Phase der Brutsaison. Im Sommer zeigte die Wildkamera keine nächtlichen Störungen mehr, und die Altvögel blieben dann auch nachts bei ihren Jungen.

Beringung und Ringsichtungen

 

Während der Brutsaison 2024 wurden 12 junge Flussseeschwalben und 47 junge Lachmöwen beringt. Einige erhielten einen zusätzlichen blauen (Flussseeschwalben) oder weißen Farbring (Lachmöwen).

 

Die meisten Flügglinge konnten noch mehrere Tage am Starnberger See beobachtet werden. Nach der Abwanderung gelang die erste Sichtung einer diesjährigen, beringten Flussseeschwalbe am 04.08.2024 am Ammersee. Am 08.08.2024 hatte sie bereits den rund 400 km entfernten Genfer See in der Schweiz erreicht, wo sie beim „Flug- und Fangtraining“ mit einer Feder beobachtet wurde.

 

Bei den beringten Lachmöwen gelang die spektakulärste Ablesung Mitte Dezember 2024. Eine Diesjährige wurde in über 1100 Kilometern Entfernung nahe Palermo auf Sizilien, Italien, gesichtet. Eine Vorjährige war im Oktober in der nördlichen Mittelmeerregion in Ligurien, Italien, beobachtet worden. Bereits zu Anfang des Jahres hielten sich mindestens drei vorjährige Lachmöwen am Zürichsee in der Schweiz auf. Eine weitere verbrachte den Sommer am Genfer See in der Schweiz. Außerdem wurde ein diesjähriger Vogel im November am Niederrhein, Nordrhein-Westfalen, abgelesen. Weitere Nachweise gab es am relativ nahe gelegenen Münchner Messesee und am Ismaninger Speichersee. (siehe auch Ringfunde).

 

(Text: Dr. Andrea Gehrold)

 

Diesjährige Flussseeschwalbe mit blauem Farbring "F80" am 04.08.2024 am Ammersee (Foto: Bernd Kaiser)
Diesjährige Flussseeschwalbe mit blauem Farbring "F80" am 04.08.2024 am Ammersee (Foto: Bernd Kaiser)
Diesjährige Flussseeschwalbe mit blauem Farbring "F80" am 08.08.2024 am Genfer See (Foto: Lionel Maumary)
Diesjährige Flussseeschwalbe mit blauem Farbring "F80" am 08.08.2024 am Genfer See (Foto: Lionel Maumary)