Gemeinsam Bayerns Natur schützen

Brutsaison 2017

April 2017

Das Nistfloß in der Bucht von St. Heinrich wurde bereits am 25.03.2017 von den Aktiven des LBV Starnberg und der Gebietsbetreuung für die kommende Brutsaison vorbereitet. Neu gebohrte Abflusslöcher sollen dafür sorgen, dass sich bei starken Niederschlägen keine Staunässe auf der Brutfläche bildet. Die neu gebauten Unterstände sollen den Küken zusätzliche Versteckmöglichkeiten bieten, falls Greifvögel oder Eulen Jagd auf die jungen Seeschwalben machen.

 

Am Starnberger See wurde die erste Flussseeschwalbe 2017 übrigens am 8. April beobachtet. Mitte April häuften sich dann in ganz Südbayern die Sichtungen der ersten Rückkehrer. Eine Veranschaulichung der Zugzeiten und -wege der Flussseeschwalbe in Europa liefert das „EuroBirdPortal“ der European Bird Census Counsil (EBCC). Mithilfe internationaler Datensätze aus Online Portalen wird hier die saisonale Verbreitung dieser Vogelart dargestellt. (Das Laden der Seite nimmt leider etwas Zeit in Anspruch)

Mai 2017

Nistplätze sind hart umkämpft
Nistplätze sind hart umkämpft

Die Lachmöwen, die ebenfalls auf dem Floß am Starnberger See brüten, haben enorm viel Nistmaterial eingetragen. Sie formen ihre Nester aus alten Schilfhalmen, die sie zu hohen Bauten auftürmen. Mit über 170 Brutpaaren sind es in diesem Jahr besonders viele Lachmöwen. Mitte Mai schlüpfen die ersten Küken. Erst jetzt beginnen auch die Flussseeschwalben, sich ihre Nestreviere zu erkämpfen. Doch sie haben es schwer. Zwischen den Lachmöwen-Nestern finden sie kaum noch „unbebaute“ Kiesflächen, auf denen sie ihre flachen Nistmulden anlegen können. Immer wieder kommt es sowohl zwischen als auch unter den Möwen und Seeschwalben zu heftigen Streitigkeiten um die wenigen verbliebenen Brutplätze. Bis Ende Mai können zumindest 13 Flussseeschwalben-Paare ein Nestrevier etablieren.

 

Erstmals brütet auch ein Schwarzkopfmöwen-Paar auf dem Floß. Einer der Altvögel stammt aus Frankreich. Er wurde 2013 als Jungvogel südlich von Paris beringt. Seither gab es Sichtungen in den Niederlanden (2014) und am Ammersee (2016). Im Winter hielt sich der Vogel regelmäßig an der Atlantikküste nahe der französisch-spanischen Grenzregion auf. Der Zugweg zum Brutgebiet am Starnberger See betrug somit über 1000 km.

Juni 2017

Dicht brütende Flussseeschwalben zwischen Lachmöwen mit Jungen
Dicht brütende Flussseeschwalben zwischen Lachmöwen mit Jungen

In der ersten Junihälfte können weitere Flussseeschwalben-Paare einen Nistplatz auf dem Floß erobern. Der Brutbestand besteht nun aus 31 Paaren. 2016 waren es 38 Brutpaare. Wegen des begrenzten Platzes (s. o.) sind die Gelege in diesem Jahr ausgesprochen eng nebeneinander gesetzt. Sie befinden sich ausschließlich auf der Westplattform des Floßes. Die Flussseeschwalben versuchen offensichtlich zwischen den vielen Lachmöwen in geschlossener Gemeinschaft zu brüten. Bei dieser hohen Dichte verstärken sich aber die innerartlichen Konflikte. Bis Mitte Juni kommt es bei drei Gelegen zum Schlupf. Weitere Küken werden folgen.

 

Zur gleichen Zeit sind die ersten Lachmöwen flügge. Die Schwarzkopfmöwen haben dagegen ihr Gelege verloren. Da sie auf dem nahe an der Wasseroberfläche gelegenen Bohlensteg des Floßes gebrütet hatten, ist ihr Nest wohl einem Sturm mit hohem Wellenschlag zum Opfer gefallen.

Juli 2017

Von den vier Mitte Juni beringten Vögeln sind zwei bereits ausgeflogen. Und es gibt neuen Nachwuchs! In der ersten Julihälfte markieren wir acht Jungvögel, in der zweiten Julihälfte weitere zehn Jungvögel mit Stahl- und Farbringen. Bis Ende des Monats sind die meisten von ihnen flügge. Generell kann man den Küken jetzt täglich beim Wachsen zusehen.

 

Die gute Wetterlage begünstigt die Nahrungsversorgung. Bei ruhiger Wasseroberfläche können die Eltern besonders erfolgreich nach kleinen Fischen tauchen. Diese werden dann quer im Schnabel zum Brutplatz getragen und verfüttert. Die Futterübergabe dauert nur wenige Sekunden, da die Jungen die Fischchen am Stück verschlingen.

 

Die Lachmöwen habe ihre Brut jetzt größtenteils abgeschlossen. Sie stellen somit kaum noch Konkurrenz für die Flussseeschwalben dar.

 

Zeitrafferkameras erfassen das Brutgeschehen auf dem Floß: Anfang Juli herrscht noch ein reges Treiben. Im Vordergrund (links, Mitte) sind bereits die ersten Flügglinge erkennbar.

Später stehen weitere Jungvögel kurz vor dem Ausfliegen. Im Video sieht man rechts hinten einen fast flüggen Jungvogel bei Flugübungen. Bei den Paaren im Vordergrund sind die Küken dagegen erst einige Tage alt (Nest-Nr. 8, 9, 14). Sie werden fleißig gehudert und gefüttert.

August 2017

Anfang August verlassen die ersten Brutpaare mit ihrem flüggen Nachwuchs das Floß. Sie streifen dann in der näheren bis weiteren Umgebung herum, bevor sie sich auf den Weg in die afrikanischen Überwinterungsgebiete machen. Bis Ende August haben alle Familien das Brutfloß verlassen. Es ist nicht unüblich, dass die jungen Flussseeschwalben nach dem Flüggewerden nur ein bis zwei Wochen am Geburtsort verbleiben. In dieser Zeit stehen sie meist noch auf dem Floß und werden hier von den Eltern gefüttert. Doch je älter sie werden, desto öfter werden sie von den Eltern durch Rufe zu gemeinsamen Flügen aufgefordert. Dabei machen sie erste Versuche, eigenständig Objekte von der Wasseroberfläche aufzusammeln. Bis sie die anspruchsvolle Jagdstrategie der Altvögel beherrschen (Sturztauchen nach kleinen Fischen), brauchen sie aber noch Übung.

 

Insgesamt sind am Starnberger See 2017 mindestens 25 Jungvögel flügge geworden. Bei 31 Brutpaaren ist das ein guter Bruterfolg.

(Text und Fotos: Dr. Andrea Gehrold, Gebietsbetreuung Starnberger See)