Gemeinsam Bayerns Natur schützen

Brutsaison 2016

April 2016

Die Beobachtungen von Ornithologen bringen Mitte April die Bestätigung: Die ersten Flussseeschwalben sind am Starnberger See eingetroffen. Am 19.04.16 fahren LBV Starnberg und Gebietsbetreuung daraufhin erstmalig zum Brutfloß, verteilen die Kiesunterlage und stellen die Kükenunterstände auf. In den Randbereichen des Floßes haben bereits acht Lachmöwen-Paare ein Gelege begonnen. Für eine Mittelmeermöwenbrut finden wir aber keinen Nachweis. Während unserer Arbeiten entdecken wir, dass auch das erste Flussseeschwalben-Paar das Brutfloß genauer begutachtet. Hoffentlich werden in den nächsten Tagen und Wochen viele weitere Paare folgen.

Mai und Juni 2016

Im Mai beginnen die ersten Flussseeschwalben ihre Nester zu bauen, indem sie mit dem Körper eine flache Nestmulde im Kies formen. Vereinzelt werden auch kurze Ästchen, Schilf- und Grashalme um das Nest gelegt. Mitte Mai bebrüten etwa 20 Paare ein Gelege. Ende Mai sind es etwa 36, Anfang Juni schließlich 38 Gelege. Diese Zahl fällt deutlich niedriger aus als im Juni des Vorjahres (48 Gelege). 

 

Ein Grund hierfür sind sicher die nass-kalten Witterungsbedingungen(siehe dazu das Video).

Häufige und starke Regenfälle sorgen nicht nur für Nässe von oben, sondern setzen auch Teile des Brutfloßes unter Wasser. Davon sind vor allem die am Rand befindlichen Lachmöwen-Nester betroffen, aber auch einige Flussseeschwalben-Nester werden im wahrsten Sinne des Wortes weggeschwemmt. Bei einer „Notfallaktion“ bohren wir daraufhin provisorische Abflussrinnen in die Brutplattform, sodass weitere Wasseranstauungen möglichst vermieden werden.

 

Die ungünstigen Witterungsbedingungen spiegeln sich auch in der Gelegegröße wieder: Durchschnittlich werden nur 2,2 Eier pro Gelege gezählt. Nach dem ebenfalls regnerischen Mai 2015 waren es durchschnittlich immerhin noch 2,5 Eier pro Gelege. Auch die ersten Küken 2016, die Anfang Juni schlüpfen, überleben nur wenige Tage. In der zweiten Junihälfte fällt das Wetter deutlich besser aus. Wir finden 15 Ersatz-Gelege und können die ersten acht Jungvögel beringen.

Juli 2016

Die Floß-Kamera liefert Aufschlussreiches zur Futterübergabe (siehe Bildserie): Zunächst fliegt ein Elternteil mit Fisch im Schnabel an. Der Jungvogel in der linken unteren Bildecke stößt Bettelrufe aus und bekommt dann den Fisch übergeben. Er kann den Fisch gerade noch herunterschlucken, bevor ihn eine andere adulte Flussseeschwalbe und eine Lachmöwe bedrängen. Dies zeigt, wie schnell die Eltern bei der Futterübergabe agieren müssen, um einen Futterklau durch Artgenossen und Lachmöwen zu verhindern.

Leider tritt aber im Juli ein schwerwiegenderes Problem auf. Ein Eulenvogel erbeutet nach und nach die Jungvögel. Auf dem Floß finden wir entsprechende Überreste und Rupfungen. Zunächst brüten die Flussseeschwalben zwar weiter, doch die Altvögel verlassen nachts das Floß und kehren erst nach Sonnenaufgang zurück (ein bekanntes Phänomen). Dadurch sterben auch viele frisch geschlüpfte Küken – wohl an Unterkühlung.

Jeden Tag kehren weniger Brutpaare zum Floß zurück bis Mitte Juli schließlich ein kompletter Brutabbruch erfolgt. Es ist davon auszugehen, dass 2016 maximal vier Jungvögel flügge geworden sind.

(Text und Photos : Dr. Andrea Gehrold (Gebietsbetreuung Starnberger See) )