Gemeinsam Bayerns Natur schützen

Brutsaison 2015

April 2015

Foto: Ursula Wiegand
Foto: Ursula Wiegand

Die ersten Flussseeschwalben treffen in ihrem Brutgebiet am Starnberger See ein. Sie erholen sich zunächst von den Strapazen des langen Zugweges aus den afrikanischen Überwinterungsgebieten, warten auf die Ankunft ihres Partners und legen Energiereserven für die anstehende Brutsaison an. Wie jedes Jahr bereiten zu dieser Zeit der LBV Starnberg und die Gebietsbetreuung das Brutfloß vor . Dabei stellen wir fest, dass ein Mittelmeermöwenpaar bereits ein Gelege mit drei Eiern bebrütet.
Ende April sind auch die Lachmöwen voll und ganz mit dem Nestbau beschäftigt. Die ersten beginnen zu brüten.
 

Mai 2015

Brutgeschehen am Floß in St.Heinrich (Foto: Leopold Glatt)
Brutgeschehen am Floß in St.Heinrich (Foto: Leopold Glatt)

Die Flussseeschwalben sieht man auf dem Floß zunächst bei Balz, Kopula und Nestbau. Mitte des Monats sitzen einige Paare bereits auf ihrem Gelege.

Sowohl die Flussseeschwalben als auch die Lachmöwen attackieren fast ununterbrochen das brütende Mittelmeermöwenpaar – bis dieses schließlich, Mitte Mai, das Gelege aufgibt.

Anfang bis Mitte Juni 2015

Lachmöwenküken im JUni 2015
Lachmöwenküken im JUni 2015

Die ersten drei Flussseeschwalbenküken erblicken am 01. - 02. Juni 2015 das Licht der Welt. Zu diesem Zeitpunkt befinden sich auf dem Floß noch knapp 50 weitere Flussseeschwalben-Gelege.Bei den Lachmöwen ist schon ein Großteil der Jungen geschlüpft, und es kann reichlich Nachwuchs verzeichnet werden.

 

In den folgenden Tagen schlüpfen nach und nach weitere Flussseeschwalbenküken aus. Zunächst werden sie fast durchgehend von den Eltern gehudert, wobei sich Männchen und Weibchen abwechseln. Ein Elternteil bleibt bei den Jungen und wärmt sie, der andere macht sich auf Nahrungssuche und bringt kleine Fische herbei, die dann am Stück an die Jungen verfüttert werden. Mit der neuen Zeitrafferkamera des LBV gelingen erstmals Aufnahmen dieser Verhaltensabläufe. In dem bereitgestellten Video kann man z. B. das Paar „31“ beobachten (rechts unten im Bild). Das Paar wechselt sich bei der Versorgung seiner zwei frisch geschlüpften Küken vorbildlich ab. Die Küken werden gefüttert und anschließend gleich wieder unter die Fittiche genommen. Auch das Nistmaterial wird immer wieder neu arrangiert, um die Jungen vor der relativ kühlen Witterung Anfang Juni zu schützen. Im Hintergrund (Bildmitte, Nest „27“) erkennt man auch, dass sich Küken bereits im Alter von wenigen Tagen frei bewegen und selbstständig die Umgebung ihres Nestes erkunden. Ältere Jungvögel können dann auch für längere Zeit alleine bleiben, während beide Eltern auf Nahrungssuche sind

Mitte bis Ende Juni 2015

Mitte Juni sind die früh geschlüpften Flussseeschwalben bereits alt genug, um beringt zu werden. Am 17.06. werden insgesamt 15 Jungvögel mit Stahlringen der Vogelwarte Radolfzell beringt. Dadurch können diese Vögel bei einem Wiederfang oder einem Totfund der Kolonie am Starnberger See zugeordnet werden. Kurz bevor sie flügge sind, erhalten einige Jungvögel einen zusätzlichen Farbring. Die Farbmarkierung kann auch aus der Ferne gesichtet und abgelesen werden. So können die Flussseeschwalben auf dem Zugweg, im Überwinterungsgebiet oder bei der Rückkehr ins Brutgebiet identifiziert werden, ohne sie fangen zu müssen. Wie schon in den Vorjahren werden sowohl gelbe Ringe mit schwarzer Schrift als auch blaue Ringe mit weißer Schrift verwendet. Sie tragen den Code F01, F02, F03 usw.. Weitere Informationen zum Projekt finden Sie hier.

Während Ende Juni also einige Flussseeschwalben schon fast flügge sind, schlüpfen bei den späteren Gelegen gerade die Küken. Außerdem finden wir neue Nester und Gelege auf dem Floß, was dafür spricht, dass einige Paare beim ersten Brutversuch erfolglos blieben und nun eine Nachbrut in Angriff nehmen.

Bei den Lachmöwen neigt sich die Brutsaison dagegen bereits dem Ende zu. Ein Teil der Jungvögel ist schon ausgeflogen, ein Teil steht kurz vorm Flüggewerden. Nur einzelne Paare versuchen sich noch an einer Nach- oder Zweitbrut.

 

Juli 2015

Mindestens vier beringte Jungvögel sind bis Anfang Juli erfolgreich ausgeflogen. Ein Teil der Juni-Küken hat aber die kritische Zeit bis zum Flüggewerden nicht überlebt. Die feucht-kühle Witterung im Juni (und bereits während der Bebrütung im Mai) könnte ein Grund dafür sein.

Im Juli sehen sich die Altvögel und die später geschlüpften Küken jedoch vor eine neue Herausforderung gestellt. Mehrere Hitzewellen machen den Vögeln schwer zu schaffen. Kleine Küken suchen unter den Flügeln der Eltern Schutz vor der Sonne, größere Küken nutzen jetzt vermehrt die aufgebauten Unterstände, um Schatten zu finden. Für die gute Fürsorge der Eltern spricht, dass am 10. Juli - trotz der heißen Temperaturen - zwölf Jungvögel das beringungsfähige Alter erreicht haben. Alle zwölf sind bei der folgenden Begehung am 21. Juli noch wohlauf und sechs weitere Jungvögel können beringt werden.

 

Das Verhalten der selbständig werdenden Jungvögel und ihrer Eltern kann auf dem Zeitraffer-Video bei Nest 29 (rechts im Bild) beobachtet werden.

August 2015

Bis Mitte August können nochmals 15 Jungvögel beringt werden. Alle überleben, ebenso wie die Juli-Küken, bis zum Flüggewerden. Ein sehr erfreuliches Ergebnis, nachdem der feucht-kühle Frühsommer einige Opfer gefordert hatte. Insgesamt sind damit in der Brutsaison 2015 mindestens 37 diesjährige Flussseeschwalben ausgeflogen. Der Reproduktionserfolg hat sich also gegenüber 2013 (30 Flügglinge) und 2014 (33 Flügglinge) weiter gesteigert.

Mit Hilfe der Zeitrafferkamera kann beobachtet werden, dass die jungen Flussseeschwalben ihre ersten Rundflüge erfolgreich absolvieren. Zwischendurch kehren sie regelmäßig zum Brutfloß zurück. Allerdings gelingt der Landeanflug noch nicht ganz so elegant wie bei ihren Eltern. Anhand der hellen Stirn und der dunklen Färbung von Schnabel und Beinen (Foto rechts) kann man die diesjährigen Vögel noch leicht von den Altvögeln mit schwarzer Kappe und roten Beinen/Schnabel unterscheiden (Foto links, anfliegender Altvogel).

 

September 2015

Die Flussseeschwalben vom Starnberger See machen sich auf den langen Weg in die afrikanischen Überwinterungsgebiete oder sind bereits unterwegs. Unsere Jungvögel aus 2015 werden sich dort in den nächsten ein bis zwei Jahren aufhalten, bevor sie selber zu ihrer Brutstätte oder einer der umliegenden Kolonien zurückkehren.  

 

 

(Text: Dr. Andrea Gehrold (Gebietsbetreuung Starnberger See) )