Gemeinsam Bayerns Natur schützen

Wiederherstellung von Bekassinen-Lebensräumen - eine Erfolgsgeschichte aus dem Ampermoos

15.11.2016  Knapp 40 Interessierte kamen zum Ornistammtisch nach Oberpfaffenhofen, um den Vortrag von Christian Niederbichler über die Bekassinen im Ampermoos zu hören. Christian Niederbichler ist seit 1997  Gebietsbetreuer am Ammersee, am Beginn seines Vortrags erläuterte er kurz die Organisation und die Aufgaben der ca. 35 Gebietsbetreuer in Bayern. Nähere Informationen zu diesem Thema findet man auf der website der Gebietsbetreuer.  

 

Die Bekassine  steht in Bayern und in Deutschland auf der Roten Liste und hat den Gefährdungsstatus 1 – vom Aussterben bedroht. Wesentliche Gründe  für die Gefährdung der Bekassine sind die Entwässerung von Mooren sowie der Umbruch von Grünland zu Ackerland und die Jagd.  Im Ampermoos, einem ca. 550 ha  großen Niedermoor nördlich des Ammersees war der Bestand der Bekassine gegen Ende des 20. Jahrhunderts stark zurückgegangen, es gab 1998 noch ca. 12 Brutpaare im Gebiet.  Gründe dafür waren die Kultivierung der Moorränder, die Entwässerung sowie die Tatsache,  dass die traditionelle Streumahd , bei der die nassen Wiesen einmal im Jahr gemäht wurden, gegen Ende der 60iger Jahre im Ampermoos zum Erliegen kam. So entwickelten sich über 30 Jahre hinweg  große Brachflächen, die aufgrund mächtiger Streufilzdecken als Lebensraum für die Bekassine so gut wie ungeeignet waren.

 

Seit der Jahrhundertwende ist es gelungen, durch kontinuierliche Naturschutzarbeit vor Ort, die für die Bekassinen notwendigen Lebensraumstrukturen wiederherzustellen und das Ampermoos zu einem der drei bedeutendsten Bekassinenbrutplätze in Bayern zu entwickeln. Inzwischen brüten wieder ca. 35 Bekassinenpaare im Ampermoos. Die Zahlen stammen aus einem professionellen Monitoring wertgebender Brutvogelarten, welches im Gebiet modellhaft seit 1999 alle drei Jahre vergeben wird. Diese Erfolgskontrolle war von Anfang an wichtig, um zu sehen, ob die ergriffenen Pflegemaßnahmen in die richtige Richtung gehen, oder wo man umsteuern sollte.

 

Durch eine gute Zusammenarbeit zwischen den beteiligten Institutionen – Gebietsbetreuung, Landschaftspflegeverband, Naturschutzbehörden und Landwirte, ist es gelungen, das Ampermoos schrittweise wieder zu einem geeigneten Lebensraum für die Bekassine zu entwickeln. Dabei wurden im Laufe der Jahre die zu pflegenden Flächen schrittweise erweitert, die verfilzten Strukturen wurden mehrmals gemäht, sodass sich wieder offene, nasse Stellen am Boden entwickeln konnten, auf denen die Bekassine ihre Nahrung findet. Durch ein entsprechendes Mahdmosaik (Stehenlassen von Altgrasstreifen, unterschiedliche Mahdhöhen) ist auch genügend Deckung vorhanden, sodass die Bekassine neben den Nahrungsflächen auch Rückzugsflächen für Brut und Jungenaufzucht findet. Inzwischen wird das Mähgut, das im Ampermoos produziert wird,  wieder von einigen Landwirten als Einstreu verwendet. Die Nachfrage nach Einstreu übersteigt momentan das Angebot.

 

Christian Niederbichler schilderte anschaulich seine Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit den Landwirten und öffnete den Blick für die Anforderungen der Bekassine an ihren Lebensraum. Im Herrschinger  Moos  wird seit einiger Zeit auch daran gearbeitet, den Lebensraum der Bekassine wiederherzustellen. Dort kam es 2012 zu einer Wiederbesiedlung, bisher mit einem Brutpaar. Im Landkreis Starnberg wären das Gebiet um den Maisinger See sowie das Leutstettener Moos weitere potentielle Flächen, die für eine Wiederansiedlung der Bekassine geeignet wären.

 

In der Diskussion wurde dann unter anderem noch auf den positiven Effekt der seit einigen Jahren eingebauten Sohlschwelle bei Grafrath berichtet. Dadurch steigt der Grundwasserspiegel und das Ampermoos wird wieder nässer. Davon profitiert nicht nur die Bekassine, sondern auch eine  gefährdete Art wie das Tüpfelsumpfhuhn.

 

Herzlichen Dank an Christian Niederbichler für einen hervorragenden Vortrag und natürlich für seine Arbeit im Ampermoos. Schön, dass es im Naturschutz auch einmal positive Dinge zu berichten gibt. Und vielleicht macht die ASO  in den nächsten Jahren wieder einmal eine Exkursion zur Bekassinenbalz ins Ampermoos. Über die Naturschutzarbeit im Ampermoos und die Arbeit von Christian Niederbichler ist im Bayerischen Rundfunk ein interessanter Beitrag erschienen, den man hier nachhören kann.

 

(Text: Pit Brützel)