Gemeinsam Bayerns Natur schützen

Quantitative Vogelerfassung beim LBV

1.10.2015 – Nach einer längeren Sommerpause fand am 1. Oktober 2015 wieder ein Ornistammtisch statt. Der Stammtisch war wie immer  gut besucht – ca. 20 Ornis der ASO fanden sich ein. Der Referent, Dr. Thomas Rödl vom LBV Hilpoltstein sprach  über „quantitative Vogelerfassung beim LBV“.

 

Thomas Rödl berichtete kurz über die Entwicklung der Feldornithologie. Dabei ging er unter anderem auf die Verbesserungen bei der Ausrüstung (Entwicklung der Optik) und der Bestimmungsliteratur ein. Während im Peterson, dem Standardwerk der 70er Jahre z.B. die Silbermöwe noch mit 3 Bildern und die Steppen- und Mittelmeermöwe noch zur Silbermöwe gezählt wurden,  findet man in den heutigen Feldführern mehrere Seiten zu diesen 3 Möwenarten. Die Entwicklung des Internets mit vielen Seiten zur Feldornithologie (Vogelstimmen, Exkursionshinweise, Rätsel, etc.) und insbesondere die Plattform ornitho.de haben eine neue Qualität in die Feldornithologie gebracht. Die Ornis sind stärker vernetzt, Informationen über interessante Beobachtungen sind über das Internet quasi in Echtzeit verfügbar.

 

Während früher das „Was? Wo? Wieviele?“ bei vielen Feldornithologen im Vordergrund stand, werden heute eher Fragen wie „welche  Veränderungen gibt es in der Vogelwelt?  Was sind die Gründe dafür? Wie kann man Abhilfe schaffen?“ gestellt und beantwortet. Dazu dienen die unterschiedlichen Monitoringprogramme, die in Deutschland seit der Jahrtausendwende stärker vereinheitlicht wurden. In den Steckbyer Grundsätzen, die 2003 von den Vogelschutzwarten beschlossen wurden, wurden fachlich abgestimmte Vogelmonitoringprogramme beschlossen.Die Erstellung bundesweit einheitlicher Methoden und die Förderung einer Organisationstruktur sowie des ehrenamtlichen Engagements kamen in Folge.

 

Gerade die ehrenamtliche Mitarbeit vieler Feldornithologen macht die Durchführung der unterschiedlichen Monitoringprogramme überhaupt möglich. Alleine die Datenerfassung für den bayrischen Brutvogelatlas 2005 – 2009 hätte mehrere Millionen Euro gekostet, wenn diese Arbeit von hauptberuflichen Kartierungsbüros  geleistet worden wäre. Ohne die Ehrenamtler  würde es vermutlich keinen bayrischen oder deutschen Brutvogelatlas geben.

 

Neben den Arbeiten an ADEBAR (Atlas Deutscher Brutvogelarten) berichtete Thomas Rödl noch von den Programmen zum

 

Über die oben angegebenen Links kann man auf die entsprechenden Webseiten verzweigen und Näheres über diese Monitoringprogramme erfahren.  

Diese Monitoringprogramme liefern die Datenbasis für die Indikatoren der Nachhaltigkeitsstrategie sowie für internationale Berichtspflichten. Die Indikatoren der Nachhaltigkeitsstrategie findet man bspw. in dem Heft „Vögel in Deutschland 2013“, das hier heruntergeladen werden kann.  

 

Die Bestandsentwicklung der meisten Vogelarten ist besorgniserregend, die Indikatoren der Nachhaltigkeitsstrategie liegen bei den meisten Lebensräumen noch weit von dem gewünschten Zielwert entfernt. Insbesondere im Lebensraum Agrarland ist auch ein signifikanter Trend weg vom Zielwert festzustellen.

   

Wenn man heutige Bestandszahlen von Vogelarten mit historischen Daten, die leider in viel zu geringem Maße vorliegen, vergleicht, sieht die Situation noch sehr viel schlimmer aus. Thomas Rödl präsentierte das anschaulich mit Daten von Alois Ries  aus den Jahren 1904 – 1914, wo alleine im Raum Bamberg noch mehrere Bruten vom Brachpieper, Raubwürger und Rotkopfwürger zu verzeichnen waren. Alles Vögel, die heute in ganz Bayern nicht mehr oder nur in sehr kleinen Stückzahlen brüten.

 

Für unsere Arbeit im Naturschutzist ein systematisches Monitoring, so wie es in diesem Vortrag dargestellt wurde, als Datenbasis für politische Einflussnahmen unerlässlich.

 

Thomas Rödl hielt einen sehr ausführlichen Vortrag, der viele aktuelle Vogelschutzthemen anschnitt. Für die Starnberger Ornis, die dieses Jahr an den Kartierungen mitgearbeitet haben, war es besonders interessant zu erfahren, wie solche Kartierungsergebnisse in die naturschutzpolitische Arbeit integriert werden. Eine intensive Diskussion schloss sich an den Vortrag an. Ein herzliches Dankeschön an den Referenten, der nicht nur den weiten Weg von Hilpoltstein auf sich nahm, sondern es auch sehr gut verstand, das etwas sperrige Thema interessant und lebhaft darzustellen.

 

(Text:Pit Brützel)