Gemeinsam Bayerns Natur schützen

Uferschnepfen und Blaukehlchen – ASO-Exkursion nach Ostbayern

8./9. April 2017 – Am Wochenende vor Ostern fand die zweitägige Exkursion der ASO nach Ostbayern statt. Treffpunkt war am Samstag gegen 9 Uhr auf dem Dorfplatz in Untertraubenbach im Landkreis Cham. Peter Zach, der ehrenamtliche Gebietsbetreuer des Naturschutzgebiets Regentalaue hatte sich bereit erklärt uns durch die Regentalaue und das Rötelseeweihergebiet zu führen. Es sollte ein sehr eindrucksvoller Ausflug werden.

 

Das Naturschutzgebiet Regentalaue umfasst ca. 1500 Hektar und steht seit 2010 unter Naturschutz. Der Regen mäandriert durch das Gebiet, es gibt einen sehr hohen Grundwasserstand, das Gebiet besteht zu 80% aus Grünland und ist zum größten Teil im Besitz des Landkreis Chams. Sehr gute Voraussetzungen für ein Wiesenbrütergebiet. Der größte Teil der Landkreisflächen ist an Landwirte verpachtet, die die Pflege der Wiesen nach Naturschutzgesichtspunkten (späte Mahd, Anlage von Seigen, Rücksicht auf Gelege, etc.) übernehmen und entsprechend finanziell gefördert werden. Ca. 60 Landwirte arbeiten im Gebiet und das Verhältnis der Naturschützer zu den Landwirten ist nach Angabe von Peter Zach inzwischen sehr positiv.  

 

In der Regentalaue brüten unter anderem noch Kiebitze, Großer Brachvogel, Bekassine, Rotschenkel und Uferschnepfen. Hier ist der Kiebitz auf Grund des hohen Grünlandanteils zum großen Teil noch wirklicher Wiesenbrüter und ist noch nicht auf die Ackerflächen ausgewichen. Der Prädationsdruck auf die Wiesenbrüter durch Fuchs und Wildschwein ist sehr hoch, man zäunt deshalb seit einigen Jahren die wichtigsten Flächen großräumig ein – es gibt mehrere große eingezäunte Gebiete mit bis zu 15 Hektar eingezäunter Fläche. Durch das großflächige Einzäunen wird nicht nur – wie beim Einzäunen des Nests - das Gelege vor Prädatoren geschützt, auch während der Jungenaufzucht besteht durch den Zaun ein rhoher Schutz vor Prädatoren. Das Einzäunen ist eine sehr arbeitsintensive Schutzmaßnahme (Aufbau des Zauns, mehrmaliges Mähen der Zaunlinie, Abbauen des Zauns), die aber Wirkung zeigt. Der Bruterfolg bei den Kiebitzen ist zum Beispiel von 0,3 Jungen/Brutpaar durch die Einzäunungen auf 1 Junges/Brutpaar angestiegen. In diesem Jahr gibt es allerdings Probleme durch das Hermelin, das sich durch den Zaun natürlich nicht abhalten lässt.

 

Peter Zach schilderte sehr anschaulich die Probleme und Erfolge der Naturschutzarbeit im Landkreis Cham. Auf dem Spaziergang durch die Regentalaue gab es dann fast alle Wiesenbrüterarten zu sehen. Kiebitze brüteten bereits in großer Anzahl und auch einige Brachvögel und Bekassinen konnten beobachtet werden. Die Rotschenkel konnten nur gehört werden und für die Uferschnepfen sind wir dann nachmittags noch in ein angrenzendes Gebiet gefahren. Dafür waren auf den feuchten Wiesen 15 durchziehende Kampfläufer zu sehen. Besonders eindrucksvoll war die Geräuschkulisse – überall singende Feldlerchen, daneben das Trillern der Brachvögel, das Wummern der Bekassinen und das „Kiwitt“ der Kiebitze. Es gibt wohl nicht viele Gegenden in Bayern, wo man das so schön erleben kann. In einem Graben in der Nähe sang dann auch noch ein Blaukehlchen und ließ sich gut beobachten.

 

Die Zeit verging  viel zu schnell. Mittags kehrten wir in Untertraubenbach ein. Auf dem Kirchturm saßen 2 Weißstörche, die hier schon seit vielen Jahren brüten. Die ländlichen Preise für das Mittagessen erstaunten alle Teilnehmer sehr, für 6 € 50 bekam man ein Schnitzel mit Pommes und Salat – das findet man wohl in der Starnberger Gegend nicht mehr.

 

Da sich die Uferschnepfen am Vormittag nicht gezeigt hatten, fuhren wir noch zu einem Grünlandbereich am Stadtrand von Cham. Hier zeigten sich dann mehrere Uferschnepfenpaare und waren gut zu beobachten. In ganz Bayern gibt es nur mehr knapp 30 Brutpaare der Uferschnepfe, neben dem Wiesmet beim Altmühlsee  ist die Regentalaue  das wichtigste Brutgebiet in Bayern. Interessanterweise brüten die Uferschnepfen hier auf einer herkömmlich intensiv bewirtschafteten Wiese, die allerdings nach Vorgaben des Naturschutzes erst spät gemäht wird. Der hohe Wasserstand und die starke Geländestrukturierung mit vielen Seigen sind für die Wiesenbrüter wohl besonders interessant. Auf diesen Wiesen werden die Gelege auch nicht mit einem Zaun geschützt, hier übt der Jagdpächter durch intensive Fuchsbejagung wohl einen so großen Druck auf die Füchse aus, dass es kein nennenswertes Prädatorenproblem gibt.

 

Abschließend ging es noch zum großen Rötelsee, um Wasservögel zu beobachten. Das Wetter war herrlich, sommerliche Temperaturen mit blauem Himmel. Der Rötelseeweiher ist Brutplatz von mehreren Tausend Lachmöwen und von ca. 60 Schwarzhalstauchern. Das ist ca.  ein Drittel des bayerischen Bestands an Schwarzhalstauchern. Der Rötelsee wird alle 2 Jahre in einer großen und schweißtreibenden Aktion abgefischt – eine wesentliche Voraussetzung für den hohen Bestand an Schwarzhalstauchern. Die Hechte werden auf natürlichem Weg (z.B. Laich an den Wasservögeln) eingebracht und ohne das Abfischen würden sich zu viele und zu große Hechte im Teich entwickeln und den Bestand der Schwarzhalstaucher gefährden. Ökologische Zusammenhänge wurden uns hier ganz anschaulich erklärt. Die Schwarzhalstaucher waren mit ihrer Balz beschäftigt, unter den vielen Lachmöwen konnten auch einige Schwarzkopfmöwen entdeckt werden. Neben vielen Entenarten gab es auch noch eine große Besonderheit  - einen durchziehenden Ohrentaucher im Prachtkleid. Was für ein schöner Vogel!

 

Ein großes Dankeschön an Peter Zach, der sehr interessant und kenntnisreich über die Naturschutzarbeit und die Vogelwelt im  Landkreis Cham berichtete und uns die Gebiete Regentalaue und Rötelseeweiher nähergebracht hat.

 

Am späten Nachmittag fuhren wir dann nach Plattling, wo wir übernachteten und abends noch gemütlich zusammensaßen. Am nächsten Morgen ging es an das Gebiet der Isarmündung , das wir schon im Mai 2014  besucht hatten.   Wir spazierten durch den Auwald und am Damm entlang und verbrachten einen wunderbaren, sonnigen Vormittag. Die Blaukehlchen sangen und ließen sich sehr gut beobachten. Viele Spechte waren zu sehen, insgesamt konnte die Gruppe - wenn auch nicht alle Teilnehmer -  alle 6 hier vorkommenden Spechtarten beobachten bzw. hören. Silberreiher flogen im Formationsflug  durch den blauen Himmel, ein sehr schöner Anblick. Auf den Altwässern waren diverse Entenarten zu beobachten, darunter auch ungewöhnlichere Arten wie Pfeifente, Löffelente und Knäkente zu beobachten. Kurz vor der Mittagspause dann der Höhepunkt der Exkursion – ein  Fischadler saß auf einem der abgestorbenen Bäume und flog dann über den gesamten Auwaldbereich. Weit oben im Himmel  ließ sich dann auch noch ein Schwarzstorch beobachten, der aber dann nach Norden abzog. Mittag wurde in 2 Gruppen gemacht, eine Gruppe setzte sich in den nahegelegenen Wirtsgarten und die andere Gruppe picknickte am Beobachtungsturm.

 

Abschluss der Exkursion war dann ein Ausflug zu den Klärteichen der Zuckerfabrik in Plattling. Inzwischen war es sehr heiß geworden, die Klärteiche stanken ziemlich und es gab so gut wie keine Vögel zu beobachten. Die Stimmung wurde langsam schlechter, als sich dann doch noch in einem Klärbecken diverse Limikolenarten zeigten. 2 Stelzenläufer ließen sich gut beobachten und fotografieren, daneben gab es noch Kampfläufer, Alpenstrandläufer und viele Flussregenpfeifer. So stieg die Stimmung wieder, am letzten großen Teich waren dann noch viele Möwen und Enten zu beobachten und zum Ende der Exkursion zeigte sich noch der Wanderfalke auf dem Kamin der Zuckerfabrik.

 

Die Unermüdlichen fuhren dann noch zum Isarstausee nach Eching, und die weniger Ambitionierten ließen die Exkursion in einem Café in Plattling ausklingen. Herrliches Wetter, viele Erlebnisse, tolle Beobachtungen – insgesamt eine gelungene Exkursion.

 

(Text: Pit Brützel; Fotos: Peter Witzan / Ursula Wiegand)