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In der Würm-Eiszeit hat die Ammersee-Gletscherzunge des mächtigen Isar-Loisach-Gletschers Seitenmoränen hinterlassen, die heute die Hänge zwischen Herrsching über Breitbrunn und Inning bis Grafrath bilden. Auf deren wasserdurchlässigem Kies haben sich trockene Böden gebildet. Zusammen mit der west- bis südwest-orientierten, also der Sonne zugewandten Exposition konnten sich dort trockene und nährstoffarme Kalk-Magerrasen etablieren.
Der Höhenzug des „Jaudesbergs“ erstreckt sich, teils bewaldet, östlich von Breitbrunn über etwa einen Kilometer hin. Höchster Punkt mit der Kapelle für den Europa-Heiligen Benedikt ist der „Königsberg“, 617 m über NN und damit 84 m über dem Seespiegel des Ammersees. Diesen Namen verdankt er Ludwig II., der (auch) dort einmal ein Schloss geplant hat. Die wunderbare Aussicht auf den nahen Ammersee, die fernen Bergketten der Ammergauer und Allgäuer Alpen und die sanften Hügel des westlichen Hinterlandes des Ammersees macht diesen - zum Glück nie realisierten - Plan verständlich. Der merkwürdige Name „Jaudesberg“ soll, aus welchen Gründen auch immer, an „Judas“ erinnern. Nur wird zur Abwehr eines Namensfluches dieser „verdammte Name“ nicht direkt ausgesprochen – vom Teufel als „Gottseibeiuns“ ist das ja auch bekannt.
Der Westhang des Königsberges hätte durchaus das Potential für einen blütenreichen Halbtrockenrasen. Er wurde trotz seiner extensiv bewirtschafteten Mähwiesen leider nicht in das umgebende FFH-Gebiet 7932-372 „Ammerseeufer und Leitenwälder“ eingebunden. Belastet wird dieser dem Westwind zugewandte Hang durch die zahlreichen Gleitschirmflieger, die nicht nur die Vogelwelt vertreiben. Sie lassen sich auch vom Wind beim Wiederaufstieg den Hang hinauf vom Wind unterstützen und treten dabei auch noch die Wiesen nieder.
Im südlichen Teil des Jaudesberg-Höhenzuges findet sich eine Pflegefläche des LBV, der Küchenschellenhang.
Der LBV pflegt einen mit 2,8 ha relativ kleinen, südlich des Königsberges im Wald versteckten Trockenhang, der „Küchenschellenhang“ genannt wird. Denn dort war die Küchenschelle (Pulsatilla vulgaris, RL BY 3) noch 1985 „massenhaft vorgekommen“, wie in der damaligen Biotopkartierung vermerkt wurde. Im Jahr 2016 waren grade mal noch drei blühende Exemplare zu finden, aber auch schon 20 Jahre früher war sie fast völlig verschwunden. Über die Gründe wird spekuliert. An mangelnder Pflegemahd des Hanges kann es nicht gelegen haben, wird der Hang doch seit Anfang der 1990er Jahre vom LBV regelmäßig spät gemäht. Es kursiert die Vermutung, gewissenlose Heilpraktiker hätten die in der Volksmedizin als Heilpflanze geführten Küchenschellen ausgegraben. Andere vermuten, dass die Umstellung von einer früheren, aber nicht bezeugten Schafbeweidung auf die Mahd die Ursache sei. Eine weitere These geht davon aus, dass der unvermeidliche Stickstoffeintrag aus der Luft – er entspricht in drei Jahren etwa einer Volldüngung – Ursache sein könnte. Nicht zuletzt wird die Moosbildung auf dem eigentlich sehr trockenen und sonnigen Hang dafür verantwortlich gemacht, dass die mit langer „Flugfeder“ versehenen Samen nicht mehr aufgehen, weil sie auf keinen offenen Boden mehr gelangen – auch das wäre eine Folge ausbleibender Beweidung mit den damit einhergehenden Bodenverletzungen durch Hufe.
In einem von der Regierung von Oberbayern genehmigten Projekt hat der LBV damit begonnen, junge Pflänzchen der Küchenschelle wieder einzupflanzen. Diese wurden aus „autochthonem“ Material, d. h. aus Samen aus der hiesigen Region professionell nachgezogen. In der Zwischenzeit freuen wir uns über die zahlreichen Silberdisteln (Carlina acaulis) - im August 2017 mindestens 54 Blütenstände.
Vereinzelt findet sich der Frühlingsenzian (Gentiana verna, RL BY 3), der Klebrige Lein (Linum viscosum, RL BY 2) und zahlreiche Schlüsselblumen – und zwar von der nicht so häufigen Art der Wiesen-Schlüsselblume (Primula veris). Zuzeiten breitet die Ästige Graslilie (Anthericum ramosum) einen Blütenteppich über den Hang aus. Das Vorkommen der Feuerlilie (Lilium bulbiferum) und der Sumpfgladiole (Gladiolus palustris) führen wir eher auf ein (unerlaubtes) Ausbringen ortsfremder Arten zurück. Kleiner und Begrannter Klappertopf, Wiesen- und Scabiosen-Flockenblume und Wilde Möhre in großer Zahl zeigen aber an: Wenn auch die Zahl der Pflanzenarten der Roten Listen überschaubar ist, so ist doch der Küchenschellenhang durch seine Blumenvielfalt und seinen Blütenreichtum ein wahres Paradies für Heuhüpfer und Tagfalter, vor allem für Bläulinge.
Sorgen bereitet uns das (heimische) Breitblättrige Laserkraut (Laserpitium latifolium), das sich hier wie auch auf anderen wertvollen Flächen auszubreiten droht. Vielleicht liegt das daran, dass die Bäume unterhalb des Hangs höher werden und ihr Schatten das Laserkraut begünstigt.
Die Mahd auf dem unterschiedlich steilen, stufenweise abfallenden Gelände ist nicht immer ganz einfach. Wir lassen gezielt bis zu 25 % der Fläche ungemäht stehen. Damit bleibt vor allem dort das Samenpotential erhalten und Eier und Larven von Insekten überleben, sodass sich die Arten weiter ausbreiten können. Um die Silberdisteln machen wir ohnedies einen Bogen und mähen dort nicht mit dem Balkenmäher, sondern mit der Motorsense. Für alle Mühen entschädigt der freie Blick über die Landschaft, stellenweise auch auf den friedlich daliegenden Ammersee, den „Bauernsee“.
(Text: Horst Guckelsberger / Dr. Rudi Netzsch. Fotos: Horst Guckelsberger)
14. September 2019
Am 14.09.2019 waren bei herrlichstem Wetter wieder 10 Freiwillige bereit, die Teufelswiese auf Schwaden zu rechen.
Da der Landwirt nur den linken Teil befahren kann, musste alles Mähgut dahin geschafft werden.
Neben der Arbeit, konnten wir noch sehr viele blühende Lungen- und Schwalbenwurz-Enziane bewundern.
Nachdem das Zusammenrechen so rasch ging, konnten und wollten wir noch auf den nahen Jaudesberg fahren.
Dort, auf einem steilen, schrägen Hang, kann der Landwirt leider die Schwaden nicht aufnehmen und so mussten wir das Mähgut mit Planen auf einen Haufen herunterziehen.
Leider war von der grossen Blumenpracht vom Frühsommer nichts mehr zu sehen. Hier blühten nämlich der Frühlings- und Stengellose Enzian, Sumpfgladiole, Feuerlilie, Hummelragwurz uvm. . Nur die Silberdisteln leuchteten noch in der Sonne.
(Text + Fotos: Günther Paschek)