Gemeinsam Bayerns Natur schützen

Gilchinger Wildmoos - Beginn der Revitalisierung.

Einstauarbeiten im Wildmoos (Foto: Horst Guckelsberger)
Einstauarbeiten im Wildmoos (Foto: Horst Guckelsberger)

Februar 2022 - Beginn der Wiedervernässung

 

Zwei Jahrzehnte hatten wir die Wiedervernässung gefordert – im Februar 2022 konnte endlich ein Anfang gemacht werden: Am südlichen Rand des zentralen Entwässerungs­graben wurden 31 „Schlitzgräben“ dicht gemacht.

 

„Schlitzgräben“:

Nur etwa 15 cm breite, bis in 80 cm Tiefe reichende Gräben, in denen das im Moorboden gespeicherte Wasser sehr effektiv abfließt. Meistens gehen sie fischgrätartig entlang der ähnlich angelegten Grundstücke auf einen zentralen Entwässerungsgraben zu. Entlang des Haupt­grabens reihen sich deshalb viele Schlitzgräben unterschiedlicher Grund­eigentümer auf.

 

Lange Nut-und Feder-Bretter wurden in den Moorboden gepresst, dazu der Schlitzgraben oberhalb mit Torf aus der Umgebung verfüllt. Dies staut – jetzt schon erkennbar - sehr effektiv das Wasser, das nun nicht mehr über den Zentralgraben abfließt. Ausgewählt werden konnten nur Gräben, deren Grund­eigentümer zugestimmt hatten und deren Anstau den Boden benachbarter Verweigerer nicht beeinträchtigt. Das machte die Aktion zumindest aufwändiger. Begünstigt wird dadurch vorerst nur ein kleiner Abschnitt im Wildmoos. Es besteht aber begründete Aus­sicht, dass im Herbst 2022 eine ähnliche Maßnahme weiter unterhalb möglich sein wird.

 

In der Öffentlichkeit werden Rettung und Revitalisierung von Mooren neuerdings vorwie­gend unter dem Gesichtspunkt des Klimaschutzes diskutiert. Darüber sollte aber nicht vergessen werden, dass damit immer schon auch die Bewahrung eines einzigartigen, wertvollen Naturraumes verbunden war und ist. Die Süddeutsche Zeitung hat mit diesem Artikel über die Aktion berichtet.

Stau im Jahr 2023 (Foto: Claudius Birke)
Stau im Jahr 2023 (Foto: Claudius Birke)

2023  Abschluss der Stauarbeiten - jetzt kann das Moor aufleben

 

Der zweite, größere Schritt bei der Wiedervernässung des Gilchinger Wildmooses wurde Ende Februar 2023 in Angriff genommen, wieder mit dem Moorbagger auf breiten Ketten. Nun wurden nicht nur nördlich, sondern auch südlich des zentralen Pfades Schlitzgräben ver­schlossen – diesmal 79. Zusammen mit den 31 Schlitzgräben von 2022 halten nun 110 kleine Stauwerke – tief ein­ge­rammte Nut- und Federbretter, mit Torf aus der direkten Umgebung hinterfüllt – das Wasser im Moor zurück. Zusätzlich wurden vorwiegend Fichten entfernt, weil sie dem Moorboden zusätzlich Wasser entziehen Von den 45 ha des Natur­schutz­ge­bietes „Wildmoos“ werden damit 34 ha wieder­vernässt, drei Viertel also. (Dabei hat das NSG auch Flächen mit Mineralboden)

 

Damit steigt die Chance, dass sich die für ein Moor typische Vegetation allmählich wieder einstellt: Der „insektenfressende“ Sonnentau, die (Torf­ bildenden) Woll­gräser, die Spirken, Moorkiefern; aber auch die daran angepasste Tierwelt, etwa Amphibien und Libellen. Ganz wichtig sind die torf­bil­den­den Moose. Anders als Nadelwaldboden können Torfmoose bis zum 30-fachen ihres Eigengewichts an Wasser sammeln. Damit können sie Hochwasser­spitzen der häufiger wer­denden „Stark­regen­­ereignissen“ für mehrere Tage abfedern und Wasser speichern. Durch die Torfbildung wird klima­schäd­liches CO2 gebunden, durch die Ver­nässung der Abbau der alten Torfschicht und damit die Freisetzung von CO2 gestoppt. Erste Neubildungen von Torfmoosen zeigen sich schon hinter den Stau­werken von 2022. Sie wachsen ein. Und: Die ursprüngliche Idee, den zentralen Entwässerungs­graben zu ver­schließen, braucht man nicht mehr zu verfolgen: Durch den Verschluss der Schlitz­gräben führt er in­zwischen ohnehin fast kein Wasser mehr.

 

Trotz engagierter Überzeugungsarbeit durch die Naturschutzbehörde hatten leider immer noch einige Grundbesitzer der Wieder­vernässung nicht zugestimmt. Das hatte zur Folge, dass um diese Parzellen herum geplant, geholzt und gebaggert werden musste. Die Süddeutsche Zeitung berichtete mit diesem Artikel über die Einstauaktion.

 

Wir freuen uns sehr, dass unser seit Jahr­zehnten verfolgtes und eingefordertes Herzensanliegen nun soweit gediehen ist. Zu unserer Hoffnung gehört, dass davon auch „unser“ Wuchsort der seltenen Strauchbirke profitieren wird. Auf jeden Fall danken wir Herrn Landrat Frey und den Mitarbeiter­innen und Mitarbeitern der Unteren und Höheren Naturschutzbehörde, hier insbesondere Frau Gansneder (uNb) und Frau Siuada (hNb) für ihr lang an­dauern­des Engagement.

 

Text: Horst Guckelsberger (im März 2023)

 

Bildergalerie von den Einstauarbeiten in den Jahren 2022/2023