2023 Abschluss der Stauarbeiten - jetzt kann das Moor aufleben
Der zweite, größere Schritt bei der Wiedervernässung des Gilchinger Wildmooses wurde Ende Februar 2023 in Angriff genommen, wieder mit dem Moorbagger auf breiten Ketten. Nun wurden nicht nur
nördlich, sondern auch südlich des zentralen Pfades Schlitzgräben verschlossen – diesmal 79. Zusammen mit den 31 Schlitzgräben von 2022 halten nun 110 kleine Stauwerke – tief eingerammte Nut-
und Federbretter, mit Torf aus der direkten Umgebung hinterfüllt – das Wasser im Moor zurück. Zusätzlich wurden vorwiegend Fichten entfernt, weil sie dem Moorboden zusätzlich Wasser entziehen Von
den 45 ha des Naturschutzgebietes „Wildmoos“ werden damit 34 ha wiedervernässt, drei Viertel also. (Dabei hat das NSG auch Flächen mit Mineralboden)
Damit steigt die Chance, dass sich die für ein Moor typische Vegetation allmählich wieder einstellt: Der „insektenfressende“ Sonnentau, die (Torf bildenden) Wollgräser, die Spirken,
Moorkiefern; aber auch die daran angepasste Tierwelt, etwa Amphibien und Libellen. Ganz wichtig sind die torfbildenden Moose. Anders als Nadelwaldboden können Torfmoose bis zum 30-fachen ihres
Eigengewichts an Wasser sammeln. Damit können sie Hochwasserspitzen der häufiger werdenden „Starkregenereignissen“ für mehrere Tage abfedern und Wasser speichern. Durch die Torfbildung wird
klimaschädliches CO2 gebunden, durch die Vernässung der Abbau der alten Torfschicht und damit die Freisetzung von CO2 gestoppt. Erste Neubildungen von Torfmoosen zeigen sich schon hinter den
Stauwerken von 2022. Sie wachsen ein. Und: Die ursprüngliche Idee, den zentralen Entwässerungsgraben zu verschließen, braucht man nicht mehr zu verfolgen: Durch den Verschluss der
Schlitzgräben führt er inzwischen ohnehin fast kein Wasser mehr.
Trotz engagierter Überzeugungsarbeit durch die Naturschutzbehörde hatten leider immer noch einige Grundbesitzer der Wiedervernässung nicht zugestimmt. Das hatte zur Folge, dass um diese
Parzellen herum geplant, geholzt und gebaggert werden musste. Die Süddeutsche Zeitung berichtete mit diesem
Artikel über die Einstauaktion.
Wir freuen uns sehr, dass unser seit Jahrzehnten verfolgtes und eingefordertes Herzensanliegen nun soweit gediehen ist. Zu unserer Hoffnung gehört, dass davon auch „unser“ Wuchsort der seltenen
Strauchbirke profitieren wird. Auf jeden Fall danken wir Herrn Landrat Frey und den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Unteren und Höheren Naturschutzbehörde, hier insbesondere Frau Gansneder
(uNb) und Frau Siuada (hNb) für ihr lang andauerndes Engagement.
Text: Horst Guckelsberger (im März 2023)