Gemeinsam Bayerns Natur schützen

Igel-Netzwerk im Landkreis Starnberg

Jedes Jahr im Herbst landen unzählige Igel in den Tierheimen. Viele leiden unter Pilzinfektionen oder übermäßigem Parasitenbefall, aber die große Anzahl bringt die Tierheime oft an ihre Grenzen. Selbst wenn sie wieder gesund sind, können sie oft nicht an ihren Fundort zurückgebracht werden. Sie brauchen einen sicheren Platz zum Überwintern.

 

Im Landkreis Starnberg haben sich deshalb engagierte Igelschützer und der LBV zusammengetan, um das Tierheim zu unterstützen. Über eine Zeitungsanzeige wurden schon im Oktober interessierte Mitbürger zur Mithilfe aufgerufen. Am Tag der offenen Tür konnten sie sich informieren, wie sie Winterquartiere für gesund gepflegte Igel bereitstellen können.

Mehr als 60 Igelfreunde wollten helfen und ließen sich registrieren. Seitdem werden sie über eine WhatsApp-Gruppe über abgabebereite Igel informiert, die dann im Tierheim abgeholt werden können. Bis Ende Januar haben auf diesem Weg schon 38 Igel einen Schlafplatz für den Winter gefunden und meist auch ein neues Zuhause für das nächste Igeljahr. Die Saison ist aber noch nicht zu Ende, weitere Igel werden auch im Februar noch Schlafplätze brauchen.

 

Für besonders Interessierte konnte der LBV über die Volkshochschule außerdem einen 2-tägigen Igelpflegekurs organisieren. Der Wildtierpfleger des Tierheims Starnberg und eine ehrenamtliche Igelpflegerin berichteten von ihrer jahrelange Erfahrung im Umgang mit hilfsbedürftigen Igeln.

 

Wer Näheres über die Igelüberwinterungsaktion erfahren möchte, kann sich gerne an Claudia Trepte, Jugendbeauftragte des LBV Starnberg, wenden (claudia.trepte@lbv.de).

 

(Text: Claudia Trepte; Fotos: Simona Zerr)

Bericht über die aufwendige Pflege in der Saison 2024/2025

Als der Igel als Wildtier des Jahres Im Januar 2025 vom Alpenschneehasen abgelöst wurde, war die Igel-Saison in vielen Igel-Stationen noch nicht zu Ende. 

 

Bei mir gingen die letzten beiden Igel erst Anfang Februar in den Winterschlaf. Zeit zum Aufatmen nach einer langen Igel-Saison

 

Es hatte sehr früh begonnen mit gleich zwei Würfen verwaister Igelbabys Ende August. Diese Winzlinge brauchen besonders viel Pflege.

 

Bis sie alleine trinken können, müssen sie alle 2-4 Stunden mit einer Ersatzmilch gefüttert werden, auch nachts. Aber sie wachsen schnell und nach 5-6 Wochen sind sie selbständig genug um in einer naturnahen Umgebung ihrer Wege zu gehen.

 

Doch auch Jung-Igel, die mit der Mutter aufwachsen, müssen nach 6 Wochen alleine zurechtkommen. Sie haben es nicht immer leicht ausreichend Nahrung zu finden um bis zum Herbst genügend Fettreserven für den Winterschlaf aufbauen. Besonders in aufgeräumten Gärten oder wenn längere Zeit sehr nass oder aber sehr trocken ist, sind Insekten als Hauptnahrung des Igels Mangelware. Wenn es dann ab Oktober kälter wird, werden manchmal Winzlinge mit 200-300g gefunden. Dann ist meist Eile geboten, besonders wenn der Igel bereits unterkühlt ist oder Fliegen ihre Eier auf dem schwachen Tier abgelegt haben.

 

Erste Hilfe erfordert oft viel Geduld von Igelpflegern und ist leider nicht immer von Erfolg gekrönt. Manchmal ist es einfach zu spät. Besonders schwer treffen einen die Fälle, um die man lange gekämpft hat und dann doch nicht helfen konnte. Oder wenn man irgendwann feststellen muss, dass der Igel trotz aller Bemühungen und medizinischer Hilfe kein lebenswertes Leben als Wildtier mehr erlangen wird und doch eingeschläfert werden muss.

 

Aber auch Igeln, die rechtzeitig gefunden werden und deren Zustand sich in den ersten Stunden in Obhut stabilisiert, steht häufig eine längere Rehabilitation bevor. Meistens ist es nicht allein der Mangel an Nahrung, der den Igel geschwächt hat. Wenn Insekten nicht in ausreichendem Maße zur Verfügung stehen, fressen Igel zur Not auch Schnecken und Regenwürmer. Diese übertragen leider verschiede Parasiten, die den Igel weiter schwächen.

 

Um einem kranken Igel zu helfen, ist der nächste Schritt also, herauszufinden was ihm fehlt. Hat er Verletzungen? Welche Parasiten plagen den Igel? Verschiedenen Parasiten benötigen unterschiedliche Medikamente, die gegeben falls nacheinander mehre Tage lang gegeben werden müssen. Das dauert. Auch danach können Igel noch nicht gleich in Winterschlaf gehen, denn die Medikamente müssen erst noch einige Tage lang vollständig verstoffwechselt werden. Hoffentlich hat der Igel in der Zwischenzeit genügend Gewicht zugelegt um den Winterschlaf gut zu überstehen oder direkt wieder ausgewildert werden.

 

Für die Zeit der medizinischen Behandlung und um möglichst rasch zuzunehmen, wird der Igel bei Zimmertemperatur im Haus untergebracht. Täglich muss der Käfig gereinigt, gefüttert und falls nötig eben Medikamente geben werden. Zeitaufwand pro Igel etwa 10-20 Minuten pro Tag, über mehrere Wochen, und womöglich nicht nur für einen Igel.

 

Natürlich gibt es auch viele schöne Momente, schlussendlich dann, wenn ein Igel wieder gesund in die Freiheit entlassen werden kann. Aber auch während der Zeit der Pflege gibt es Dinge zum Schmunzeln, etwa, wenn sich die Persönlichkeit der verschiedenen Igel zeigt. Da ist der Neugierige, der beim Putzen des Käfigs die Nase aus den Schlafhäuschen steckt um nachzusehen, was los ist und ob es vielleicht einen Leckerbissen gibt.

 

Da ist der Kletterkünstler, der nachts die Käfiggitter erklimmt. Oder der Scheue, den man nur zu Gesicht bekommt, wenn man ihn zur regelmäßigen Gewichtskontrolle aus dem Versteck herausholt. Oder auch die Kratzbürste, die faucht sobald man den Käfig berührt und erst aufhört, wenn man den Raum wieder verlässt.

 

Im letzten Herbst gab es in den Igelstationen und Tierheimen fast überall einen Aufnahmestopp für Igel. Ein Zeichen, dass es den Igeln in unserer Umgebung nicht gut geht.

 

Vielleicht ist es an der Zeit die Natur und auch den eigenen Garten mal mit den Augen eines Igels zu sehen. Gibt es viele verschiedenen einheimische Pflanzen, an denen Insekten zu finden sind, oder vorwiegend kurz geschorenen Rasen?

 

Gibt es irgendwo Wasser zu trinken? Gibt es Büschen, unter denen sich ein Igel verstecken kann und auch Laub findet um ungestört ein Nest zu bauen? Das ganze Jahr über, nicht nur im Winter? Ist es möglich durch den Zaun in den nächsten Garten zu schlüpfen? Denn der Aktionsradius eines Igels ist 20-30 Hektar, bei Männchen sogar bis 100 Hektar.

 

Wer noch mehr über Igel erfahren möchte und wie wir dazu beitragen können, dass Igel besser in unserer Umgebung leben können und weniger oft Hilfe brauchen, der findet hier Tipps und Informationen: https://www.igel-in-bayern.de/wissenswertes/.

 

Text und Bilder: Claudia Trepte