Gemeinsam Bayerns Natur schützen

"Reason for Hope - Die Wiederansiedlung eines Zugvogels”

11.12.2025

Helena Wehner, Foto: Klaus Gottschaldt
Helena Wehner, Foto: Klaus Gottschaldt

Zu unserem spannenden Vortrag über das Wiederansiedelungs-projekt des Waldrapps sind zahlreiche Interessierte nach Stegen gekommen, online haben ebenso viele daran teilgenommen. 

 

Helena Wehner, seit 2019 Ziehmutter und wissenschaftliche Mitarbeiterin beim Waldrappteam, jetzt Doktorandin an der Universität Würzburg und dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt, berichtete von ihren Erfahrungen den Sommer mit den Waldrappen zu verbringen, welche Herausforderung die Wiederansiedlung eines Zugvogels mit sich bringt und vor welche Gefahren der Waldrapp noch immer gestellt wird.

 

Nach einer kurzen Vorstellung begann Helena mit dem Porträt und dem geschichtlichen Hintergrund des  Waldrapps.

Er ist gut an seinen langen Schopffedern, dem langen roten Schnabel und seiner kahlen Kopfhaut erkennbar. Deshalb wird er manchmal mit einem Geier verwechselt und als „hässlicher Vogel” abgetan. Bei Helena ist das Gegenteil der Fall.

 

Mit seinen einzigartig lila und grün leuchtenden Federn ist dieser Geselle in ihren Augen ein richtig schöner Vogel, der ihr Leben stark beeinflusst hat.

 

Ausflug in die Geschichte

Der Waldrapp war ursprünglich eine in Europa weit verbreitete Vogelart. Er wurde jedoch bereits im 17. Jahrhundert ausgerottet und mit Ausnahme einer Kolonie in Marokko waren alle Bestände auch außerhalb Europas verschwunden. Hauptursache dafür war die Bejagung durch den Menschen. Denn sein Fleisch war als Delikatesse gefragt. 

 

Vor etwa 20 Jahren wurde der Versuch gestartet, den Waldrapp in Europa wieder heimisch werden zu lassen. Ausgangspunkt waren Zoopopulationen und die Idee, dass der Mensch Leitvogel für Zugvögel werden kann. So entstanden mit der Zeit neue europäische Brutkolonien in Salzburg, Überlingen am Bodensee und Burghausen in Bayern. Zur etwa gleichen Zeit wurde wurde auch in Spanien ein Wiederansiedelungsprojekt gestartet.

 

Die Arbeit als "Zieheltern"

Der erste Kükenkontakt mit den Zieheltern
Der erste Kükenkontakt mit den Zieheltern

Alles beginnt mit der Aufzucht und Prägung der Küken. Die 32 bis 36 Vögel sind auf neun Nester aufgeteilt und werden täglich von 7 bis 22 Uhr von zwei Zieheltern gleichermaßen gefüttert und betreut. Von Beginn an tragen beide Zieheltern gelbe Kleidung, damit sie aufgrund ihrer Signalfarbe auch später noch erkannt werden.

Mit 35 bis 40 Tagen – meist Mitte Mai - findet der Umzug in ein Trainingscamp statt. Dort werden die Flugmuskulatur gestärkt und die Flügel auf den Flug vorbereitet. Wenn alle ihren ersten Flug in die Voliere geschafft haben, geht es gemeinsam nach draußen. Es folgt die Gewöhnung an das Fluggerät mit dem ebenfalls gelben Schirm, dann kann der erste Ausflug mit einer Strecke von etwa 80 km gestartet werden. Ähnlich wie Kraniche formieren sich die Vögel in einer Kette, um Energie zu sparen.

 

Die Reise kann beginnen

Im weiteren Verlauf berichtet Helena von den Herausforderungen, die Alpen zu überqueren, und davon, dass das Zeitfenster für optimale Flugbedingungen immer kleiner wird. Außerdem erzählt sie, wie 2023 die zusätzliche Flugroute nach Spanien entstand und die Strecke sich dadurch von einstmals 800–900 km auf 2.500 km mit 20 Etappen verlängerte.

Ihre erste Ankunft im Wintergebiet hat sie noch besonders gut in Erinnerung. Zur Begrüßung waren sogar Fernsehsender und ganze Schulklassen vor Ort und sie wurden mit großer Herzlichkeit in Empfang genommen. Noch schöner zu sehen war es, als die Volieren für den Freiflug geöffnet wurden und die Zieheltern mit lachendem und weinendem Auge Abschied von den Tieren nehmen mussten.

 

Herzliche Begrüßung im Wintergebiet
Herzliche Begrüßung im Wintergebiet

Ohne Bodenpersonal nicht vorstellbar

 Zum Abschluss ihres Vortrags betonte Helena, dass der reibungslose Ablauf nur durch das Engagement des zehn bis fünfzehn Personen starken Bodenteams möglich ist. Schließlich müssen täglich die Volieren auf- und abgebaut, Essen für Mensch und Tier zum nächsten Etappenstandort transportiert und ständige Rufbereitschaft gezeigt werden.

 

Mit großem Beifall endete der Vortrag über die gemeinsame Reise des Waldrapps. Anschließend wurden zahlreiche Fragen aus dem Publikum beantwortet und in kleiner werdender Runde wurde noch gemütlich getrunken und erzählt.

 

Wir bedanken uns bei Helena für diesen erfrischenden Vortrag und wünschen ihr für ihre Doktorarbeit zu diesem Thema alles Gute.

  

(Text: Katharina Roppert-Engert)
Quelle Bildmaterial: Vortrag Helena Wehner