Gemeinsam Bayerns Natur schützen

Führung durch den Forstlichen Versuchsgarten in Grafrath

19.05.2025

Fast 20 Interessierte sind unserer Einladung in den forstlichen Versuchsgarten nach Grafrath gefolgt.

 

Nach der Begrüßung durch den dortigen Mitarbeiter Herrn Piepenburg gab es eine kurze Einführung zu Entstehung und Hintergrund dieses Waldes und warum der Aufbau klimastabiler Mischwälder in Punto Klimawandel so wichtig ist.

 

So wurde der Versuchsgarten bereits 1881gegründet - initiiert von König Ludwig II. Waren es zur Anfangszeit gerade mal 8 ha, ist das Areal bis heute auf stolze 34 ha angewachsen. Dass mitten in Grafrath ein solcher Versuchsgarten überhaupt entstehen konnte, ist dem Deutschen Forstwissenschaftler Heinrich Mayr zu verdanken.

 

 

Seither sind inzwischen etwa 200 fremdländische Baumarten aus Amerika, Europa und Asien zu besichtigen. Der älteste Mammutbaum wurde 1893 gepflanzt. Erst seit den 80-Jahren wurde der Garten Stück für Stück für die Öffentlichkeit zugänglich. Seit dem Jahr 2000 stehen Umweltbildung und Waldpädagogik im Mittelpunkt.

 

Erste Station unseres Rundganges war eine stattliche Baumhasel, die inzwischen immer häufiger vor allem in Städten anzutreffen ist. Als konkurrenzschwache Art ist sie sehr dürretolerant und verträgt auch Spätfröste sehr gut. Durch diese Eigenschaften gewinnt sie zunehmend an Bedeutung.  

 

Nächster Stopp war zwischen zwei Kastanien: die Rosskastanie und die Esskastanie, wobei eine der beiden gar keine Kastanie ist. Letztere gehört nämlich zur Familie der Buchengewächse und ist mit der uns bekannten gewöhnlichen Rosskastanie nicht verwandt. Bereits König Ludwig I. war von den Früchten der Esskastanie so sehr angetan, dass er rund um seine Sommerresidenz in der Pfalz 10.000 Exemplare pflanzen ließ.

 

Als es vorbei an einigen auffallend dicht mit Efeu bewachsenen Bäumen ging, kam die Frage auf, ob solch dichtes Efeu den Bäumen grundsätzlich schadet? Eher nicht, so die Antwort von Herrn Piepenburg. Denn Efeu ist – wie fälschlicherweise oft angenommen - kein Parasit und entzieht den Bäumen weder Nährstoffe noch Wasser. Vielmehr kann er für sie von Vorteil sein, indem er den Stamm im Sommer beschattet und im Winter vor Frost schützt. Erst wenn die Baumkronen „befallen“ werden sollten, ist ein Rückschnitt angezeigt. Die Efeu-Seidenbiene hat sich sogar auf den Efeu spezialisiert, ohne seine Blüten findet sie keine Nahrung.

 

 Eine imposante Douglasie sorgte für den nächsten Halt. Dieses ursprünglich in Nordamerika heimische und in Europa forstlich angebaute Nadelgehölz ist für sein schnelles Wachstum bekannt, denn sie wächst weitaus schneller als die Fichte. Douglasien weisen allerdings eine geringe Artenvielfalt von Käfern und Insekten auf. Daher sind in Douglasien-Wäldern viel seltener Vögel anzutreffen. Auch Pilze meiden diesen Baum.

 

Ökologisch ebenfalls eher uninteressant ist die Scheinzypresse. Interessant dafür ist die Verwendung in Japan. Denn für den Bau von Shinto-Tempeln und anderen sakralen Bauwerken wird ausschließlich die dortige Hinoki-Scheinzypresse verwendet. 

 

Die größte Tannenart der Welt wartete in unmittelbarer Nachbarschaft auf uns. Die Küstentanne wird bis zu 90 Meter hoch und kann einen Stammdurchmesser von über 2 Meter nachweisen.  Sie erreicht zudem ein Höchstalter von rund 300 Jahren.

Imposant war die Begegnung mit der ebenfalls aus Nordamerika stammenden Schwarznuss. Ebenfalls eine Walnussart, deren Wachstumsgeschwindigkeit bis über 1 Meter pro Jahr betragen kann. Im Querschnitt betrachtet ist die Nuss ein regelrechtes filigranes Kunststück (siehe Bild).

 

Denkt man an Weihnachten, kommt einem sogleich die an unsere Wohnzimmer angepasste Nordmanntanne in den Sinn. Diese stattliche Tanne kann aber bis zu 30 Meter hoch werden, dabei wächst sie nur zehn bis zwölf Zentimeter im Jahr. Bis die Samen allerdings bei unseren Baumschulen ankommen, haben sie eine aufwendige Ernte, Verarbeitung und zudem weite Reise hinter sich. Sie stammen aus Georgien und dem Kaukasus, wo die Zapfen in luftiger Höhe noch per Hand gepflückt werden. 

 

 

Highlight des Rundweges war ein Mammutbaum mit einer Höhe von etwa 35 Metern. Allerdings haben wir gelernt, dass er noch ein „Baby“ mit seinen rund 100 Jahren ist. Denn dieser Baum kann bis zu 3000 Jahre alt werden. Man mag kaum glauben, dass er ein Flachwurzler mit einem etwa 60 Meter Wurzelteller ist. Sein Überlebensgarant: die weiche, korkartige nicht brennbare Rinde.

 

Auf dem Rückweg ging es noch vorbei an einer Ansammlung von mächtigen Eibenäumen, die aufgrund ihrer Übernutzung nur noch selten anzutreffen sind.

Eine Elsbeere (deren Brand mit 500 € je Liter zu einer der teuersten zählt)  stand am Wegesrand und kurz vor Ende des Rundweges hat uns Herrn Piepenburg die Historie des Riesenlebensbaum erläutert:

 

Der Riesenlebensbaum (Thuja plicata) war für die Ureinwohner Nordamerikas ein Baum von immenser Bedeutung. Sie nutzten ihn zum Bau von Häusern und Kanus, aber vor allem auch das „Thujon“ für medizinische Zwecke. Bis heute wird er als Heilpflanze verehrt, es wird ihm sogar eine spirituelle Kraft zugeschrieben.

 

 

Ein ganz herzliches Dankeschön gilt Herrn Piepenburg für diese sehr interessante Exkursion in die Geschichte der Bäume und Wälder, aber auch für die Spende aller Teilnehmer zum Ende der Veranstaltung.

 

Wer sich selbst einmal eine Eindruck davon machen möchte:

Der Versuchsgarten ist vom 1. März bis 31. Oktober täglich, auch an Sonn- und Feiertagen, von 8:00 Uhr bis 18:00 Uhr geöffnet. Nähere Infos unter

https://www.baysf.de/de/wald-erkunden/ausflugsziele-tipps/versuchsgarten-grafrath.html

 

(Text und Bildmaterial: Katharina Roppert-Engert)