Gemeinsam Bayerns Natur schützen

Neues von der Zeitlerwiese

20.3.2025

Unsere LBV-eigene „Zeitler-Wiese“ nahe Kampberg mit ihren knapp 6 ha und ihren sehr unterschiedlichen Teilflächen ist immer wieder für eine Überraschung gut. So entwickelt sich der 2019 noch stark verbuschte sog. „Caprivi-Zipfel“ dank der zweischürigen Mahden inzwischen schrittweise, aber erstaunlich schnell hin zu einer Streuwiese. 

Foto: Biberaufstau Horst Guckelsberger
Foto: Biberaufstau Horst Guckelsberger

2021 überraschte uns das Werk eines Bibers am sog. Diagonalgraben, der den tieferliegenden Teil des Geländes durchquert und entwässert. Er staute den Graben bis über dessen Oberkante, setzte große Teile der Senke unter Wasser und überschwemmte die bisherige Hochstaudenflur, ein bislang recht wertvolles Habitat für Schmetterlinge.

 

Ab 2022 mehrten sich die Anzeichen dafür, dass etliche Fichten - vielleicht vom „Biber-Anstau“ geschwächt - vom Borkenkäfer befallen sind. Das Waldgesetz verpflichtet uns, befallenen Bäume umgehend zu entfernen, um eine Ausbreitung hinein in den benachbarten Bestand zu verhindern.

 

Das Fällen und der Abtransport der ausgewachsenen Fichten wären für uns völlig unmöglich gewesen. Daher kontaktierte Claudius Birke den Forstbetrieb, der im benachbarten Hochwald arbeitet.

 

 

 

Bevor dieser tätig werden konnte, mussten „Bewirtschaftungshindernisse“, also die kleineren Bäume und Gebüsche, die den Zugang zu den zu fällenden Fichten erschweren, beseitigt werden. Zudem waren nicht alle Bereiche aufgrund des moorigen Untergrunds mit schweren Maschinen erreichbar. So musste auch hier händisch gefällt werden.

Foto: Försterbegang
Foto: Försterbegang

 

Da diese Forstarbeiten idealerweise bei Bodenfrost durchgeführt werden sollten, rückten im Winter 2022 unsere freiwilligen Helfer mit Motorsägen und Astscheren aus, um die Fichten „freizustellen“ und zu entfernen. Noch weitaus mühsamer und zeitaufwändiger war das Herausziehen der Stämme und Äste auf Sammelplätze, wo das holzige Material für die Verwertung als Brennholz und Hackschnitzel abgeholt wurde. Die wertvollen Stammabschnitte wurden über die Waldbesitzervereinigung verkauft.

 

Großer Wert gelegt wurde bei den Arbeiten darauf, die Feuchtwiesen – vor allem das „Orchideendreieck“ mit seinem schönen Bestand an verschiedenen Knabenkraut-Orchideen – nicht zu schädigen. Nach den endgültigen Baumfällungen und dem Herausziehen des Astmaterials eröffnete sich nun ein völlig neuer Blick auf dieses bislang schwer zugängliche, ca. 2.000 qm große Gelände.

 

Foto: Claudius Birke
Foto: Claudius Birke

Jetzt zeigte sich, dass es von mehreren stark wasserführenden Rinnsalen durchzogen wird und teilweise außerordentlich nass ist.

Gemäß Waldgesetz muss ein Wald nach einem Sturmschaden oder Käferbefall wieder aufgeforstet werden.  Uns kamen hier aber ganz andere Ideen. Da das stark gefährdete Wald-Wiesenvögelchen (Coenonympha hero) – eine Schmetterlingsart der feuchten und lichten Waldübergangsbereiche – hier noch ein letztes Vorkommen aufweist, war unser oberstes Ziel diese Art zu fördern. Ein schöner blumenreicher Schmetterlingssaum mit Feuchtgebüschen als Übergang zum benachbarten Hochwald wäre hier das Ideal.

Ein Rodungsantrag wurde gestellt und genehmigt, so dass keine Aufforstung mehr nötig war. Dann galt es abzuwarten was hier für ein Samenpotential im Boden schlummert und sich entwickeln wird.

Nach einem ersten intensiven und sicher noch nicht abgeschlossenen Kampf gegen das invasive „Indische Springkraut“, entwickelte sich wie erhofft, bereits in den ersten beiden Jahren ein artenreicher Saum nasser Standorte mit Kohldistel, Mädesüß, Wasserdost, Engelwurz, Pfeifengras…. Ein neuer Lebensraum für unsere Schmetterlinge.

 

Foto: Claudius Birke
Foto: Claudius Birke

Im Sommer 2023 zeigte sich jedoch, dass nach längeren Trockenperioden die wasserführenden Rinnsale trockenfielen. Aus Gesichtspunkten des Klimaschutzes sollte ein Austrocken von Moorböden dringend verhindert werden. Dies begünstigt eine Mineralisierung des Torfkörpers und somit ein Ausgasen von CO2. Aber auch für unsere stark gefährdeten Schmetterlinge ist eine konstante Durchfeuchtung des Bodens hier essenziell. Daher wurden umgehend zusammen mit den Moorberatern am Landratsamt Weilheim Überlegungen zu möglichen Stauszenarien angestellt. Ein Grabenaufstau könnte das Problem hier lösen.

 

Es wurden alle nötigen Genehmigungen und Zustimmungen eingeholt und ein Antrag nach der Landschaftspflege- und Naturparkrichtlinie (LNPR) bei der Regierung von Oberbayern gestellt. 

 

Moorschutzmaßnahmen werden durch den Freistaat Bayern (Bayerisches Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz (StMUV)) stark gefördert. 

Foto: Claudius Birke
Foto: Claudius Birke

Nach einer Bewilligung konnte dann im Winter 2024 der Auftrag an ein lokales Landschaftspflege-Unternehmen vergeben werden. Gerade noch rechtzeitig bei ausreichend Bodenfrost rückte dann im Januar 2025 der Moorbagger an und verbaute im geplanten Graben einen ca. 2 Meter breiten Damm aus Nut- und Federbrettern.

 

Eine dicke Schicht aus entnommenem Torf hinterfüttert und dichtet alles ab und sorgt dafür, dass das Holz unter Luftabschluss nicht verrottet. Ziel ist es, einen dauerhaften Anstau von 5 bis 10 cm unterhalb der Geländeoberkante zu erreichen. Wir sind gespannt, wie die Fläche sich in diesem Sommer entwickelt. In den kommenden Jahren sollen dann sukzessive die weiteren Gräben aufgestaut werden.

 

Zum Schluss großer Dank und Anerkennung den vielen Helfern, die sich bei einer ganzen Reihe von mühsamen Aktionen engagiert haben!


Horst Guckelsberger und Claudius Birke

 

Foto: Claudius Birke
Foto: Claudius Birke