Gemeinsam Bayerns Natur schützen

Schwalbennotruf mit Besuch bei "Vogelpapa" Gerhard Wendl

18.09.2024

Eine Box mit hungrigen Mehlschwalben
Eine Box mit hungrigen Mehlschwalben

Es war der 16. September, der erste Tag nach meinem Sommerurlaub und ich hatte mich schon auf einiges an Arbeit eingestellt. Dass es ein Notfall-Telefontag werden würde, ahnte ich um halb acht Uhr morgens noch nicht.

 

Eine E-Mail mit einer Totfundmeldung von ca. 30 Schwalben in Feldafing ließ schnell Schlimmes erahnen. Denn in den Tagen zuvor hatte es einen extremen Wetterumschwung mit Dauerregen gegeben. Die Folge: es fliegen zu wenige Insekten und die Flugjäger finden keine Nahrung. Sie entkräften und werden schlichtweg unfähig, die lange Reise in den Süden anzutreten.

 

Im Laufe des Tages gingen jede Menge weitere Meldungen, meist telefonisch, von besorgten Bürgern ein. Die Abarbeitung der liegengebliebenen Mails wurde vorerst zurückgestellt. Beratungsgespräche und die Vermittlung von geschwächten Vögeln hatten Vorrang.

 

Der Folgetag entwickelte sich sehr ähnlich. Als ich mich mittags auf den Heimweg machen wollte, stellte sich mir die Frage: Was kann ich heute noch Sinnvolles tun und wo kann ich aktiv Hilfe leisten? Und wer wäre dafür besser geeignet als der weit über die Landkreisgrenzen hinaus bekannte Gerhard Wendl mit seiner Auffangstation in Olching. Im Übrigen und bedauerlicherweise die Einzige im Umkreis. Ich bot ihm meine Unterstützung an, die er dankend annahm. Denn bereits am Telefon ließ er mich wissen, dass bei ihm absoluter Notstand herrscht. Also: nicht ab nach Hause, sondern ab nach Olching.

 

Mehlwürmer oder Heimchen standen auf dem Speiseplan
Mehlwürmer oder Heimchen standen auf dem Speiseplan

 

Dort angekommen empfingen mich schon die ersten Transportkörbe mit jeder Menge abgegebenen Schwalben. Zu meiner Überraschung war auch schon ein Helfer vor Ort, der sich als Aktiver der ASO (Arbeitsgemeinschaft Starnberger Ornithologen) herausstellte. Er war schon seit einiger Zeit damit beschäftigt, die geschwächten Tiere mittels Pinzette mit Mehlwürmern oder Heimchen zu füttern. Er hatte selbst Schwalben zu Gerhard Wendl gebracht und wollte seine Freizeit sinnvoll nutzen und helfen.

 

Nach einer kurzen Einführung wagte ich mich auch an die Fütterung und konnte mich bald über die ersten gefüllten Schnäbel freuen. Mit der Zeit ging es mir immer leichter von der Hand. Nach etwa drei Stunden kam ein Mitarbeiter des Münchner Tierheims, um die inzwischen über 100 gefütterten Vögel abzuholen, damit sie dort weiter versorgt werden können. Im Gepäck - quasi als Austausch - hatte er eine Amsel, einen Fitis und zwei Mönchsgrasmücken. Diese waren für die Auswilderung durch Gerhard Wendl bestimmt. Während der ganzen Zeit klingelte das Handy von Herrn Wendl etwa 8 weitere Male und gebracht wurden 4 weitere „Schwalben-Päckchen“.

Nach getaner Arbeit führte mich Herr Wendl noch durch das Gelände. Ein Idyll mit großen Volieren, Biotopen und mir bis dahin völlig unbekannten Pflanzen, deren Vielzahl an Namen ich mir nicht einmal ansatzweise merken konnte.

 

Verlassen habe ich die Auffangstation mit jeder Menge positiver Eindrücke und dem Versprechen, dass dies zwar der erste, aber sicherlich nicht der letzte Besuch war. Wie schön es doch wäre, einen Herrn Wendel auch in unserer Nähe zu haben…. Dankbar für diesen sinnstiftenden Nachmittag ging`s dann ab nach Hause.

 

Einen Ratgeber zum Fund von entkräfteten Schwalben und Mauerseglern können Sie hier nachlesen.

 

Steckbrief Gerhard Wendl:

Alter: 80 Jahre

Ehemaliger Postbeamter, Vogelexperte Autodidakt

10 Jahre lang Kurator und ornithologischer Berater im Münchner Tierpark Hellabrunn

Kümmert sich seit fast 40 Jahren um hilfsbedürftige Vögel

Weil er seine Wirkungsstätte nicht verlassen wollte, hat er sogar eine Anfrage des Weltvogelpark Walsrode ausgeschlagen.

Telefon 0176 / 53 56 56 98

 

(Text: Katharina Roppert-Engert)

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