Gemeinsam Bayerns Natur schützen

Wenn einer eine Reise tut… ein Reisebericht in den Primärwald Perus

01.02.2023

Langboote auf dem Fluss
Langboote auf dem Fluss

 

Um den ursprünglichen Regenwald zu finden, muss man schon ziemlich weit ins Hinterland fahren. Von der Hauptstadt Lima aus startet die Reise mit dem Flugzeug über die Anden. Über Schotterstraßen erfolgt die stundenlange Weiterreise mit dem Auto, bis man schließlich an den Río Pachitea gelangt, von wo aus man das Ziel - die Forschungsstation Panguana über einen weiteren Nebenfluss mittels der landestypischen Langbooten erreicht. Namensgeber der Station ist ein Rebhuhn großer und für die Region typischer Vogel, der Wellentinamu.

Mit dieser spannenden Einleitung startet der Bildvortrag von Dr. Tobias Zehetmair. Er lädt ein in eine unberührte Welt und stellt den Zuschauern die 1968 von den deutschen Zoologen Dr. Maria und Prof. Dr. Hans-Wilhelm Koepcke gegründete Forschungsstation näher vor. Heute wird die Station von deren Tochter Juliane Diller geleitet, die 1971 als Einzige einen Flugzeugabsturz im peruanischen Dschungel überlebte und mit ihren 17 Jahren nach elftägiger beschwerlicher Wanderung in die Zivilisation zurückfand.

Lupuna Baum - Wahrzeichen der Station
Lupuna Baum - Wahrzeichen der Station
Panguana - Station
Panguana - Station

 

 

Das private Naturschutzgebiet Panguana umfasst mittlerweile fast 1000 ha Primär-Regenwald und bietet so einer Vielzahl von Tier- und Pflanzenarten Schutz. Die Biodiversität auf dieser Fläche ist enorm. So sind derzeit bei den Wirbeltieren rund 360 Vögel-, 115 Säugetier-, 76 Amphibien- und stolze 57 Fledermausarten nachgewiesen. Die wirbellosen Tiere teilen sich auf in etwa 230 tagfliegende Schmetterlings-, 140 Zikaden-, über 80 Libellen- und sage und schreibe 520 Ameisenarten. Zum Vergleich leben in ganz Deutschland (mit einer Fläche von rund 35,7 Mio. ha/357.000 km²) 254 Brutvogelarten und in ganz Europa gibt es nur 27 Fledermausarten. Für ihn als Diplom-Ingenieur der Forstwissenschaften war auch besonders die Gehölzdiversität mit 500 Baum- und 16 Palmenarten beeindruckend.

Untermalt wird der Vortrag von wunderbarem Bildmaterial, die Tobias Zehetmair teils tags, teils nachts aufgenommen hat, um einen kleinen Eindruck in diese einzigartige Biodiversität zu geben. Einige Exkursionen waren nicht ganz ungefährlich, beschreibt er die täglichen Wanderungen im Zuge der Forschungsarbeiten. Mit der Zeit gewöhnt man sich aber auch an diese Gegebenheiten, die der Regenwald bietet und taucht immer weiter in ihn ein.

gelbschwarzer Pfeilgiftfrosch
gelbschwarzer Pfeilgiftfrosch
glasgeflügelter Schmetterling
glasgeflügelter Schmetterling
Hoatzin-Schopfhuhn
Hoatzin-Schopfhuhn

Der Vortrag endet mit der Erzählung, wie es ist nach knapp dreiwöchigem Aufenthalt wieder zurück in der Zivilisation zu sein. Sein persönliches Resümee ist, dass man nach solch einer Erfahrung die alltäglichen Dinge einmal mehr zu schätzen weiß. Und besonders hängen geblieben ist die Tatsache, dass trotz jahrzehntelanger Forschung dort immer noch neue Arten entdeckt werden und deshalb der Schutz dieses für den ganzen Planeten extrem wichtigen Lebensraums an vorderster Stelle stehen muss.

In einem sehr ansprechenden Ambiente – der Lounge der GROUNDLIFT - AMMERSEE LIVE STUDIOS im schönen industriellen Backsteingebäude "Alte Brauerei Stegen" - hatten die Zuschauer im Anschluss Gelegenheit Fragen zu stellen und sich rege auszutauschen.

(Text: Katharina Roppert-Engert, Bildmaterial: Dr. Tobias Zehetmair)