Gemeinsam Bayerns Natur schützen

Das große Dilemma - der Biber auf den Zeitler-Wiesen

Februar 2022

 

 

Tobias und Stefan staunten im August 2021 nicht wenig , als sie wegen der Frühmahd einer Teilfläche auf den Zeitlerwiesen ankamen und plötzlich einen Weiher vorfanden, wo kurz vorher noch eine blütenreiche Wiese war.

 

 

Der Grund war schnell entdeckt: ein Biber hatte sich den Entwässerungsgraben als neue Heimat auserkoren. Er griff, wie Biber das eben so tun, massiv in das Landschaftsbild ein, um sich sein neues Zuhause so richtig gemütlich zu machen. Er hatte einen massiven Damm angelegt, der die Ursache für die Bildung des Weihers war.

 

 

 

 

Bei den LBVlern der Kreisgruppe Starnberg, der die Zeitlerwiesen seit 2002 gehören,  lösten die Aktivitäten des Zuzüglers allerdings heftiges Kopfzerbrechen aus. Hier standen sie nun vor einem klassischen Zielkonflikt im Naturschutz. Einerseits ist der Biber ein streng geschütztes Tier, andererseits hatte eine wissenschaftliche Kartierung der Schmetterlinge durch Dr. Klaus Gottschaldt im Jahr 2018 ergeben, dass, neben einer vielfältigen, schützenswerten Flora in diesem Habitat, auch sehr viele seltene Schmetterlinge einen Lebensraum haben. Schützte man also den Biber, ginge dieses Biotop verloren. Wollte man das Biotop retten, musste der Biber weg.

 

 

Zunächst wurde das neue Gewässer an den aktuellen Rändern mit Stöcken markiert, damit man feststellen konnte, ob die Überflutung zunahm oder der Wasserspiegel langsam wieder sank. Die Hoffnung auf eine eventuelle Verkleinerung der Wasserfläche war allerdings vergebens. Dann versuchte man, den Biber-Damm zu erniedrigen, damit mehr Wasser aus der Fläche abfließen konnte, eine Kompromisslösung aus menschlicher Sichtweise. Der Biber jedoch hatte andere Vorstellungen: sobald menschliche Tatkraft den Damm erniedrigte, baute der Biber zügig wieder auf, denn er musste sicherstellen, dass sein Wohnungseingang jederzeit unterhalb der Wasseroberfläche blieb.

 

 

Daraufhin wurde ein neuartiges Gerät angeschafft und installiert, das den Biber mit optischen und akustischen Signalen vergrämen sollte. Zusätzlich wurde eine Wildkamera installiert, um den Erfolg der Maßnahme zu dokumentieren. Pech war nur, dass sich der Biber damit nicht vergrämen ließ und der See immer größer wurde. Das Wasser stand nun nicht mehr nur in unseren Zeitlerwiesen, sondern überflutete zeitweise auch andere Grundstücke und nicht zuletzt bestand die Gefahr, dass der angrenzende Straßendamm und der nahegelegene Bahndamm der Zugstrecke München-Weilheim unterspült würden. Es blieb nun nichts mehr anderes übrig, als erneut Vertreter der Naturschutzbehörde Weilheim, der Deutschen Bahn, der Gemeinde Tutzing und natürlich auch die regionalen Biber-Berater einzuschalten. Das traurige Ende der Geschichte: eine behördliche Entnahme-Genehmigung und die Arbeit des Jägers.

 

Nachtrag (April 2022):

 

Trotz aller Bemühungen und großem zeitlichen Aufwand gelang es dem Jäger jedoch nicht, an den Biber heranzukommen. Der Biber ging nicht mehr an Land und eine große Anzahl übernachtender Enten machten außerdem durch ihr aufmerksames Geschnatter ein Anpirschen unmöglich. Und dann wurden dem Biber die nächtlichen menschlichen Aktivitäten anscheinend zu viel. Er wanderte ab und suchte sich ein neues Zuhause – Ende gut, alles gut!

 

 

 

(Text: Renate Zoller; Fotos: Klaus Gottschaldt)