Gemeinsam Bayerns Natur schützen

Lebensweise und Ökologie heimischer Reptilien und Amphibien

19.01.2022

Am 19. Januar 2022 konnte die Kreisgruppe Starnberg Herrn Dr. Andreas Zahn für einen sehr interessanten Vortrag gewinnen: „Lebensweise und Ökologie heimischer Amphibien und Reptilien“. Der Vortrag wurde Pandemie-bedingt online gehalten und hatte fast 40 Teilnehmer.

Grasfrosch (Foto: Stefan Masur - LBV Bildarchiv)
Grasfrosch (Foto: Stefan Masur - LBV Bildarchiv)

Aus der Überschrift stellt sich für manche vielleicht die Frage: Was unterscheidet denn Reptilien und Amphibien genau?

 

Für Reptilien wie Eidechsen, Blindschleiche, Ringelnatter und Kreuzotter gilt:

  • wechselwarm
  • Haut verhornt mit Schuppen (Schutz vor Trockenheit)
  • Lungenatmung
  • tagaktiv („Sonnenbad“)
  • Paarung, innere Befruchtung
  • Eiablage oder Entwicklung der Eier im Mutterleib
  • Nahrungssuche optisch und nach Geruch (züngeln)
  • Schlangen: kein Trommelfell, kein Mittelohr, aber Innenohr, das Vibrationen über den Unterkiefer empfangen kann

 

 

 

Für Amphibien wie Molche, Salamander, Frösche und Kröten gilt:

  • wechselwarm
  • Haut dünn, nackt und kaum verhornt, Lungen- und Hautatmung
  • oft nachtaktiv, eher feuchte Lebensräume
  • sich bewegende Nahrung (Molche auch nach Geruch)
  • Metamorphose: Ei - Larve/Kaulquappe mit Kiemen
  • auf Wasser zur Reproduktion angewiesen (bis auf Alpensalamander)
  • hohe Reproduktionsrate bei den meisten Arten

 

Zauneidechse (Foto: Frank Derer - LBV-Bildarchiv)
Zauneidechse (Foto: Frank Derer - LBV-Bildarchiv)

Bei den Reptilien sind im Vortrag insbesondere folgende Arten angesprochen worden:

Die Zauneidechse kann bis 24 cm lang werden, ist grün und lebt hauptsächlich von Spinnen und Insekten. Sie lebt in Randzonen und in strukturreicher Landschaft. Naturnahe Gärten sind eigentlich ein idealer Lebensraum für die Zauneidechse, ihre größten Feinde sind allerdings die Katzen. Die Blindschleiche ist eine Echse, keine Schlange. Sie wird bis ca. 35 cm lang und lebt gerne unter Holz und Folien, bevorzugt also kühlere und halbschattige Lebensräume. Bei uns kommen vor allen zwei Schlangenarten vor: die Ringelnatter und die Kreuzotter. Die Ringelnatter kann bis anderthalb Meter lang werden, ist ungiftig und nicht bissig, sie lebt von Amphibien und Fischen. Die Kreuzotter ist nur etwa halb so lang wie die Ringelnatter, aber bekannterweise ist ihr Biss giftig. Man findet sie in Waldlichtungen und Mooren, die Nahrung besteht hauptsächlich aus Mäusen, Eidechsen und Fröschen. Das Verbreitungsgebiet in Bayern ist insbesondere im Oberland, in Allgäu und im Bayrischen Wald.

 

Reptilien allgemein siedeln gerne in Wildflusslandschaften (vorteilhaft ist Holzbruch nach Überschwemmungen), in Mooren und in den Bergen. In unseren Kulturlandschaften findet man sie aber auch in Brachen, an Weg- und Waldrändern und an Bahndämmen. Wenn wir Reptilien Lebensräume schaffen möchten, dann sollten diese sonnig sein, sollten Deckung ermöglichen und ein Lebensraummosaik darstellen. Steinwüsten sind zu vermeiden. Im Naturschutz werden Beweidungsprojekte immer wichtiger. Sind allerdings zu viele Schafe auf der Weide, dann besteht für Reptilien ein erhöhtes Tötungsrisiko. Bei gleicher Fressleistung haben Schafe „mehr Beine“ als Rinder. Hier gilt es abzuwägen zwischen dem Erhalt von wiesenähnlichen Pflanzengemeinschaften und dem Schutz von Kleintieren.

Feuersalamander (Foto: Marcus Bosch - LBV-Bildarchiv)
Feuersalamander (Foto: Marcus Bosch - LBV-Bildarchiv)

Bei den Amphibien sind im Vortrag insbesondere folgende Arten angesprochen worden:

 

Die Feuersalamander setzen ihre Larven in Quellbächen ab, wo sie sich dann weiterentwickeln. Sie sind winteraktiv. Die Larven des Alpensalamanders hingegen verbleiben im Uterus des Weibchens und entwickeln sich dort komplett. Aus einer größeren Anzahl von Eiern entwickeln sich jeweils nur zwei Larven, die sich dann von den nicht entwickelten Eiern ernähren.

 

Bei den Fröschen werden die Eier (Laich), die sich in Klumpen und Schnüren formieren, äußerlich vom Männchen befruchtet. Die Kaulquappen haben anfangs Außenkiemen, die sich dann nach innen verlagern. Zuerst bilden sich die Hinterbeine aus. Die Vorderbeine entwickeln sich zuerst unter der Haut und brechen dann durch. Kaulquappen fressen Algen, Aas und Mikroorganismen. Den Grasfrosch nannte Herr Dr. Zahn wegen seines Massenvorkommens auch den „Brotfrosch“, weil alle ihn gefressen haben. Heute haben wir in Bayern einen starken Rückgang zu verzeichnen, obwohl ein Weibchen zwischen 600 und 4.000 Eier ablegt. Der braune Springfrosch ist deutlich seltener, er kommt aber zunehmend häufiger in Laubwäldern und Gehölzen vor. Als Laichplatz bevorzugt er schattige Tümpel. Bei den Fröschen kennen wir noch den Kleinen Wasserfrosch (kleine Gewässer, z.B. Toteiskessel), den Seefrosch (Flusstäler und Kiesabbaugebiete) und den Teichfrosch (überall). Der Laubfrosch ist der einzige Lurch, der klettern kann. Die lauten Chöre der Laubfrösche sind unüberhörbar. Und man weiß, dass der Laubfrosch kein Wetterprophet ist!

Wechselkröte (Foto: Ralph Sturm - LBV-Bildarchiv)
Wechselkröte (Foto: Ralph Sturm - LBV-Bildarchiv)

Die Erdkröte ist vergleichsweise weit verbreitet, die Land- und Laichlebensräume sind bis zu 2 km weit auseinander. Bei diesen Wanderungen im März und April sind die Kröten gefährdet, wenn sie Straßen überqueren müssen, da sie sich gerne auf dem Asphalt ausruhen und so leicht überfahren werden. Viele Ehrenamtliche des LBV sind hier jedes Jahr in der Morgendämmerung aktiv, um die Kröten mit Barrieren aufzuhalten und in Eimern über die Straße zu bringen. Die Erdkröten können ihren Laich auch in Fischgewässern absetzen, denn der Laich wird von den Fischen nicht gefressen. Die Wechselkröte ist in ihrem Bestand gefährdet und es gibt daher immer wieder Aktionen die Kaulquappen aufzuziehen und erst ab einer bestimmten Größe auszusetzen. Die Wechselkröten besiedeln gerne neue Gewässer. Die Männchen rufen dann laut, um von den Weibchen gefunden zu werden. Kaulquappen haben viele Fressfeinde, nicht umsonst laichen manche Froschweibchen oft mehrere tausend Eier. Fressfeinde sind z.B. Fische (ganz schlecht), Wasserwanzen, Libellen- und Käferlarven und Molche. Als Kinderstube eignen sich daher besonders neue Gewässer, die für mehrere Monate austrocknen oder Fahrspuren, in denen die Fressfeinde mechanisch reduziert werden.

 

Teichmolch (Foto: Andreas Hartl - LBV-Bildarchiv)
Teichmolch (Foto: Andreas Hartl - LBV-Bildarchiv)

Molche leben in und an teichähnlichen Gewässern und legen die befruchteten Eier einzeln an Wasserpflanzen ab. Die Molchlarven tragen Außenkiemen und ernähren sich räuberisch. Ihnen wachsen zuerst die Vorder- und dann die Hinterbeine. Die ausgewachsenen Molche verlassen dann das Wasser. Der Bergmolch hat eine weite Verbreitung, gerne in Gärten und Wäldern. Er ist bei den Gewässertypen nicht wählerisch, man findet ihn manchmal auch in wassergefüllten Fahrspuren. Der Teichmolch hat eine ähnliche Verbbreitung wie der 

Bergmolch, bevorzugt jedoch wärmere Gewässer mit mehr Sonne. Teichmolche sind in Bayern weit verbreitet. Im Gegensatz dazu ist der Kammmolch, der bis 18 cm groß werden kann, selten. Es gibt nur kleine Vorkommen, grundsätzlich ist er aber in ganz Bayern zu finden. Er benötigt größere und tiefe Gewässer, die aber keinen Fischbesatz haben dürfen. Vorteilhaft ist, wenn diese Gewässer sporadisch austrocknen.

 

 

Wenn Sie tiefer in das Thema eindringen möchten empfehlen wir Ihnen gerne dieses Buch. Über die Artenschutzkartierung (ASK) des Landesamtes für Umwelt können Sie Funde melden und so selbst zur Kenntnis von Vorkommen und Bestandsentwicklung der Amphibien und Reptilien in Bayern beitragen.

 

(Text: Jürgen Klenk)