Gemeinsam Bayerns Natur schützen

Exkursion zur Schießbahn im Pionierübungsgelände Krailling

26.06.2021

Strukturreiches trockenes Offenland auf der Schießbahn (Foto: Horst Guckelsberger)
Strukturreiches trockenes Offenland auf der Schießbahn (Foto: Horst Guckelsberger)

 

 

 

„Wir konzentrieren uns auf die interessante neue Entwicklung auf der sog. „Schießbahn“  im ehe­maligen Kraillinger Pionierübungsgelände“  betonte Horst Guckelsberger,  begleitet von den Experten Dr. Klaus Gottschaldt (Schmetterlinge) und Dr. Rudi Netzsch (Botanik) gleich zu Beginn vor den 16 Teilnehmern. Besonders bemerkenswert sei, dass mit der „Schießbahn“ ein relativ offenes Gebiet innerhalb des Kreuzlinger Forstes, einem als Bannwald ausgewiesenen Waldes, erhalten werden konnte – allerdings nur durch jahrelang lediglich „geduldete“ Mäh- und Ent­buschungs­arbeiten durch ehrenamtlich Aktive des LBV Starnberg. 2020 jedoch ging unser seit langer Zeit geäußerter Wunsch in Erfüllung: Westlich der Asphaltstraße, auf dem von der Bundesanstalt für Immobilienan­gelegenheiten (BImA) verwalteten Grund, darf nun auf ca. 3,3 ha im Süden ein „Lichter (!) Waldbestand“, im Norden sogar ein „Strukturreiches mageres Offenland“ hergerichtet und durch Pflege erhalten werden.

 

Rotbraunes Wiesenvögelchen (Coenonympha glycerion), Rote Liste 2 (stark gefährdet) (Foto: Franz Pommer)
Rotbraunes Wiesenvögelchen (Coenonympha glycerion), Rote Liste 2 (stark gefährdet) (Foto: Franz Pommer)

 

Auf dem Rundweg, beginnend im Südteil, wurde erläutert, wie der lichte Wald zusammen mit gestuften und buchtenreichen Waldrändern Lebensraum besonders für Schmetterlinge bieten kann. Klaus Gottschaldt konnte dort alleine drei der vier im Pioniergelände nachgewiesenen Arten von Wiesenvögelchen zeigen. Einige Falter konnten die Besucher in Gläschen betrachten und der vierjährige Josef durfte sie anschließend wieder in die Freiheit entlassen. 

Die dichteren Baumbestände dienen u. a. dem Ziel, die geforderte 40%ige Überschirmung im gesamten Gelände zu garantieren. Sie dienen zudem als Einstand fürs Wild, Schneisen im Wald verbinden die gehölzfreien Flächen und begünstigen den „Flugverkehr“ der Schmetterlinge.

 

 

Fuchs-Knabenkraut (Dactylorhiza fuchsii) ( Foto: Rudi Netzsch)
Fuchs-Knabenkraut (Dactylorhiza fuchsii) ( Foto: Rudi Netzsch)

 

Noch weit offener zeigt sich die „Schießbahn“ nördlich des Forstweges und Holzlagers mit ihrem schütter bewachsenen, von etlichen knorrigen Kiefern durchsetzen kiesigen Boden. Hier wurden ca. 500 qm Oberboden abgeschoben, sodass der noch kalkreiche und vegetationsfreie Kies zu Tage tritt. Hier soll u. a. der Lebensraum für die hochgefährdete Blauflügelige Ödlandschrecke – nomen est omen – erhalten werden. Strukturen wie Totholz und einzelne Kiefern dienen zudem u. a. der ebenso gefährdeten Schlingnatter.

 

Hier skizzierte Horst Guckelsberger die geologische Herkunft des Bodens dieser eiszeitlichen Niederter­rasse und die Entwicklung des Bodens, die auch durch die historische Entwicklung der Nutzung des Kreuzlinger Forstes bis ins 20. Jahrhundert bestimmt wurde. Das so entstandene Mosaik unter­schiedlich entkalkter Böden spiegelt sich in der (gleichwohl wenig augenfälligen) Vielfalt der Flora. Während der dort häufige Fransenenzian noch nicht aufgeblüht war, konnte Rudi Netzsch gegen Ende der zweieinhalb stündigen Exkursion ein prächtiges Exemplar des Fuchsschen Knabenkrautes präsentieren.

 

(Text: Horst Guckelsberger)