Gemeinsam Bayerns Natur schützen

Pflanzen und Schmetterlinge im Ettenhofer Holz

19.05.2019

Abendpfauenauge (Foto: Klaus Gottschaldt)
Abendpfauenauge (Foto: Klaus Gottschaldt)

Sonntag, 10 Uhr, in Hochstadt: ungewöhnliche Zeit für die Stammteilnehmer der Führungen des LBV Starnberg. Bei der letzten Exkursion vor einer Woche hatten die Ornithologen den Startpunkt um 7 Uhr festgelegt! Heute konnten wir ausschlafen, haben schönes Wetter und dazu erwartet uns eine besondere Exkursion mit zwei Experten der LBV Kreisgruppe Starnberg,  Dr. Rudi Netzsch  und Dr. Klaus Gottschaldt, mit denen wir Pflanzen und Schmetterlinge erkunden wollen. Dies in einer besonderen Umgebung, der vielgestaltigen Eiszeit-Landschaft südlich von Weßling.

 

Doch aus den zwei Referenten wurden vier, aber später mehr dazu!

 

Klaus hatte am Abend vorher mit Licht nachtaktive Schmetterlinge angelockt und konnte so auf dem Weg hinunter zum Tal drei schöne, große Nachtschwärmer zeigen: ein Abendpfauenauge, einen grünen Linden- und einen grauen Kiefernschwärmer. Besonders das Abendpfauenauge wurde von allen Teilnehmern bewundert und fotografiert, da es unter den unscheinbar tarnfarbenen Vorderflügeln sehr schöne rosafarbene Hinterflügel mit auffälligen Augenflecken verbirgt.

 

Norbert Grenzebach, Horst Guckelsberger und Rudi Netzsch führen durch das Ettenhofer Holz
Norbert Grenzebach, Horst Guckelsberger und Rudi Netzsch führen durch das Ettenhofer Holz

 

Unten im Tal öffnet sich die Landschaft. Rudi erklärt, wie die Gletscher diese geformt haben. Ein paar Schritte weiter, und gleich sind die blumenreichen Hangwiesen zu sehen, blau von den zahlreichen Blüten des Wiesensalbeis.

 

Wir haben einen besonderen Teilnehmer dabei: Norbert Grenzebach, der Bio-Landwirt aus Hochstadt, der diese Wiesen bewirtschaftet. Er erklärt ausführlich, wie er die Wiesen beweidet und mäht, um diese Vielfalt zu erreichen und zu schützen. Dann lässt es sich unserer "Geologe" Horst Guckelsberger nicht nehmen, uns auf die Form der östlichen Wiese aufmerksam zu machen, ein Amphitheater, das von der Spitze einer Gletscherzunge gestaltet wurde.

 

Weiter zur westlichen Wiese: Rudi lässt die Teilnehmer die vielen blühenden Wildblumen entdecken, weist auf Besonderheiten hin, und beantwortet  zahlreiche Fragen.

 

Fleischfarbenes Knabenkraut (Dactylorhiza incarnata)
Fleischfarbenes Knabenkraut (Dactylorhiza incarnata)

 

 

Oberhalb dieser Wiese befindet sich eine Nachtfalterfalle von Klaus, aber Norbert  Grenzebach will uns zuvor die Nasswiese weiter oben im Aubach-Tal und ihre Orchideen zeigen. Das lohnt sich: viele Knabenkräuter aus der Artengruppe Breitblättriges Knabenkraut, insbesondere Dactylorhiza incarnata, die gerade anfangen zu blühen, dazwischen Kuckucks-Lichtnelken, mitten in einem gelben Meer von Hahnenfuß. Einige wenige Tagfalter fliegen herum, Klaus und Norbert Grenzebach versuchen, sie mit dem Kescher zu fangen, ohne Erfolg. Aber auf dem Weg zurück erwischt Klaus doch zwei Landkärtchen, eine Tagfalter-Art.

 

Klaus Gottschaldt und eine Lichtfalle für nachtaktive Schmetterlinge
Klaus Gottschaldt und eine Lichtfalle für nachtaktive Schmetterlinge

 

 

Die Nachtfalterfalle hatte wegen des nachts zuvor hell scheinenden Vollmondes nur wenige Schmetterlinge angelockt. Klaus erklärt die Falle und zeigt zwei der angeflogenen Tiere: den häufigen “Streckfuss” und eine seltenere “Moderholzeule”, welche eher an einen Holzspan als an einen Schmetterling erinnert.

 

 

Weiter zur letzten Etappe, die Schottergrube, aber Rudi hat unterwegs wieder etwas Interessantes zu erzählen: da steht ein riesiges Exemplar der seltenen Flatter-Ulme (die größte in der ganzen Gegend). Zuvor haben wir uns zum Vergleich eine Berg-Ulme angesehen: Unterschiede bei den Früchten, den Blättern, der Borke, spannend!

 

Heckenkirschen-Glasflügler (Foto: Klaus Gottschaldt)
Heckenkirschen-Glasflügler (Foto: Klaus Gottschaldt)

Letzte Station: Schottergrube: wir finden darin unterschiedlich stark abgeschliffene Steine, die zum Teil bis aus den Zentralalpen vom Gletscher hierher verfrachtet wurden. Und Klaus zeigt eine weitere Falle, diesmal mit einem speziellen Köder für Glasflügler. Es sind mehrere dieser harmlosen Schmetterlinge in der Falle, die sich als wehrhafte Stechimmen ausgeben und so schützen.

 

Nach drei Stunden, Ende der Exkursion. Eine Gruppe Unermüdlicher geht anschliessend noch ins angrenzende Ettenhofer Moor, wo Anfang des Jahres im Rahmen des “Klimaprogramms Bayern” mehrere Stauwerke zur Wiedervernässung angelegt worden sind und entbuscht wurde. Es blühen Clusius-Enzian, Mehlprimeln und Wollgras. Das Highlight ist ein Bestand der seltenen Strauchbirke. Ich habe selten so viele Eindrücke und Informationen in drei Stunden bekommen - dank unseren vier Referenten!

 

(Text und Fotos, soweit nicht anders angegeben: Patrick Fantou)