Gemeinsam Bayerns Natur schützen

„Artenvielfalt in der Landwirtschaft“ in Wartaweil

16.02.2019

Der LBV war bei der von Bund Naturschutz und Bayerischem Bauernverband organisierten ganztägigen Veranstaltung am Samstag, den 16.02.2019 gut vertreten. Bei herrlichstem Wetter und vollbesetztem Auditorium stand das erfolgreiche Volksbegehren „Rettet die Bienen“ im Blickpunkt der ersten Vorträge. Die Vertreter des Bauernverbandes und die Landwirte wehrten sich vehement dagegen, dass sie als alleinige Verursacher des Artensterbens dargestellt werden. Des Weiteren sahen sie die Konsumenten in der Pflicht, Bioprodukte nachzufragen und auch zu einem realistischen Preis zu kaufen. Auch die Eigentümer von Privatgärten könnten zur Artenvielfalt beitragen und auf Mähroboter sowie auf weitgehend versiegelte Flächen verzichten.
 
Der Landwirt Alois Kramer aus Krün stellte in seinem Vortrag seinen Hof mit überwiegend Milchvieh und seine Arbeit unter den erschwerten klimatischen Bedingungen im Alpenraum vor. Das Volksbegehren ließe auch für ihn keine Ausnahmen bei den Zeitpunkten zum erstmaligen Mähen, Walzen oder Striegeln zu. Damit werde langfristig die Zukunft seines seit 350 Jahren in Familienbesitz befindlichen Hofes in Frage gestellt. In seinem sehr emotionalen Vortrag kamen die Ängste und Sorgen um die Zukunft deutlich zum Ausdruck. Landwirte wüssten, wie sie wirtschaften müssen, so dass weitere Regulierungen nicht notwendig seien, so seine Aussage.
 
Biolandwirt Johann Drexl aus Kaufering äußerte ebenfalls Kritik am Volksbegehren. Er zeigte aber auch auf, wie er mit gutem Beispiel vorangehe: Anlegen von Blühstreifen mit 3 Metern Breite, von Lerchenfenstern und Hecken, das Angebot von Sonnenäckern für Unser Land und für die Bürger oder Kartoffel klauben mit Kindergarten-Kindern auf seinen Feldern. Er könnte sich auch vorstellen, dass mit entsprechenden finanziellen Anreizen auf der Landsberger Platte wieder Hecken angepflanzt werden könnten. Er wünschte sich von den Konsumenten, dass sie beim Einkauf auf das Bayerische Biosiegel achten und so die regionale Landwirtschaft fördern.

Nach diesen beiden Vorträgen entstand eine lebhafte und emotionale Diskussion, die klar die Spannungsfelder aufzeigte.
 
Danach folgte ein hoch interessanter Multivisionsvortrag „Wunder Welt Wiese“ von Roland Günter (Forstingenieur, Biologe). Darin zeigte er durch die wochenlange Beobachtung eines 1 m² großen Wiesenstücks auf, wie Biodiversität funktioniert. In tollen und faszinierenden Bildern wurden die Hauptdarsteller, die Margeriten und deren Besucher und Bewohner vorgestellt. In diesem Ökosystem wurden die Rollen der Generalisten und der Spezialisten sowie die gegenseitigen Abhängigkeiten gezeigt. Eine Zerstörung des  Lebensraumes hat zunächst für die Spezialisten gravierende Auswirkungen, die zum Ausstreben dieser Arten führt. Aus der Sicht der Biologie stellte Roland Günter fest, dass wir kurz vor dem Zusammenbruch des Systems stehen. Sein Appell lautete: Wir müssen jetzt gemeinsam und schnell handeln.
 

(Fotos: Renate Zoller)


In der Mittagspause gab einen erstklassigen Imbiss und den Markt der Möglichkeiten, wo ein reger Austausch zwischen den Teilnehmern stattfand. Die Kreisgruppe Starnberg des LBV präsentierte sich hier mit den Themen „Kiebitz- und Lerchenschutz“.

Am frühen Nachmittag referierte Landwirt Norbert Grenzebach aus Hochstadt, wie er auf seinen Flächen mit artenreichem Grünland wirtschaftet. Vor 30 Jahren ist er auf extensive Landwirtschaft umgestiegen und konnte die Vielfalt auf seinen Flächen wieder erheblich steigern. In seinem Vortrag zeigte er den schwierigen Weg zwischen Artenvielfalt und landwirtschaftlichem Ertrag auf. Seine Arbeit und seine Maßnahmen zeigen aber auch Lösungswege auf.

Am Schluss stellte der Wildlebensraumberater für Oberbayern, Dominik Fehringer die Fördermöglichkeiten auf Acker und Wiese übersichtlich, aber in rasantem Tempo vor.
 
Die Veranstaltung war ein notwendiger Schritt, um miteinander ins Gespräch zu kommen und gemeinsame Lösungen zu finden. Weitere Gespräche müssen dringend geführt werden.

 

(Text: Stefan Schilling)