24.07.2018
Der erste Versuch einer Pflanzenbestimmung war ein Schnellschuss und wurde gleich ein richtiger Reinfall für die 10-jährige Montessori-Schülerin: „Weiße Blüte, Fotopflanzenführer durchgeblättert,
klarer Fall: Alpenmohn.“ Und das am Schmauzbühel in Inning.
Im Rahmen eines Schulprojektes mit dem LBV Starnberg übernahm die Montessori Schule Inning 2017 die Patenschaft für ein Biotop. Mehrmals im Jahr erkunden und pflegen die Schüler seitdem einen
Feldrain am Schmauzbühl. An einem der letzten Schultage vor den Sommerferien brachen 18 Kinder der Klasse P2 mit ihren Lehrerinnen auf, um „ihr“ Biotop genauer kennen zu lernen. Unter Leitung von
Julia Prummer von der LBV-Bezirksgeschäftsstelle Oberbayern wurden die 10- bis 11-Jährigen zu Nachwuchsforschern.
In kleinen Gruppen steckten sie eine „Forschungsfläche“ von etwa 10 qm ab und untersuchten ihre Parzelle anhand eines „Forscherprotokolls“. Die Anzahl aller blühenden Blumen, aber auch die Zahl
der verschiedenen blühenden Arten war zu zählen. Die anfangs scheinbar banale Frage war dann doch gar nicht so einfach. Während manche Blumen schon von weitem sichtbar waren, war es für viele
überraschend, dass zwischen den Gräsern oft noch sehr viel kleiner Arten zu finden waren. Was gehört alles zu einer Pflanze und was zur nächsten direkt daneben? Dann die Anzahl der Blüten: Ist
die Dolde des Wiesenbärenklau eine einzige Blüte oder ganz viele ganz kleine Blüten?
Dann sollte eine der blühenden Arten ausgewählt und genauer unter die Lupe des „Pflanzendetektivs“ genommen werden: Sind die Stängel tatsächlich rund oder vielleicht doch eckig? Hat der Stängel
Haare? Da musste man schon mal mit der Lupe nachsehen. Welche Form haben die „grünen“ Blätter und wie sieht der Blattrand aus, wie die Blattstellung? Wie ist die Farbe und Form der Blüten? Die
heftigste Diskussion allerdings löste die Sonderaufgabe aus: „Denke dir zusammen mit der Gruppe einen Phantasienamen für die Pflanze aus!“
Zuletzt sollte die Pflanze mit ihren charakteristischen Merkmalen skizziert werden. Dabei entpuppten sich einige der Nachwuchsforscher als wahre Künstler. Abschließend wurde die Pflanze - die
erste Gruppe hatte sich auf eine gelbe Blume umentschieden – im Botanik-Führer gesucht. Es war ein Johanniskraut (Hypericum). Die ursprünglich identifizierte „weiße Blume“ war das
Taubenkropf-Leinkraut (Silene vulgaris) gewesen – denkbar verschieden vom Alpenmohn.
Nach zwei Stunden botanischer „Forschungsarbeit“ versammelte sich die ganze Truppe vor den Flächen der fünf Teams, um jeweils „ihre“ Blume von den anderen vorgestellt zu bekommen. Zum Abschluss
erfuhren die Kinder, wie man durch Landschaftspflege bestimmte Pflanzen fördern kann. Christian Niederbichler, Ramsar-Gebietsbetreuer für den Ammersee (und Umgebung) hatte auch für Technikfreaks
noch etwas zu bieten. Mit einem GPS-Gerät maß er den Standort einer Silberdistel ein, damit diese bei der herbstlichen Mahd verschont bleibt und in den Folgejahren der Bestand kontrolliert und
der Erfolg von Pflegemaßnahmen überprüft werden kann.
Neben Julia Prummer haben auch Geschäftsstellenleiter Franz Wimmer, unser „Chefbotaniker“ Dr. Rudi Netzsch sowie Claudia Trepte, Patrick Fantou und Horst Guckelsberger vom LBV Starnberg die
Kinder bei ihrer Forschung unterstützt. Julia Prummer betreut das Projekt im Rahmen des LBV-Umweltbildungsprojekts „Mitmachaktion
Internetflora Ammersee“.
(Text: Horst Guckelsberger und Claudia Trepte)