Gemeinsam Bayerns Natur schützen

Der Naturgarten

Schwalbenschwanz (By Haplochromis (Own work) [Public domain], via Wikimedia Commons)
Schwalbenschwanz (By Haplochromis (Own work) [Public domain], via Wikimedia Commons)

Wo sind die Schmetterlinge geblieben? Haben Sie in den letzten Monaten viele unterschiedliche Schmetterlinge in Ihrem Garten fliegen sehen? Ich nicht, außer ab und zu einen Kohlweißling und mit viel Glück einen Zitronenfalter. Warum bekommen wir im Garten keinen Besuch von den vielen Arten, die wir beim Wandern in der Natur, im Wald, oder auf der Heide beobachten können, Schachfalter, Bläulinge, sogar Schwalbenschwanz und andere? Das liegt daran, dass jede Art von Schmetterling besondere Pflanzen braucht, um sich zu ernähren. Sind diese Pflanzen nicht vorhanden, erscheint diese Art auch nicht.

Wilde Möhre (Foto : Christian Fischer. Lizenziert unter Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 über Wikimedia Commons )
Wilde Möhre (Foto : Christian Fischer. Lizenziert unter Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 über Wikimedia Commons )

Reinhard Witt aus Ottenhofen im Landkreis Erding, ein Experte des Naturgartens, formuliert es so: "Wer Wildblumen sät, wird Schmetterlinge ernten." Der Schwalbenschwanz ist ein wunderschöner Schmetterling, den wir vielleicht wieder im Garten haben können, wenn wir in einem Beet die Wilde Möhre pflanzen oder säen. Das häufigere Tagpfauenauge sieht es nicht so eng: die Raupe braucht zwar unbedingt die große Brennessel als Nahrungsplanze, der Falter aber mag im Sommer am besten rot- bis blauvioletten Blüten und es sind 200 Nektarpflanzen, die ihm als Nahrung dienen. Dies gilt auch für viele Insekten und Wildbienen. Auf eine heimische Wildblumenart kommen zehn Insektenarten. Wollen wir also etwas unternehmen, um in den nächsten Sommern mehr Schmetterlinge, vielleicht auch Insekten, zum Beispiel Wildbienen, im eigenen Garten zu sehen? Wildblumen müssen im Garten wachsen, damit ein ausreichendes Vorkommen blühender Pflanzen als Nahrung für Falter und Insekten vorhanden ist. Und bitte standhaft bleiben, wenn der ordnungsliebende Nachbar Ihnen empfiehlt, diese Unkräuter weg zu schaffen, da er selber befürchtet, dass sein englischer Rasen darunter leiden könnte.

 Hotspot eines Naturgartens und Treffpunkt der Schmetterlinge und Insekten ist ein strukturierter und blumenreiche Wildblumenwiese, hier finden Sie einige Tipps dazu.

Naturgarten (Sten [CC-BY-SA-3.0-2.5-2.0-1.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0) )
Naturgarten (Sten [CC-BY-SA-3.0-2.5-2.0-1.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0) )

Wie groß soll dieser Garten sein? So groß wie möglich natürlich: Markus Gastl gibt uns mit seinem 7.000 qm großen "Hortus Insectorum", der Garten  der Insekten, ein gutes Beispiel.

Die Geschichte des Gartens, einer der 70 schönster Gärten Bayerns (Siehe "Gartenschätze in Bayern" von Konstanze Neubauer) und die Laufbahn des Gärtners sind hochinteressant und es lohnt sich auf jedem Fall, den Garten in der Oberpfalz zu besuchen.
In den letzten Jahren hat Markus Gastl so viele Leute von seinem Drei-Zonen-Konzept überzeugt, dass ein internationales Hortus-Netzwerk entstanden ist. In Deutschland gibt es im Jahr 2021 fast 500 Hortus-Gärten, in Österreich 30, in der Schweiz fast 40, in Frankreich mehr als 40. Die "Hortusianer" werden immer zahlreicher.

 

Reinhard Witt hat zum Thema auch viele hilfreiche Bücher geschrieben.

 

Ihr Garten ist vielleicht nicht 7.000 qm groß? Meiner auch nicht, aber Sie schaffen es bestimmt, gleich wie groß Ihr Garten ist, einen Teil davon heimischen Wildpflanzen zu widmen.

Aber ganz einfach ist es nicht, da Wildpflanzen meistens keine Düngung und keine nährstoffreichen Böden mögen. Sonnige, trockene Blühflächen auf mageren Böden weisen in Deutschland die höchste Biodiversität gerade bei den Insekten und Blühpflanzen auf. Um den hohen Nährstoffgehalt in einem Teil des vorhandenen Rasens abzubauen, empfiehlt man, den Humus abzutragen oder Sand einzuarbeiten. Erwerben Sie Wildblumensamen und Wildkräuter und säen diese auf bewuchsfreien Stellen oder mageren, unkrautfreien (Sand)boden aus . Beim Kauf der Wildblumensamen sollte man darauf achten, dass es sich um heimischen Wildblumenarten handelt.

 

Sehr konkrete Vorschläge geben die kostengünstigen Minitipps-Broschüren "Lebensraum Garten" von BauDirNatur und umfangreiche Hilfe bekommen Sie vom Verein Naturgarten e.V.

 

Haben Sie gar keinen Garten? Aber doch einen Balkon? Kein Problem, Sie können auch Wildblumen in Töpfe pflanzen; vielleicht ist es sogar die einfachste Art anzufangen. Schmetterlinge und Bienen entdecken ihre Ziele auch dort. In allen Fällen müssen Sie Geduld haben. Die ganze Schönheit der Wiese oder der Töpfe wird sich nicht gleich im Folgesommer zeigen, aber bald werden neue Schmetterlinge kommen.

 

(Text: Patrick Fantou und Tobias Stieger)