Gemeinsam Bayerns Natur schützen

Phänologischer Kalender

 

Als Phänologie wird die Lehre vom Sichtbaren bezeichnet. Wissenschaftlich ausgedrückt: die „Lehre der Erscheinungen“.

 

Was verbirgt sich dahinter?

Hinter diesem komplizierten Wort verbirgt sich eine genaue Beobachtung der Natur. Dabei wird das Jahr in 10 Jahreszeiten eingeteilt. Der Beginn der jeweiligen Jahreszeiten ist nicht an feste Kalenderdaten gebunden, sondern orientiert sich an den verschiedenen Entwicklungsstadien der so genannten Zeigerpflanzen. Der Beginn einer neuen Jahreszeit wird durch die Blüte oder die Laubfärbung in der jeweiligen Region angezeigt.

 

Was sind Zeigerpflanzen?

Pflanzen, die sehr stark von einem abiotischen Umweltfaktor (z. B. Feuchtigkeit, Säure, Licht) abhängig sind, werden als Zeigerpflanzen bezeichnet. Sie kommen nur dort vor, wo dieser Faktor im bestimmten Maß vorhanden ist.

 

Beispiele für Zeigerarten:

- Trockenheitszeiger: Zypressen-Wolfsmilch, Besenginster

- Stickstoffanzeiger: Große Brennnessel, Weiße Taubnessel

- Säurezeiger: Heidekraut, Heidelbeere, Preiselbeere, Sonnentau

- Lichtzeiger: Wermut, Gemeine Grasnelke (nur als Gartenpflanzen)

 

 

 

Die 10 Phänologischen Jahreszeiten

 

 

Vorfrühling: März – Beginn der ersten Jahreszeit im phänologischen Kalender

 

Mit der Blüte der Frühlingsknotenblumen und dem Beginn der Haselblüte beginnt der Vorfrühling.

Nach 35 Tagen ist der Vorfrühling vorbei.

 

Typische Zeigerpflanzen:

Frühlingsknotenblumen/Märzenbecher, Krokus, Huflattich, Schlüsselblume, Kornelkirsche, Erle und Sal-Weide. Die Haselnuss ist auch als seltener Winterblüher (Januar/Februar) dokumentiert.

 

Aktivitäten in der Tierwelt:

Bienen machen ihren Reinigungsflug. Amseln starten mit dem Nestbau und Maulwürfe machen durch erste Hügel auf sich aufmerksam.

 

 

Erstfrühling: April

 

Die zweite Jahreszeit ist der Erstfrühling Anfang April. Die Forsythie ist mit ihren gelben Blüten eine auffällige Zeigerpflanze. Leider bietet sie Insekten weder Pollen noch Nektar. Der Erstfrühling hat eine Durchschnittliche Dauer von 31 Tagen.

 

Typische Zeigerpflanzen:

Forsythie, Buschwindröschen, Schlehe, Tulpen, Kirsche, Stachelbeere, Johannisbeere, Birne und vereinzelt auch der Löwenzahn. Haselnuss, Birke, Buche und Linde zeigen erste Blätter.

 

Aktivitäten in der Tierwelt:

Schwalben kehren zurück und Rotschwänzchen beginnen zu brüten. Wild- und Honigbienen werden aktiv.

 

 

Vollfrühling: Mai

 

Im Mai beginnt der Vollfrühling. Die Apfelbäume zeigen ihre rosa-weißen Blüten und der Flieder entwickelt seinen Duft. Die Wiesen färben sich gelb durch den Löwenzahl. Bäume wie die Stieleichen zeigen ihr grünes Blätterkleid. Der Vollfrühling begleitet uns insgesamt über 30 Tage.

 

Typische Zeigerpflanzen:

Apfelbaum, Flieder, Löwenzahn, Maiglöckchen, Bärlauch, Waldmeister und Himbeere.

 

Aktivitäten in der Tierwelt:

Die erste Rufe des Kuckuck sind hörbar und die Maikäfer beginnen zu fliegen.   

 

 

Frühsommer: Juni

Es folgt die nächste phänologische Jahreszeit – der Frühsommer. Der Holunder blüht und die Pfingstrosen entfalten ihre imposanten Köpfe. Der erste Honig kann geschleudert werden. Der Frühsommer dauert im Schnitt etwa 22 Tage dauert. 

 

Typische Zeigerpflanzen:

Pfingstrose, Schwarzer Holunder, Weißdorn, Robinie, Akelei, Storchschnabel. Erdbeeren und Kirschen reifen.

 

Aktivitäten in der Tierwelt:

Grillen beginnen mit ihrem Zirpen und die erste Brut der Singvögel verlässt das Nest. 

 

 

Hochsommer: Juli

Im Juli beginnt der Hochsommer und ist die längste phänologische Jahreszeit. Typisch für den Hochsommer ist die Blüte der Sommer- und Winterlinde, die uns mit ihren herzförmigen Blätter und dem unverwechselbaren Duft verzaubert. Der Hochsommer begleitet uns ganze 42 Tage.

 

Typische Zeigerpflanzen:

Linden, Lavendel, gemeine Wegwarte, Kornblume, Salbei.  Johannisbeeren, Stachelbeeren und das Korn auf den Feldern beginnen zu reifen.

 

Aktivitäten in der Tierwelt:

Frösche beginnen mit ihren quaken und Glühwürmchen sind an lauen Abenden zu entdecken.

 

 

Spätsommer: August

Diese Zeit wird vor allem von Obstfreunden geschätzt. Denn die ersten frühen Apfelsorten und die  Frühzwetschge sind nun reif. Der Spätsommer ist über 27 Tage unser Begleiter.

 

Typische Zeigerpflanzen:

Im Garten blühen Goldrute, Dahlie, roter Sonnenhut und Lavendel; in der Natur erfreuen uns vor allem in Feuchtgebieten Besonderheiten wie Duftlauch, Herzblatt und spätblühende Enzian-Arten. Vogelbeere und Getreide werden reif.

 

Aktivitäten in der Tierwelt:

Libellen zeigen sich in ihrer vollen Pracht.

 

 

Frühherbst: September

Der Frühherbst beginnt Ende August und geht bis weit in den September hinein. Früchte des schwarzen Holunder werden nun reif und die Herbstzeitlose blüht. Der "Altweibersommer" wird mit der Herbstzeitlose eingeleitet. Der Frühherbst begleitet uns insgesamt über 21 Tage

 

Typische Zeigerpflanzen: 

Herbstzeitlose und Herbstkrokusse blühen. Holunder, Haselnuss, Brombeere, Hagebutten reifen. Die Herbstfärbung der Bäume beginnt.

 

Aktivitäten in der Tierwelt: 

Die Schwalben beginnen ihren Vogelzug.

 

 

Vollherbst: Oktober

Im Oktober beginnt der Vollherbst und Herbstfärbung der Laubbäume ist voll ausgeprägt. Früchte wie Eicheln, Kastanien fallen reif zu Boden. Der Vollherbst dauert 19 Tage an.

 

Typische Zeigerpflanzen:

Der Efeu ist die nahezu einzige blühende Pflanze. Stieleiche, Kastanien, Walnüsse, Haselnüsse, Quitten und Spätapfelsorten sind reif.

 

Aktivitäten in der Tierwelt:

Die Stare sammeln sich in Scharen zum Abflug.

 

 

Spätherbst: November

Auch der Spätherbst hat seinen Beginn im Oktober, es blühen nur noch wenige Pflanzen. Der Blattabwurf ist in vollem Gange und läutet den Winter ein. Der Spätherbst begleitet uns über 19 Tage.

 

Typische Zeigerpflanzen:

Stieleiche und Rosskastanie durch Blattabwurf. An Schlehe und Hagebutte hängen noch Früchte.

 

Aktivitäten in der Tierwelt:

Igel suchen sich ein Winterquartier und Eichhörnchen sammeln letzte Vorräte.

 

 

Winter: Dezember bis Februar

Die letzte aneinanderhängende phänologische Jahreszeit ist mit durchschnittlich 106 Tagen der Winter. Laubbäume sind kahl und auch die Lärche hat ihre Nadeln fallen gelassen. Die Winterruhe beginnt.

 

Typische Zeigerpflanzen:

Es blühen lediglich Christrose, Winterjasmin und Zaubernuss und in unserer Region die Haselnuss.

 

Aktivitäten in der Tierwelt: 

Winterruhe (Dachs, Eichhörnchen), Winterschlaf (Igel, Fledermaus, Siebenschläfer) und Winterstarre (Insekten, Reptilien) halten Einzug. Es sind die bei uns überwinternden Vögel anzutreffen an.

 

 

Text: Katharina Roppert-Engert mit fachlicher Prüfung durch Dr. Rudi Netzsch, BASta

 

Bildquelle Kalender: www.pflanzmich.de - Bilder: LBV-Bildarchiv
Bildquelle Kalender: www.pflanzmich.de - Bilder: LBV-Bildarchiv