Gemeinsam Bayerns Natur schützen

Hässliche Blüte: Papiertaschentuch in der Landschaft

War es Dezember oder Januar? Die weiträumige Fläche der Heide leuchtet hellbraun,  oder golden, wenn die Sonne scheint. Aber zu dieser Zeit blüht doch gar nichts. Doch, weit draußen leuchtet etwas weißes; eine unbekannte weiße Blume mitten im Winter?

 

Schnell hin, und dann welche Enttäuschung! Die weiße Blüte ist ein Papiertaschentuch, mitten in der Landschaft. Was für eine hässliche Blüte!

 

Scheinbar sind Papiertaschentücher hygienischer als Stofftaschentücher. Tempo und Kleenex haben im Laufe des 20ten Jahrhunderts die Welt erobert. Über 80 Jahre gibt es das Papiertaschentuch bereits. Das Stofftaschentuch ist inzwischen aus der Mode gekommen.  In Deutschland werden jährlich 39 Milliarden Papiertaschentücher verbraucht. Dies entspricht einem Gewicht von ca. 136367 Tonnen.

 

Aber sind Papiertaschentücher auch nachhaltig? Sie bestehen aus Zellstoff, der durch Kochen von Holzschnitzeln in Chemikalienlösung gewonnen wird. Das Bundesamt für Umwelt erklärt, dass die Herstellung von Taschentüchern und Servietten aus Papier die Umwelt stark belastet. Sie benötigt viel Holz, Energie und Wasser.

 

Durch Bleichen wird der Holzstoff Lignin entzogen. Lignin ist eine Art Kleber, der das Holz zusammenhält. Für die Herauslösung des Lignins werden Lösungsmittel benötigt, deren gefährliche Stoffe laut Bundesumweltamt zum Teil in unsere Gewässer gelangen...

 

Fast jeder zweite gefällte Baum wird für Papierprodukte verwendet. Der Zellstoff von Nadelhölzern sorgt bei Taschentüchern für Reißfestigkeit, der von Laubhölzern dagegen für die Saugfähigkeit. Das Holz wird auf der ganzen Welt – und laut WWF zum Teil illegal oder nicht nachhaltig – in natürlichen Wäldern und Plantagen geschlagen. Damit die Taschentücher “flauschiger” werden, greifen namhafte Hersteller vorrangig auf Eukalyptus-Zellstoff aus Brasilien zurück. Der ursprüngliche Regenwald muss weichen, um ihn für die Hygienepapierproduktion durch Eukalyptus-Monokulturen zu ersetzen.

 

Durch den Einsatz von Altpapier und beste verfügbare Techniken bei der Produktion von neuem Papier können diese Umweltbelastungen stark reduziert werden.Um Papier aus frischem Zellstoff zu gewinnen, braucht es je nach Anlage bis zu 70 Prozent mehr Wasser und bis zu 60 Prozent mehr Energie als bei der Verarbeitung von Recyclingfasern. Bei den Taschentüchern machen die Recyclingprodukte aber immer noch wenige Prozente des Umsatzes aus.

 

Aber ich bin genug von meinem Thema abgeschweift!

 

Also Bedienungsanleitung für die, die gerne Papiertaschentücher verwenden:

Bitte verwenden Sie nur Recyclingprodukte, die mit dem Blauen Engel gekennzeichnet sind!

Nach dem Gebrauch Papiertaschentuch im Restmüll entsorgen. Falls Sie in bei einem Ausflug gerade die Natur geniessen, bitte es dort nicht wegwerfen, sondern nach Hause mitnehmen und dort im Restmüll entsorgen. Papiertaschentücher, die in der Natur „entsorgt“ werden, verschandeln bis zu 5 Jahre lang die Landschaft!

 

(Text und  Fotos: Patrick Fantou)