Gemeinsam Bayerns Natur schützen

Glastod im öffentlichen Raum

Es sind nicht nur die riesigen Glasflächen moderner Bürogebäude, in denen sich die Umgebung spiegelt, oder die verglasten Übergänge zwischen Gebäudeteilen, „Pas­sarellen“, die Vögeln freien Durchflug vor­gaukeln – Durchflug in den Tod. Häufig ist den Planern das Problem durchaus bewusst. Einsame Greif­vogel-Silhouetten dokumen­tieren aber die Hilflosigkeit letztlich der Bauherren, mit der man das Problem zu lösen versucht.

 

Dabei sollte die unfassbare Zahl von alljährlich über 100 Millionen an Glasscheiben getöteten Vögeln– so die Hoch­rechnung der Länder­arbeits­­gemeinschaft deutscher Vogel­schutz­warten LAG VSW – alarmierend genug sein. Neben dem Lebensraumverlust sind Glas­scheiben die häufigste Todesursache von Vögeln.

 

Die LAG VSW hat 2023 eine praxisnahe Schrift „Vermeidung von Vogelverlusten an Glas­scheiben – Bewertung des Vogelschlag­risikos an Glas“ herausgegeben, die zur Pflicht­lektüre von Planern gehören sollte. 

Dort kann z. B. anhand einer praktikablen Punktwertung (S. 27 f) das spezifische Risiko ermittelt werden, das sich aus dem Anteil der Glasfläche, der Art der Fassadengestaltung, der Umgebung und dem Abstand zu Gehölzen ergibt.  Häufig wird in Bebauungsplänen das Problem auf die Fenster­scheiben- größe reduziert. Diese ist aber nur eine von mehreren Komponenten – siehe oben -, die das Vogelschlag­risiko beeinflussen.

 

Eine weitere Basisschrift wird von der Schweizer Vogelwarte Sempach in internationaler Zusam­men­arbeit herausgegeben:

Vogelfreundliches Bauen mit Glas und Licht (3. Aufl. 2022).

  

Beide Schriften können als pdf-Dateien kostenlos heruntergeladen werden. Sie enthalten sehr viele Negativ- aber auch viele Positiv-Beispiele. Zu den „guten Nachrichten“ gehört z. B., dass Lärm­schutz­wände entlang großer Verkehrswege schon seit Langem durch Streifenmuster oder Profilglas entschärft werden. Sie verweisen zugleich Vögel (und Fledermäuse) in sicherere Höhen über den Verkehrsfluss.

 

Beide Broschüren können als pdf. heruntergeladen werden: 

 

Bewertung Vogelschlagrisiko an Glas

Glasbroschüre 

 

 

Dass auch sehr große Glasfassaden wenn schon nicht „vogelfreundlich“, so doch vogel­ver­träglich gestaltet werden können, ist an Joseph–von-Fraunhofer-Kongresshallen Straubing zu sehen. Von innen kaum wahrnehmbar und ohne erkennbare Ver­dunklung schützt ein außen liegendes Punkt­muster vor Vogelschlag.  

 

 

Gefahr lauert auch an unseren Verkehrseinrichtungen

Todesfallen sind nicht nur die großen Glasfronten.

 

Wer mit offenen Augen durch den Landkreis fährt, kann tagtäglich auf Negativbespiele stoßen – Negativbeispiele, die beim Neubau vermieden, im Bestand nachgebessert werden sollten. Schwerpunkt seien hier die Verkehrseinrichtungen:

 

Gläserne Wartehäuschen entlang der Buslinien und Fahrrad-Unterstände an Bahnhöfen. Sie fallen in die Zuständigkeit der Kommunen, also in die Verantwortung der Bürgermeister. Negativ-Beispiele finden sich in allen Kommunen. Hier nur einige, ihre Gefährlichkeit ist offensichtlich.

 

(Weßling-Hochstadt)

Verglaste Unterstände auf Bahnsteigen weisen zwar oft Streifenmuster auf; diese mögen die Sichtbarkeit der Glasstrukturen (für Sehbehinderte sogar vorgeschrieben) verbessern, sind aber für den Vogelschutz weitgehend nutzlos. Sie fallen in die Verantwortung der Bahnhofbehörden. 

 

 

Bei vergleichbarem Aufwand ließen sich auf derartigen Wetterschutzräumen auch durchgehend vertikale 20 mm-Streifen im Abstand von 80 mm oder ein hinreichend enges Punkte­muster auf­bringen.

 

 

 

( S-Bahnhof Possenhofen)

 

Die gute Nachricht:

Es gibt sie schon, die vogelverträglichen Glasgehäuse – und so sollten sie künftig gestaltet – und nachgerüstet werden:

 

Lesen Sie zu diesem Thema einen gesonderten Beitrag den Privatbereich betreffend: "Vogeltod Glasscheibe"

 

(Text und Fotos: Horst Guckelsberger)