Ab Anfang August verlassen junge Fledermäuse ihre Kinderstube um sich ein eigenes Quartier zu suchen. Dabei können sie sich schon mal verirren und landen in Wohnungen oder Büroräumen. Dies kommt
oft bei jungen Zwergfledermäusen vor, aber auch bei anderen Arten. Wenn solche kleinen Gesellen eines Tages zwischen den Gardinen oder am Bilderrahmen in ihrer Wohnung hängen, besteht aber kein
Grund zur Panik! Am einfachsten öffnen Sie am nächsten Abend die Fenster, so dass die harmlosen „Hausbesetzer“ wieder ausziehen können.
Wenn Sie eine hilflose Fledermaus finden, sollten Sie versuchen, diese sobald wie möglich – also am nächsten Abend – wieder in die Freiheit zu entlassen. Fledermäuse sind keine Haustiere! Sie
können beißen und tun dies auch in für sie ungewohnten Situationen. Daher ist es wichtig, Fundtiere nur mit Handschuhen anzufassen oder mit Hilfe eines Tuches aufzunehmen. Jungtiere sollte man in
die Kolonie zurücksetzen oder abends in einer offenen, flachen Schachtel katzensicher auf eine Fensterbank stellen, damit die Mutter ihren kleinen Ausreißer wieder abholen kann.
Hilfreich kann es für geschwächte Tiere sein, wenn sie Wasser trinken können. Hierzu genügt es, mit einer Pipette oder einem Teelöffel die Schnauze vorsichtig zu benässen, durstige Tiere lecken
dann etwas Wasser auf.
Bislang sind in Bayern trotz der Vielzahl gebäudebewohnender Fledermäuse keine Fälle bekannt geworden, in denen Krankheiten von den Tieren übertragen wurden. Grundsätzlich kommen jedoch alle
wildlebenden Säugtiere als Träger und Überträger von Krankheiten wie z. B. Tollwut in Betracht. Wildlebende Fledermäuse meiden den Kontakt mit Menschen. Kritische Situationen können entstehen,
wenn verletzte, verflogene, kranke oder geschwächte Tiere aufgefunden werden. In diesen Fällen sind folgende Regeln zu beachten:
- Fledermäuse nicht ohne Grund anfassen
- Muss ein Tier angefasst werden, dicke Handschuhen verwenden (größere Arten können durch dünne Handschuhe beißen)
- Angaben über die Art des Kontaktes zu einer Fledermaus auf Verlässlichkeit prüfen (zum Beispiel Aussagen kleiner Kinder)
- Experten über den Fledermausfund informieren
- Wird man von einer Fledermaus gebissen, sollte die Wunde sofort und gründlich mit Wasser und Seife gewaschen und anschließend desinfiziert werden. Inwieweit ein Krankheitsrisiko besteht und
eine Behandlung notwendig ist, muss mit einem Arzt besprochen werden. Das betreffende Tier sollte von Experten begutachtet werden.
Alle heimischen Fledermausarten genießen einen strengen Schutz nach dem Bundesnaturschutzgesetz. Viele Fledermausarten sind gefährdet oder sogar vom Aussterben bedroht. Ursachen dafür sind
sowohl die abnehmende Vielfalt der Landschaft, sowie der Verlust von Winterquartieren und ungestörten Wochenstuben-Quartiere.
Wer unterwegs auf der Herreninsel im Chiemsee ist, sollte auf keinem Fall versäumen, die kleine, aber sehr lehrreiche Dauerausstellung über Fledermäuse im Lichthof des Königschlosses zu
besuchen. Die Ausstellung wurde 2005 eröffnet und heißt "Insel der Fledermäuse"; tatsächlich kommen auf Herrenchiemsee mehr als zwei Drittel aller in Bayern bekannten Arten vor. Das Schloss
beherbergt sogar die größte Kolonie der vom Aussterben bedrohten Kleinen Hufeisennase in ganz Bayern. Informationen über diese Ausstellung finden Sie hier.
Ansprechpartner bei Fragen zu Schutzmaßnahmen für Fledermäuse in den einzelnen Landkreisen Bayerns finden Sie auf folgender Seite.
Einen kostenlosen Flyer "LBV-Info Fledermäuse" können Sie auf dieser Seite herunterladen.
Eine ausgezeichnete Seite über die Fledermäuse in Bayern mit Portraits aller Arten, den Rufen der Fledermäuse und vielen Informationen mehr findet man auf der Fledermaus-Website des Naturparks Bayerischer Wald.
Über das Artenhilfsprogramm Fledermäuse können Sie sich auf der Seite des Landesamtes für Umwelt informieren.
(Text: Patrick Fantou)