Gemeinsam Bayerns Natur schützen

Die ersten Schmetterlinge

Zitronenfalter
Zitronenfalter

Wenn am Frühlingsanfang die Temperaturen steigen,  und die Sonne scheint, dann sieht man sofort die ersten Schmetterlinge fliegen. Wie kann das sein? Zuerst kommen doch die Raupen und dann die Puppen, und erst dann fliegen die Falter?

 

Nein, jede Art hat ihre eigene Strategie, um die kalte und nahrungsarme Zeit des Winters zu überdauern. Manche Schmetterlinge überwintern als Falter (Zitronenfalter, Kleiner Fuchs, Tagpfauenauge) andere als Ei (Nierenfleck-Zipfelfalter) oder als Puppe (Landkärtchen, Schwalbenschwanz, Segelfalter) und manche als Raupe (Großer Schillerfalter, Kleiner Feuerfalter, Schachbrett).  Einige Arten (Distelfalter, Admiral) fliehen vor unserem Winter auch nach Süden ans Mittelmeer oder nach Nordafrika.

 

Als Falter überwintern nur 6 von ca. 180 Tagfalterarten in Deutschland. Das sind der Zitronenfalter, das Tagpfauenauge, der Kleiner Fuchs, der C-Falter, und die selterenen Trauermantel und großer Fuchs.

 

Die Falter suchen im Herbst geschützte Stellen in der Natur wie Höhlen oder hohle Bäume auf oder Verstecke im Siedlungsbereich wie Holzschuppen, Keller und Garagen.  Falls Sie dort überwinternde Falter finden, wäre es das Verkehrteste, sie ins Warme zu bringen. Lassen Sie die Falter an Ort und Stelle  (höchstens vor extremer Kälte schützen) und sorgen Sie dafür, daß die Falter im Frühjahr ein geöffnetes Fenster zum Abflug finden.  Diese Falter können bei der ersten größeren Erwärmung im Frühjahr, gelegentlich auch schon im Januar/Februar, sofort wieder auftreten.  Ein ganz besonderer Überwinterer ist der Zitronenfalter: er verfügt über einen körpereigenen Frostschutz. Durch Wasserabgabe konzentriert der Schmetterling seine Zellsäfte, der Gefrierpunkt der Körperflüssigkeiten senkt sich dadurch und als „Frostschutzmittel“ entsteht im Körper Glycerin. So kann der Zitronenfalter auch bei Frost auf den Zweigen sitzen, ohne zu erfrieren. Wenn die Temperatur steigt, sind sie aber wieder unterwegs, Zitronenfalter fliegen ganzjährig bei Temperaturen über 15 °C.

Kleiner Fuchs
Kleiner Fuchs

An warmen Februartagen zum Beispiel lassen sich manchmal schon die ersten Tagfalter an, von der Sonne beschienenen Stellen sehen. Als einer der ersten taucht der Zitronenfalter auf, aber auch  den C-Falter und den Kleinen Fuchs kann man jetzt an südlich gelegenen Wegen z.B. an Autobahnböschungen oder an südexponierten Waldrändern mit etwas Glück beim Sonnenbaden beobachten. Die gerade aufblühenden Weidenkätzchen sind jetzt die Attraktion für diese ersten Falter des Jahres.  

 

Im März kann man wie im Februar den Zitronenfalter, den C-Falter, den Kleinen Fuchs, sowie das Tagpfauenauge beim Sonnenbaden auf Wegen beobachten. Weidenkätzchen, Krokus und Kriechender Günsel sind jetzt als Nahrungsquelle sehr begehrt. Tagpfauenauge und C-Falter sieht man auch in Siedlungsnähe.   

 

Distelfalter
Distelfalter

Nach den Schmetterlingen, die als Falter überwintert haben, tauchen im April der Aurorafalter und das Landkärtchen als weitere Frühlingsboten bei uns auf. Diese Arten haben als Puppe überwintert. Aufgrund der steigenden Temperaturen schlüpfen jetzt die Falter. Der Kleine Fuchs und der C-Falter sind da schon einen Schritt weiter, sie beginnen bereits mit der Balz und wenig später mit der Eiablage. Gegen Ende des Monats beginnt auch der Aurorafalter mit der Eiablage.

 

Der Admiral und der Distelfalter sind dagegen Wanderfalter:  sie wandern erst ab Ende April / Anfang Mai in mehreren Wellen aus Nordafrika und dem Mittelmeergebiet nach Mitteleuropa ein und sind dann bis im September/Oktober bei uns anzutreffen. Oft sind die Distelfalter in grossen Truppen unterwegs.

 

Und im Mai sind alle Schmetterlinge wieder da!

 

(Text: Patrick Fantou; Fotos: Klaus Gottschaldt)