Ramsar ist der Name einer iranischen Stadt am Kaspischen Meer. Dort wurde am 2. Februar 1971 erstmals eine internationale Vereinbarung zum Schutz eines
Typus von Lebensräumen geschlossen: „Feuchtgebiete von internationaler Bedeutung“. Es ist das erste globale Naturschutzabkommen, das sich nicht (nur) den Schutz einer einzelnen
Art, sondern den Schutz eines bestimmten Lebensraum-Typus, eines bestimmten Ökosystems zum Ziel setzt. Damit wurde es zum Wegbereiter für das 1992 in Rio de Janeiro geschlossene "Übereinkommen zum Schutz der biologischen und genetischen Vielfalt", der
"Biodiversität" unseres Planeten.
Seit 1990 rückten angesichts der fortschreitenden weltweiten Zerstörung der Feuchtgebiete, die auch als Nahrungs- und Wasserreserven für den Menschen gesehen werden, weitere Kriterien – nicht nur
"Wasservogelzahlen" – in den Vordergrund. Vor allem der weltweite Schutz der Fischfauna, aber auch der von Schmetterlingen, Libellen, Amphibien, Reptilien etc. kann nun zur
Ausweisung von Ramsar - Gebieten führen. Hintergrund dieser Wandlung ist das Konzept der "sustainable utilization" und des "wise use": Die Nutzung soll "nachhaltig" sein
und darüber hinaus "wohl ausgewogen", sodass sie mit dem Erhalt der natürlichen Verhältnisse im Ökosystem vereinbar ist.
Genau aus diesem Grund schloss und schließt die Ramsar-Konvention Jagd oder Fischerei nicht von vornherein und überall aus: Es musste ein Abkommen für alle bleiben, also auch für Menschen und Staaten der
dritten und vierten Welt, wo der Erhalt der Ressource "Feuchtgebiet" mit der Möglichkeit einer nachhaltigen Nahrungsversorgung (Fischfang, Proteinversorgung!) zu vereinbaren sein muss.
Dennoch haben sich die Konventionsziele in den letzten Jahren über die ursprünglichen Ziele des Erhalts und der nachhaltigen Nutzung von Feuchtgebieten als Lebensraum für Wasservögel
erweitert. Sie umfassen nun den ganzheitlichen Schutz von Feuchtgebieten als bedeutende Ökosysteme zum Erhalt der Biodiversität.
Aktuell gehören der Konvention 172 Vertragsstaaten an (Stand 2023), die insgesamt über 2400 Feuchtgebiete internationaler Bedeutung mit einer Gesamtfläche von 250 Millionen Hektar gemeldet
haben. Zum Vergleich: Die Gesamtfläche von Frankreich, Spanien, Italien, Deutschland und Schweden umfasst 20 Millionen Hektar weniger.
Doch was wichtig ist zu wissen: Die Ramsar-Konvention ist (nur) eine Absichtserklärung und keine bindende Verpflichtung für ihre Mitgliedsstaaten. Völkerrechtlich verpflichtend
hingegen ist die Vogelschutzrichtlinie der EU, die zusammen mit der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (FFH-Richtlinie) das
europäische Netz Natura 2000 bildet.
Alle deutschen Ramsar-Gebiete, auch unsere bayerischen Seen, sind zugleich EU-Schutzgebiete nach Natura 2000. Für sie gilt ein Verschlechterungsverbot. Verstöße können mit
Bußgeldern von mehreren hunderttausend Euro pro Tag geahndet werden.
Ausführliche Informationen zu Ramsar bietet das deutschsprechige Ramsar-Handbuch.