Gemeinsam Bayerns Natur schützen

Der lange Weg zum besseren Schutz unserer Seen

Mit Durchhaltevermögen ans Ziel

Seit über Ende der 1960er Jahre werden in fast allen bedeutenden Feuchtgebieten sowie lokal oder regional bedeutenden Gewässern Deutschlands Rastvogelerfassungen durchgeführt. Aufgrund dieser jährlichen ehrenamtlichen Zählungen wurde schon sehr bald auch die überragende Bedeutung des Starnberger Sees als Rast- und Überwinterungsgebiet offensichtlich: Er ist ein überaus wichtiges Glied in der weitgespannten Kette von Gewässern, auf die Wasservögel auf ihrem alljährlichen Zug aus den Brutgebieten im hohen Norden in ihre Winterquartiere in Mitteleuropa – und zurück – angewiesen sind. Doch bis in die 1990er Jahre, also 20 Jahre nach dem Beitritt der Bundesrepublik zur Ramsar Konvention, war am Starnberger See (wie auch in den übrigen sechs bayerischen Ramsar-Gebieten) noch nichts zu diesem Schutz geschehen. 

Blässhühner zählen zu den häufigsten Überwinterern am Starnberger See © Olliver Wittig, LBV-Bildarchiv
Blässhühner zählen zu den häufigsten Überwinterern am Starnberger See © Olliver Wittig, LBV-Bildarchiv

Mitte der 90er Jahre gelang der Durchbruch

Die Störungen durch die Wasservogeljagd und einen auch in den Wintermonaten stark zunehmenden Freizeitbetrieb widersprachen dem Ziel des „Erhalts der ziehenden Arten“. Es war klar, dass zur Lösung eines globalen Problems vor Ort angesetzt werden musste. Bei Führungen und mit Diskussionsabenden wies der LBV Starnberg bereits auf die „störungsökologischen Probleme“ hin. Vorstöße der Kreisgruppe beim Umweltministerium blieben jedoch ohne Echo. Erst als Dr. Thomas Goppel 1994 als Umweltminister ins Amt kam, griff dieser die Idee des LBV auf, zum 25. Jubiläum der Ramsar-Konvention einen substanziellen Fortschritt zu deren Umsetzung zu ermöglichen. Neben Chiemsee, Starnberger See und Ammersee geriet auch das bislang vernachlässigte Ampermoos in den Fokus des Ministers. Auch die vom LBV Starnberg wiederholt betonte Notwendigkeit professioneller Gebietsbetreuung fand Gehör: 1997 nahm am Ammersee  im Rahmen eines Pilotprojektes der erste Gebietsbetreuer seine Arbeit auf. 

Dank zahlreicher Kompromisse und freiwilliger Vereinbarungen ist ein Nebeneinander von Seennutzern und Naturschutz möglich  © Andrea Gehrold
Dank zahlreicher Kompromisse und freiwilliger Vereinbarungen ist ein Nebeneinander von Seennutzern und Naturschutz möglich © Andrea Gehrold

Kompromisse und Zugeständnisse auf allen Seiten

Aus unserer Sicht bahnbrechend waren die Ministergespräche mit dem Präsidenten des Bayerischen Seglerverbandes BSV, Günter Bornemann, und dem lokal stark vernetzten Innungsmeister der Boots- und Schiffbauer, Anton Dreher (Rambeck-Werft). An ein flächendeckendes Nutzungsverbot während der Monate September bis März war jedoch politisch nicht zu denken, auch wenn es fachlich geboten gewesen wäre. In zähen Verhandlungen stimmten wir dem Kompromiss zu: Freiwillige Vereinbarungen mit organisierten Seenutzern an Stelle einer rechtsverbindlichen Verordnung. Besonders die Erklärung des Bayerischen Seglerverbandes „vom 1. November bis 30. März freiwillig auf die Ausübung des Segelsports auf den drei großen Seen (ganz) zu verzichten“, war entscheidend und brachte die Dinge ins Rollen. In der Folge schlossen sich auch der Bayerische Ruderverband, die Pionierschule der Bundeswehr und – in einer separaten Erklärung – die Berufsfischer der Fischereigenossenschaft „Würmsee“ den Freiwilligen Vereinbarungen an. Auch wenn die Zahl ziehender Wasservögel bereits ab Mitte September ansteigt, ein Beharren auf einem früheren Zeitpunkt hätte jedes Zugeständnis der Seenutzer zunichte gemacht.


Naturschutz und organisierte Nutzergruppen arbeiten Hand in Hand

Unter den organisierten Wassersportlern und professionellen Seenutzern, also den Unterzeichnern der Freiwilligen Vereinbarungen, herrscht inzwischen eine erfreuliche Akzeptanz. Wir freuen uns sehr, dass der Bayerische Seglerverband auch mit seinen nachfolgenden Vorsitzenden Joerg von Hoermann, Dietmar Reeh und Sibylle Merk, an seiner wegweisenden Selbstverpflichtung festgehalten hat und weiter festhält. Doch die Umsetzung der „Winterruhe für Wasservögel“ wird durch eine steigende Zahl nichtorganisierter Freizeitnutzer immer schwieriger. Gezielte Öffentlichkeitsarbeit und Gespräche mit Kanu-, SUP- und Surfanbietern an den großen Voralpenseen gewinnen daher zunehmend an Bedeutung. Auch die Beschilderung und Kennzeichnung kritischer Gewässerbereiche, z.B. Ruhezonen für Wasservögel, muss verbessert werden, damit sich private Wassersportler vor Ort informieren und orientieren können. Wasservogel-Hotspots, wie z. B. die Roseninselbucht im Starnberger See, müssen aufgrund der Erfahrungen nun doch unter hoheitlichen Schutz gestellt werden. Nur so kann ihre Funktion als störungsfreier Rückzugsort für Wasservögel langfristig erhalten bleiben. Weitere Informationen zu Naturschutz und Wassersport am Starnberger See finden Sie hier.

Bojen markieren kritischen Gewässerbereiche wie Ruhezonen © Andrea Gehrold
Bojen markieren kritischen Gewässerbereiche wie Ruhezonen © Andrea Gehrold

Ramsar-Gebiet Starnberger See

Kolbenenten vor der Roseninsel @ Andrea Gehrold
Kolbenenten vor der Roseninsel @ Andrea Gehrold

Der Starnberger See ist bei gefiederten Gästen aus dem Norden beliebt. Einer der Gründe: Aufgrund seines enormen Wasservolumens friert er fast nie zu. So bietet er Wasservögeln auch in harten Wintern Zuflucht. Weiterlesen

Ramsar-Gebiet Ammersee

Ammersee Süd @ M.E. Reinhardt
Ammersee Süd @ M.E. Reinhardt

Neben der gesamten Seefläche des Ammersees gehören auch zwei große Feuchtgebiete zum Ramsar-Gebiet Ammersee: das im Norden gelegene Naturschutzgebiet Ampermoos und das Naturschutzgebiet Vogelfreistätte Ammersee-Südufer. Weiterlesen

Erfolgskonzept Gebietsbetreuung

Fast 70 Gebietsbetreuer kümmern sich in über 50 wertvollen Gebieten um den Naturschutz. Sie sind kartieren und pflegen, sind Ansprechpartner, Vermittler und vieles mehr. Weiterlesen