Gemeinsam Bayerns Natur schützen

Managementplan zum FFH-Gebiet vorgestellt

Runder Tisch zum FFH-Gebiet „Moränenlandschaft zwischen Ammersee und Starnberger See“  am 11.7.2022

Agnes Wagner und Burkhard Quinger auf einer mageren Flachland-Mähwiese am Bäckerbichl
Agnes Wagner und Burkhard Quinger auf einer mageren Flachland-Mähwiese am Bäckerbichl

„Die mageren, artenreichen Flachland-Mähwiesen in diesem Gebiet sind in ihrer Anzahl und Qualität einzigartig zwischen Lindau und Berchtesgaden“. Mehrfach betonte Burkhard Quinger diesen Befund über die hiesign FFH-Flächen. Er hat den Offenland-Teil dieses Managementplanes verfasst. Nahe dem Bäckerbichel bei Erling hatte Agnes Wagner von der Regierung von Oberbayern Behörden, Verbände, vor allem aber die Grundeigentümer zu einem „Runden Tisch“ -  ohne Tisch, im Freien - eingeladen.

 

Im Managementplan werden zum einen die Lebens­räume und Arten erfasst und nach ihrem Erhal­tungszustand bewertet. Vor allem aber werden Vorschläge formuliert, wie deren Qualität erhalten werden kann. Man mag bedauern, dass diese Vorschläge für Grundstückseigentümer und Nutzer, i. a. also Land- und Forstwirte, nur Hinweischarakter haben, also nicht verpflichtend sind. Allerdings gilt bei der Nutzung das Verschlechterungsverbot, und geeignete Maßnahmen zum Erhalt können ggf. finan­ziell gefördert werden.

 

Der Bäckerbichel ist, wie sein mit Buchen bestockter Nachbar, ein „Tumulus“, Kind der letzten Eiszeit. Gletschermühlen hatten im bereits „toten“ , vom fließenden Eis abgetrennten  Gletschereis den relativ groben Schutt von der Oberfläche auf den Boden gestrudelt , das Feinmaterial herausgeschwemmt und so diese kegelförmigen, stark wasserdurchlässigen Hügel aufgetürmt – Landschaftsformen, die, wie die Drumlins, das Landschaftsbild auf dem Andechser Höhenrücken prägen. Dorthin machten sich die etwa fünf Dutzend Interessenten zu einem Rundgang auf.

 

Landwirtschaft (außerhalb FFH) mit Mais (und immerhin Festmist) am Rand des Bäckerbichels, dort mit Magerer Flachland-Mähwiese und Kalkmagerrasen
Landwirtschaft (außerhalb FFH) mit Mais (und immerhin Festmist) am Rand des Bäckerbichels, dort mit Magerer Flachland-Mähwiese und Kalkmagerrasen


An der Mitte des Südhangs des Bäckerbichel demonstrierte Quinger die trockene, arten­reiche „Magere Flachland-Mäh­wiese“  - „Lebensraumtyp LRT 6510“ im Code der EU. Sie ist eine Folge jahrhunder­te­langer bäuerlicher Nutzung zur Gewinnung von Heu: Erste Mahd „um Johanni“ (24. Juni), eine zweite Mahd im September/Frühherbst. Es sind dies die „Blumenwiesen“, an die sich die Groß­elterngeneration erinnert und die im Hintergrund der Heimatfilme der 1950er Jahre allge­gen­wärtig sind.  Heute, nach der Umstellung  der Landwirtschaft mit Graswiesen, die bis zu fünf Mal im Jahr gemäht werden, gehören diese zweischürigen Wiesen zu den seltensten Lebensräumen. Nicht zuletzt das Bienen-Volksbegeh­ren hat sie wieder stärker in den Fokus gerückt.

 

Weiter oben – der Untergrund ist noch trockener und ärmer an Nährstoffen – schließt sich ein  „mahdgeprägter Kalkmagerrasen“ (LRT 6210), hier sogar „mit Orchideen“ und daher „prioritär“, an.  Der Aufwuchs ist noch geringer, die Mahd sollte nur einmal im Jahr, also einschürig, in der Tradition „um Jakobi“ (25. Juli) erfolgen.(Im Managementplan werden noch weit differenziertere Vorschläge für Mahdtermine formuliert.)

Benachbarter Tumulus mit Seggen-Buchenwald
Benachbarter Tumulus mit Seggen-Buchenwald

Bei jeder Mahd mag man bedauern, dass damit u. U. Insekten die Nahrungsgrundlage entzogen wird. Was „früher“ durch kleine Bewirtschaftungsflächen zu Abwechslung und Vielfalt gesorgt hat, muss heute simuliert werden: Es werden Teilflächen aus der Mahd herausgenommen – jährlich wechselnde ungemähte Brachestreifen sollten obligatorisch sein. Grundprinzip bleibt, dass der Lebensraumtyp als Ganzes erhalten bleibt, denn dies hat auch schon früher für die Artenvielfalt auch der Fauna ge­sorgt.

 

Nicht unerwähnt bleiben soll, dass auch Kalktuff-Quellen und beträchtliche Waldgebiete – Kersch­lacher Forst! – samt unterschiedlichen Moor-Typen zum FFH-Gebiet gehören. Dazu zählen auch die „Kalkreichen Niedermoore“ der „Langen Wiese“ und des „Hirschgrabenmooses“, das der LBV seit Langem pflegt und denen ein „guter“ bis „hervorragender“ Zustand bescheinigt wird..

In der Diskussion hervorgehoben wurde das Befremden über den erheblichen Freizeitdruck, dem diese vielfältige, reizvolle und doch auch empfindliche Landschaft schutzlos ausgesetzt ist.


Änderungsvorschläge – z. B. Arrondierungen – können noch umgehend bei der UNB eingereicht wer­den. Am 31.12.2022 allerdings muss der Plan der EU gemeldet sein, sonst droht ein Vertrags­ver­let­zungs­verfahren.
Fazit: „Diesem FFH-Gebiet kommt eine weit überregionale, teils sogar bayernweite Bedeutung zu.“

 

Der Entwurf des Managementplans kann hier heruntergeladen werden.

 

(Text und Fotos: Horst Guckelsberger)