Die Eichenallee sei „eine der längsten und schönsten ihrer Art in Europa“ schreibt ein Gutachten für das Staatliche (Straßen-)Bauamt Weilheim, das für den Erhalt dieser historischen Allee
zuständig ist. „685 Eichen im Alter zwischen fünf und 250 Jahren“ zählt dieses Gutachten für die 2,8 km lange, fast schnurgerade, leicht wellige Strecke auf.
Sicher ist, dass ab 1770 diese Allee von den Grafen von Toerring als „Hochweg“, primär als Wirtschaftsweg, aber nicht ohne repräsentativem Charakter, von Schloss Seefeld zur Hofmark Delling und
weiter zur Schwaige Ettenhofen gepflanzt wurde. Vermutlich wurden auch etliche bestehende, also noch ältere Eichen in die Allee integriert, sodass man von einem Alter von rund 250 Jahren
ausgehen kann. Eine Reihe kürzerer Nebenalleen – etwa die von Delling nach Nordosten oder eine Abzweigung nach Auing-Steinebach - vervollständigen das Netz.
Die Hauptallee führt – auf beiden Seiten frei von Bebauung! - durch die Wiesen im Aubachtal. Lediglich beim Ziegelstadl / Zollschuster kommt ihr, vermutlich seit historischer Zeit, eine
geringfügige Bebauung nahe. Leider neuerdings aber auch – und nicht eben geringfügig – ostseitig beim „Technologiepark“.
Die Eichenallee ist ansonsten in ihrer ganzen Länge in der Landschaft erlebbar, sie bildet zusammen mit ihrer natürlichen Umgebung ein Ensemble. Dies ist ihre besondere
Qualität, und so ist sie ein Kulturdenkmal, das zu Recht in Bayerns Denkmalsliste eingetragen wurde. Sie sei „ein bedeutendes Element unserer Kulturlandschaft“ ist im o.g.
Gutachten zu lesen. Eine Beeinträchtigung oder Zerstörung dieses Ensembles durch eine Bebauung könnte man durchaus als eine Kulturschande bezeichnen.
Die Allee samt ihren Nebenalleen ist mit ihren alten Eichen aber auch ein nahezu einmaliges Naturerbe. Sie ist ein wesentlicher, namengebender Bestandteil des FFH-Gebietes
„Eichenalleen und Wälder um Meiling und Weßling“, also ein Teil des europaweiten, von der EU
geschützten Netzes von Lebensräumen nach NATURA 2000. Diese alten Eichen sind wertvolle Lebensstätten, unter anderem für Fledermäuse und den EU-weit besonders geschützten Hirschkäfer.
Wenn auch „nur“ die Allee als FFH-Gebiet geschützt ist, so reicht doch der Lebensraum sowohl der Eichen selbst mit ihrem breitgefächerten Wurzelwerk als auch der ihrer geschützten Tierwelt
über den eng begrenzten Umfang der Alleebäume hinaus: Sie bildet einen Biotopverbund.
Die Eichenallee ist ein Alleinstellungsmerkmal, um das Seefeld (mindestens) bayernweit beneidet werden darf. Um den Bestand der Bäume der Hauptallee hat sich die Straßenbaubehörde besonders
zu kümmern.
Es ist leicht einzusehen, dass diese Allee mehr ist als etwas, in dem manche nur mit eingeschränktem Blick eine Aneinanderreihung alter Bäume erkennen können. In der Sprache der
Regionalplanung spricht man vom „Schutzgut Historische Kulturlandschaft“. Dass dieses Ensemble mit den natürlichen Freiräumen beiderseits der Allee erhalten und erlebbar
bleibt, liegt in der Verantwortung der Bürger,vor allem aber der Gemeinderäte. Ihnen allen ist die Sensibilität für den Zusammenhang zwischen der Allee und ihrem freien Umfeld zu
wünschen.
(Text und Fotos: Horst Guckelsberger)