Da nicht alle Insekten als Volltiere den Winter in Kältestarre verbringen, fortziehen oder winteraktiv sind, stellt sich die Frage, was mit den übrigen Insekten geschieht. Hält man die Augen
offen, fallen mit etwas Glück einige Raupen und Larven auf, die sich auf der Suche nach Nahrung über den Schnee bewegen oder an Ästen, Gras- oder Schilfhalmen sitzen.
Ein bekanntes Beispiel für diese Raupen sind die der Grasglucke. Diese Tiere überwintern an Halmen und ernähren sich von Pflanzen wie dem Schilfrohr oder dem Pfeifengras, also Pflanzen, die
man den ganzen Winter über finden kann.
Ähnlich verhält es sich mit der Larve der Feldgrille, die zur Nahrungssuche auch manchmal im Winter an der Erdoberfläche anzutreffen ist. Diese flügellosen Larven fressen sowohl pflanzliche,
als auch tierische Stoffe und haben somit ein breites Nahrungsspektrum.
Selbst, wenn keine Tiere offen zu sehen sind, ist die Erde unter der Schneedecke doch voller Leben. In Erdhöhlen vergraben überwintern beispielsweise Maikäfer in Form von Eiern oder als
Larven, den sogenannten Engerlingen, die den Winter über Kältestarre halten und sich in ihrem letzten Jahr als Larve (Das Larvenstadium bei Maikäfern dauert 3 bis 4 Jahre.) verpuppen und zu
fertigen Käfern entwickeln.
Selbst zugefrorene Seen und Weiher sind bevölkert von Insekten. Viele Libellen (ausgenommen die Winterlibellen) überwintern als Larven im Wasser, um dann im Frühling an Schilfhalmen und
Gräsern aus dem Wasser zu steigen und zu Libellen zu werden. Neben Libellenlarven sind unter anderem die Larven von Eintagsfliegen, Wasserkäfern und anderen Wasserinsekten zu finden. Wenn das
Gewässer zufriert, begeben sich die Tiere in Kältestarre, sonst ernähren sie sich von kleinen Wasserorganismen wie Kieselalgen, Pantoffeltierchen, Wasserflöhen, Hüpferlingen, Würmern
oder auch von kleineren Insektenlarven.
Unser Winter ist also durchaus nicht öde und leblos. Die Insekten sind weiterhin vorhanden, leben jedoch besser verborgen als in den wärmeren Jahreszeiten.
(Text und Fotos: Claudia und Wolfgang Höll)