Gemeinsam Bayerns Natur schützen

Die Raufußbussarde bei Frohnloh im Januar 2017

RFB1 2. KJ (Foto: Ursula Wiegand)
RFB1 2. KJ (Foto: Ursula Wiegand)

Am 12. Januar 2017 beobachtete Antje Geigenberger bei einem Spaziergang in der Umgebung von Frohnloh (Landkreis STA) einen ungewöhnlichen, oft rüttelnden  Bussard. Erste Belegaufnahmen führten zu der Diagnose „Raufußbussard“. In den darauffolgenden Tagen kamen viele Beobachter nach Frohnloh, um sich diesen ungewöhnlichen Vogel anzusehen. In den Jahren 2011 bis 2016 hatte es im Landkreis STA nur eine einzige Beobachtung des Raufußbussards gegeben. Von den Beobachtern wurden viele Fotos gemacht, die im ornitho.de veröffentlicht wurden und im Kreise der ASO diskutiert wurden. Durch den Beleg der Beobachtungen mit Fotos und die Bestimmung von Alter, Geschlecht und individuellen Merkmalen konnte erkannt werden, dass es sich bei den Beobachtungen um mindestens vier verschiedene Vögel handelt. Neben dem zuerst entdeckten vorjährigen Vogel konnte ab dem 13.01. auch ein Vogel im dritten Kalenderjahr entdeckt werden. Als am 19.01.erstmals drei Individuen gleichzeitig anwesend waren und festgestellt wurde dass es sich neben einem zweiten vorjährigen Vogel um einen neuen älteren Vogel handelt war klar, dass mindestens vier unterschiedliche Individuen im Bereich der Felder um Frohnloh anwesend waren/sind.

Ornitourismus bei Frohnloh (Foto: Pit Brützel)
Ornitourismus bei Frohnloh (Foto: Pit Brützel)

Also gibt es mindestens 4 gute Gründe, für den wachsenden Ornitourismus nach Frohnloh.

 

Zur besseren Identifikation wurden die Raufußbussarde durchnummeriert.

RFB1 - 2.Kalenderjahr, Geschlecht unbekannt

RFB2 - 3. Kalenderjahr, vermutlich Weibchen

RFB 3 - 3. Kalenderjahr oder älter, vermutlich Männchen

RFB 4 - 2. Kalenderjahr, Geschlecht unbekannt, keine guten Fotos vorhanden

RFB1 2. KJ (Foto: Antje Geigenberger)
RFB1 2. KJ (Foto: Antje Geigenberger)

Das winterliche Auftreten von Raufußbussarden im südlichen Bayern ist eher die Ausnahme als die Regel. Daher ist es umso spannender wenn sich ein oder mehrere Individuen in der Umgebung aufhalten. Es ist wichtig genau auf die Vögel zu achten um zu erkennen ob es sich um unterschiedliche Exemplare handelt. Da ist es sehr von Vorteil, dass die Kleider und einzelne Individuen des Raufußbussards häufig eindeutige Merkmale (Mauserlücken, individuelle Färbung, Alter, Geschlecht) zeigen. Dies ermöglicht bei der Anfertigung guter Fotos auch eine Nachbestimmung der Individuen und die Erkenntnis über die tatsächlich anwesenden Individuen, wenn diese nicht zeitgleich anwesend waren.

RFB1 2.KJ (Foto: Peter Witzan)
RFB1 2.KJ (Foto: Peter Witzan)

Die Kleider und Mauser des Raufußbussard

 

Beim Raufußbussard kann man vom Mausertyp drei Kleider unterscheiden. Das Jugendkleid (im Winter also 1. KJ vor dem Jahreswechsel bzw. 2.KJ nach dem Jahreswechsel), das immature Kleid (2. KJ bzw. 3.KJ) und das adulte Kleid.

RFB2 3.KJ (Foto: Christian Haass)
RFB2 3.KJ (Foto: Christian Haass)

Das Jugendkleid zeichnet sich durch eine diffuse Endbinde auf den weißen Schwanzfedern aus. Ebenso ist der Flügelhinterrand nur schwach dunkel abgesetzt und der Kopf in der Regel heller als der Bauch. Von oben sind die hellen "Fenster" in den Flügeln erkennbar. Meist sind die Unterflügeldecken leicht gelblich überhaucht. Einer der bei Frohnloh anwesenden Vögel ist im Jugendkleid (siehe Fotos von RFB1). Alle Bilder zeigen das gleiche Individuum. Eine Unterscheidung der Geschlechter ist bei diesem Alter im Feld praktisch nicht möglich.

 

RFB2 3. KJ (Foto: Ursula Wiegand)
RFB2 3. KJ (Foto: Ursula Wiegand)

Das immature Kleid kann dem adulten Kleid schon sehr stark ähneln. Wobei die Färbung dann meist intermediär zwischen adulten Männchen und adulten Weibchen ist. Dies macht dann meist auch die Geschlechtsbestimmung schwierig und die meisten würden sich nicht sicher auf ein Geschlecht festlegen wollen. Das beste Erkennungsmerkmal für dieses Alter sind noch unvermauserte Hand- und Armschwingen im sonst schon sehr adult aussehenden Flügel. Im Foto des Raufußbussards  RFB 2 von Christian Haass kann man dies sehr gut erkennen. Es fallen die noch unvermauserten hellen und abgenutzten Jugendkleidfedern zwischen den neueren Schwungfedern auf (rot eingekreist). Des Weiteren ist die Schwanzbinde deutlich dunkler und der gelbliche Ton und den Unterflügeldecken fast nicht mehr vorhanden. Das Foto des Raufußbussards RFB2  von Ursula Zinnecker-Wiegand zeigt die Oberseite mit erkennbar undeutlicherem Fenster als beim Jugendkleid.

 

RFB3 3. KJ (Foto: Peter Witzan)
RFB3 3. KJ (Foto: Peter Witzan)

Adulte Vögel haben keine Schwungfedern mehr aus dem Jugendkleid. Hier lassen sich die Geschlechter in der Regel besser unterscheiden. Bei den Männchen ist meist der Kopf der dunkelste Teil des Körpers. Häufig mit der Kombination eines hellen Bauches wirken diese Vogel insgesamt sehr hell. Diagnostisch ist die Bänderung am Schwanz die neben der schwarzen Endbinde meist von 2-3 zusätzlich angedeutete Bänder zeigt. Die Weibchen zeichnen sich meist durch einen dunklen Bauch und einen hellen Kopf aus. Damit sehen sie prinzipiell den Jungvögeln ähnlicher. Sie haben meist nur die deutlich abgesetzte dunkle Endbinde am Schwanz, die selten um eine zusätzliche angedeutete Binde ergänzt wird. Für adulte Raufußbussarde stehen dem Autor keine Bilder zur Verfügung. Aber in der gängigen Literatur oder im ornitho lassen sich sicherlich Beispielbilder finden.

RFB1(oben) und RFB3 (unten) (Foto: Ursula Wiegand)
RFB1(oben) und RFB3 (unten) (Foto: Ursula Wiegand)

Es treten immer wieder Mäusebussarde auf, die aufgrund einer dem Raufußbussard sehr ähnlichen Färbung für Verwirrung und Fehlbestimmungen sorgen. Besonders eine weiße Schwanzbasis kann auch beim Mäusebussard vorkommen. Mäusebussarde können dann ähnlich adulter und subadulter Raufußbussarde  aussehen, eine Färbung wie ein junger Raufußbussard mit hellem Kopf und dunkelbraunen abgesetzten Bauch ist mir zumindest nicht bekannt.  Auch wenn der Schwanz des Mäusebussards hell ist sollte man auf die Endbinde achten. Die Endbinde beim Raufußbussard ist immer deutlich abgesetzt, beim Mäusebussard  eher verwaschen.

 

 Eine wesentlich ausführlichere und bessere  Darstellung der Bestimmung von Raufußbussarden findet man in der Arbeit von Ingo Weiß und Christoph Moning, die hier heruntergeladen werden kann. 
 

(Text: Jan Brinke)