Gemeinsam Bayerns Natur schützen

Der Stieglitz (Carduelis carduelis)

Stieglitz (Foto: Antje Geigenberger)
Stieglitz (Foto: Antje Geigenberger)

Der Stieglitz ist ein hübscher, bunter Vogel, den man vor allem an Disteln oder ähnlichen Pflanzen antrifft, wo er nach deren Samen pickt. Er wird deshalb auch Distelfink genannt. Es lohnt sich, ihn beim Samenpicken zu beobachten: selbst die kleinsten Samen „knackt“ er erst einmal auf und schleudert die winzigen Schalen zur Seite, bevor er den Inhalt schluckt. Vielleicht fragen Sie sich, ob er da nicht ein bisschen zu viel Aufwand treibt, aber in der Tierwelt hat alles seine Zweckmäßigkeit. Beim Fliegen kommt es darauf an, unnötigen Ballast zu vermeiden, und die Schalen der Körner würden insgesamt doch einen nennenswerten Teil des Mageninhalts ausmachen. Zudem „kauen“ Vögel mithilfe ihres muskulösen Magens und eigens dafür geschluckten Steinchen. Auch die Muskulatur und die Steinchen können kleiner und damit leichter sein, wenn sie nur geschälte Samen verarbeiten müssen. Noch wichtiger ist aber vielleicht, dass es dem Stieglitz auf diese Weise möglich ist, auch seine Jungen im Nest schon mit Körnerkost zu füttern - im Unterschied zu den meisten anderen Körnerfressern, die ihre Jungen mit Insekten füttern.

 

Stieglitz (Foto: Ursula Wiegand)
Stieglitz (Foto: Ursula Wiegand)

 

Der Stieglitz ist ein geselliger Vogel, der sogar zur Brutzeit meist in kleinen Trupps auf Nahrungssuche geht. Oft bauen auch mehrere Paare ihre napfförmigen Nester nicht weit voneinander entfernt im selben Baum oder Gebüsch.

 

In der Gruppe hält er durch zwitschernde Rufe, die man als „stigelitt“ wiedergeben kann, Kontakt. Seinen Gesang trägt er vor allem zur Balz vor; es ist ein Zwitschern mit kurzen aber variierenden Strophen.

 

 

Bei uns ist der Stieglitz ein Standvogel. In Nord- und Osteuropa verlässt er jedoch bei strengem Winterwetter sein Gebiet, so dass wir ihn oft als Wintergast sehen können.

 

Stieglitze (Foto: Antje Geigenberger)
Stieglitze (Foto: Antje Geigenberger)

Der Bestand der Stieglitze hat in den letzten 30 Jahren drastisch abgenommen; das liegt daran, dass er in der ausgeräumten industriellen Agrarlandschaft nicht mehr genügend Nahrung findet. So ist dieser einstige Allerweltsvogel heute in den Siedlungen häufiger anzutreffen als im offenen Land. Doch auch dort ginge es ihm besser, wenn man in Gärten, Parks und Straßenrändern mehr „unordentlichen“ Wildwuchs zuließe. Gerade die für den Stieglitz wichtigen Flockenblumen, Disteln und Karden sind ja gar nicht so hässlich: sie blühen schön und setzen Akzente in der Landschaft, vor allem wenn sie aus dem Schnee ragen – und dann dem Stieglitz auch im Winter noch Nahrung bieten.      

 

(Text: Dr. Rudi Netzsch) 

 

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