Gemeinsam Bayerns Natur schützen

Die Mittelmeermöwe (Larus michahellis)

Mittelmeermöwe (Foto: Ursula Wiegand)
Mittelmeermöwe (Foto: Ursula Wiegand)

Wer kennt sie nicht, die Schwärme großer Möwen, die an den Küsten nach Nahrung suchen oder Fischerboote bei ihren Fangfahrten folgen? Im Binnenland sind die an Nord- und Ostsee häufigen Silbermöwen (Larus argentatus) und Heringsmöwen (Larus fuscus) dagegen eher selten, auch wenn sie vor allem im Winter regelmäßig an den Gewässern im Fünfseenland zu beobachten sind. Deutlich häufiger ist dagegen die Mittelmeermöwe. Sie ist das ganze Jahr rund um den Starnberger See zu finden. Besonders viele Vögel besuchen den See in den Wintermonaten. So konnten im November 2018 im Süden des Starnberger Sees rund 120 Individuen beobachtet werden, darunter auch ein 2007 auf der Insel Krk in Kroatien beringtes Individuum. Die meisten dieser Gäste ziehen zur Brut allerdings wieder in ihr Hauptverbreitungsgebiet, das weiter südlich liegt und sich von den Atlantikküsten Spaniens und Frankreichs über den Mittelmeerraum bis zum Schwarzen Meer erstreckt.

 

 

 

Steppenmöwe (Foto: Christian Haass)
Steppenmöwe (Foto: Christian Haass)

 Während erwachsene Großmöwen insgesamt durch Größe und Gestalt, einen grauen Rücken – den sogenannten Mantel, einen weißen Körper und einen kräftigen gelben Schnabel leicht von kleineren Vertretern der Familie wie der Lachmöwe (Larus ridibundus) oder der Sturmmöwe (Larus canus) zu unterscheiden sind, ist die Bestimmung der einzelnen Großmöwenarten nicht ganz einfach. Erwachsene Mittelmeermöwen haben im Vergleich zur Silbermöwe ganzjährig gelbe Beine, von der Heringsmöwe lässt sie sich unter anderem am helleren Mantel unterscheiden. Junge Vögel aller Großmöwenarten ähneln sich stark und weisen ein graubraunes Gefieder auf, das sich im Laufe von vier Jahren über mehrere Zwischenstufen zum Adultkleid entwickelt.

 

Am schwierigsten ist eine Abgrenzung der Mittelmeermöwe zu ihrer Schwesterart, der Steppenmöwe (Larus cachinnans), die ebenfalls gelegentlich am Starnberger See zu beobachten ist. Bis Ende des vorigen Jahrtausends wurden Mittelmeer- und Steppenmöwen sogar noch als Unterarten einer Art, der Weißkopfmöwe, angesehen und erhielten erst spät einen eigenen Artstatus, hauptsächlich aufgrund von genetischen Untersuchungen. Bei der Bestimmung der beiden Arten können spezielle Bestimmungsschlüssel helfen, wie sie beispielsweise der Dachverband Deutscher Avifaunisten zur Verfügung stellt.

 

Mittelmeermöwe (Foto: Ursula Wiegand)
Mittelmeermöwe (Foto: Ursula Wiegand)

Auch die Lautäußerungen sind wichtige Merkmale bei der Unterscheidung von Mittelmeer- und Steppenmöwe. Während die Mittelmeermöwe tief und nasal ruft, klingen die Rufe der Steppenmöwe höher und „kindlicher“. Hier ein Vergleich: Mittelmeermöwe und Steppenmöwe.

 

In Bayern ist die Mittelmeermöwe ein sehr seltener Brutvogel. Insgesamt nahm der Bestand in den vergangenen Jahrzehnten im Freistaat aber deutlich zu. Zwischen den beiden Brutvogelzählungen Ende der 1990er Jahre und von 2005 bis 2009 verdreifachte er sich laut der aktuellen Ausgabe des Atlas der Brutvögel in Bayern von 15 bis 20 auf rund 60 Brutpaare. Neben den Voralpenseen werden vor allem die Ufer von Donau, Isar und Inn für die Jungenaufzucht bevorzugt. Bemerkenswert sind die kleinen Brutkolonien in den Bergen auf rund 800 Metern Höhe am Walchen- und am Forggensee. Im Landkreis Starnberg wurde im Jahr 2018 im Karpfenwinkel ein Brutverdacht beobachtet.

 

Das Nest der Mittelmeermöwe kann sehr unterschiedlich ausfallen – von wenigen Zweigen auf felsigem Grund bis zur umfangreichen Ansammlung von Pflanzenteilen. Zwischen Mitte März und Mai legt das Weibchen darin in Regel drei Einer ab, die rund 30 Tage bebrütet werden. Die Jungen sind nach weiteren 35 bis 40 Tagen selbständig.Was die Nahrung angeht, so ist die Mittelmeermöwe wie die meisten Möwen nicht wählerisch. Auf dem Speiseplan stehen neben Krebsen, Fischen und Jungvögeln auch Aas oder Lebensmittelreste auf Mülldeponien.

(Text: Thomas Hafen)

 

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