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Der Haubentaucher (Podiceps cristatus)

balzende Haubentaucher (Foto: Ursula Wiegand)
balzende Haubentaucher (Foto: Ursula Wiegand)

Ein auffälliges Prachtkleid, ein sehr spezielles Balzverhalten, dazu weit verbreitet und alles andere als ein Heimlichtuer – der Haubentaucher gehört zu den prägenden Wasservögeln im Landkreis und ist vor allem auf dem Starnberger See über das ganze Jahr gut vertreten. Podiceps cristatus, so der lateinische Name, ist mit einer Länge von 46-51 cm, einer Spannweite von 59 bis 73 cm und mit einem Gewicht von bis zu 1,4 Kilogramm der größte heimische Lappentaucher.

 

 

 

So richtig ins Rampenlicht drängt der Haubentaucher im März, wenn er seine beeindruckende Balz zeigt. Die rot-braun-schwarz gefärbte Federhaube am Kopf steht dann in voller Pracht. Besonders spektakulär ist der sogenannte Pinguintanz, den beide Partner parallel mit steilt aufgerichtetem Hals vollführen. Begleitet wird der Tanz von weiteren Ritualen wie dem Kopfschütteln, dem Präsentieren von Nistmaterial oder dem Scheinputzen. In dieser Zeit macht der Haubentaucher auch akustisch auf sich aufmerksam, das kräftige "kraorrr" oder "aorr" ist weit zu hören. Wintergäste und Durchzügler - der Haubentaucher ist je nach Region Teilzieher oder Standvogel - balzen mitunter sogar schon ab Januar.

 

balzende Haubentaucher (Foto: Ursula Wiegand)
balzende Haubentaucher (Foto: Ursula Wiegand)

Wer dieses besondere Verhalten im Landkreis Starnberg in Ruhe und aus der Nähe beobachten will, setzt sich im März oder April auf den Badesteg in Percha. Die Wasserfläche vor dem links des Stegs gelegenen Schilfbereich ist der Hotspot des Haubentauchers in der Region und verwandelt sich im Frühjahr in eine Balzarena. Aber auch an den übrigen Seen im Landkreis, die über einen Schilfgürtel verfügen, ist der stockentengroße Vogel zuhause. Darüber hinaus brütet er an langsam fließenden oder auch künstlichen Gewässern - wie etwa im Kanalsystem rund um den Starnberger Segelclub.

 

 

 

Bei der Wahl seines Brutgewässers ist der Haubentaucher auf Schilfgürtel angewiesen, in denen er sein Nest verankert. Allerdings sind auch frei liegende Schwimmnester bekannt. Die Nähe von Artgenossen wird durchaus toleriert, häufig liegen die Nester nur zwei Meter voneinander entfernt - in einigen Regionen kommen auch Koloniebruten vor. Bei günstigen Witterungsverhältnissen beginnt die Brutperiode bereits Ende März, dauert im Normalfall aber von April bis Ende Juni.

 

Haubentaucher mit Jungen (Foto: Ursula Wiegand)
Haubentaucher mit Jungen (Foto: Ursula Wiegand)

Haubentaucher legen im Normalfall drei bis vier matt-weiße Eier, die von beiden Elterntieren 27 bis 29 Tage lang bebrütet werden. Mitunter ziehen die Vögel sogar zwei Bruten im Jahr groß. Die Küken starten nach dem Schlüpfen direkt durch, sind sie doch Nestflüchter und sofort in der Lage zu schwimmen. Nach rund eineinhalb Monaten haben sie auch das Tauchen erlernt. Am bequemsten ist in den ersten Lebenswoche aber immer noch das Eltern-Taxi. Die Jungen lassen sich dabei auf dem Rücken der Alttiere mitnehmen.

 

 

 

Die füttern ihre Jungen mit Insekten und kleinen Fischen. Später werden die Fische, die der Haubentaucher bei seinen Tauchgängen jagt und erbeutet, bis zu 25 Zentimeter groß. Das Menü wird aber auch weiterhin mit anderen Nahrungsquellen wie Fröschen, Krebstieren oder Spinnen ergänzt.

 

Haubentaucher (Foto: Tobias Laure)
Haubentaucher (Foto: Tobias Laure)

 

Der Haubentaucher muss gleich eine ganze Reihe an Gefahren fürchten. Neben den weithin bekannten Beeinträchtigungen durch den Menschen können auch stark schwankende Wasserpegel den Bruterfolg stark beeinträchtigen. Das Paar in den Starnberger Wasserkanälen etwa verlor seine Brut im Jahr 2018 durch Hochwasser. Daneben schlagen Krähen, Elster oder Greifvögel wie die Rohrweihe zu, wenn das Nest für einen Moment verlassen ist. Die geschlüpften Küken wiederum stehen auf der Speiseliste des Hechts. Trotz allem wird der Haubentaucher auf der Roten Liste Bayerns von 2016 als “nicht gefährdet“ geführt. Der Brutbestand wird auf 2000 bis 3200 Paare geschätzt, in ganz Deutschland wird von bis zu 31000 (Quelle: ADEBAR 2009) ausgegangen. Der Bestand gilt als stabil bis leicht ansteigend.

 

 

 

 Hätten Sie’s gewusst? Überraschendes vom Haubentaucher

 

 

 

Der große Bruder: Fünf Lappentaucher-Arten tummeln sich auf den Seen in Deutschland, denn der Haubentaucher hat noch vier kleine Brüder: den Rothalstaucher, den Schwarzhalstaucher, den Ohrentaucher und den Zwergtaucher. Letzterer ist ebenfalls Brutvogel im Landkreis Starnberg, die anderen drei Arten besuchen uns als Wintergäste.

 

 

 

Der Haubentaucher, ein Kosmopolit: Das Verbreitungsgebiet des in Deutschland mit Abstand häufigsten Lappentauchers reicht von Europa, wo er vom Süden bis in den südlichen Norden vorkommt, bis ins östliche China. Daneben hat der Haubentaucher, der weltweit in drei Unterarten auftritt, Populationen in Australien und Neuseeland sowie dem südlichen und nördlichen Afrika.

 

 

 

Weibchen oder Männchen? Der Unterschied zwischen den Geschlechtern ist nur dezent ausgeprägt. Mann muss also schon genau hinsehen. Die Männchen sind etwas größer als die Weibchen und haben im Prachtkleid einen etwas breiteren Kragen und eine etwas größere Haube. Im Schlichtkleid sind der Kopfschmuck und die Farbintensität des Gefieders stark reduziert.

 

(Text: Tobias Laure)

 

 

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