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Der Graureiher (Ardea cinerea)

Graureiher (Foto: Ursula Wiegand)
Graureiher (Foto: Ursula Wiegand)

Der Graureiher (Ardea cinerea) ist die häufigste bei uns im Gebiet zu beobachtende Reiherart und kann häufig auch aus geringer Distanz in seinen verschiedenen Habitaten, die von Wasserflächen über Moore, Wiesen und Äckern bis hin zu seinen Brutkolonien in Bäumen reichen, beobachtet werden. In diesen äußerst unterschiedlichen Lebensräumen kommt der Graureiher aufgrund seiner großen Anpassungsfähigkeit sowie seiner relativ geringen Fluchtdistanz zu Menschen vor.

 

Zur Brutzeit von März bis Juli findet sich der Graureiher in Brutkolonien ein, in denen sich selten bis über 100, größtenteils jedoch deutlich weniger Brutpaare zusammenfinden. Diese tradierten Brutkolonien liegen meistens in den Wipfeln von Laub und Nadelbäumen, eine direkte Nähe zu Gewässern ist nur selten gegeben (kann bis zu 10km entfernt sein). Seit einigen Jahren sind auch Brutkolonien in besiedelten Gebieten, sowie mangels Bäumen in Schilf- und Röhrichtbeständen bekannt.

 

Obwohl der Graureiher schwimmen kann, bevorzugt er flache Uferzonen (bis 60cm tief) zur Nahrungssuche auf Fische, in denen er lange Zeit watet oder ansitz bzw. „ansteht“, bevor er blitzartig zustößt. Vor allem im Winterhalbjahr pirschen Graureiher gerne auf Wiesen und Äckern nach Kleinsäugern wie Wühlmäusen. Oft sieht man sie dabei in den letzten Jahren vergesellschaftet mit den bei uns häufiger werdenden Silberreihern (Ardea alba).

in einer Graureiherkolonie (Foto: Ursula Wiegand)
in einer Graureiherkolonie (Foto: Ursula Wiegand)

Unsere Graureiher sind Kurzstreckenzieher, einzelne Individuen verbringen vor allem milde Winter auch bei uns. Der größte Teil der im Winter zu beobachtenden Population sind Wintergäste aus nördlicheren Gefilden. Besonders harte Winter führen in der Graureiherpopulation zu überdurchschnittlichen Verlusten, die aber schnell wieder ausgeglichen werden können. Weitere Gefährdungen der Vogelart, die seit 2016 auf der Vorwarnliste der bayerischen Rote Liste (LfU) steht, gehen vom Menschen aus: Teilweise durch Störungen an Brutkolonien, v.a. aber durch Bejagung.

 

Der Graureiher ist die einzige Reiherart, die gemäß §19 der Ausführungsbestimmungen des Bayerischen Jagdgesetzes zur Verhinderung von fischereiwirtschaftlichen Schäden und Schutz der heimischen Tierwelt im Zeitraum 16.09. - 31.10. im Umkreis von 200m um geschlossene Gewässer bejagt werden darf. Eine derartige gesetzliche Regelung existiert nur in Bayern.

 

In allen anderen Bundesländern ist eine Ausnahmegenehmigung der unteren Jagdbehörde für Einzelabschüsse nötig.Die Abschusszahlen sind in den letzten Jahren konstant angestiegen, zuletzt wurden 2016 in Bayern 6317 Graureiher erlegt. Jagdzeitbedingt werden vor allem Wintergäste aus Polen, Tschechien, Nord- und Ostdeutschland erlegt.

Graureiher (Foto: Stefan Greif)
Graureiher (Foto: Stefan Greif)

Bayernweite Brutvogelmonitorings des Graureihers wurden seit 1979 mindestens im sechsjährigen Turnus durchgeführt, die letzte Kartierung liegt allerdings zehn Jahre (2008!) zurück. Die Daten der Kartierung von 2008 weisen bayernweit 2128 Brutpaare aus.

 

Somit übersteigen die momentanen bekannten Abschusszahlen die aktuelle Brutpopulation deutlich.

 

Anfang 2018 wurde am Agrarministerium eine Projektstelle für eine neuerliche bayernweite Graureiherkartierung eingerichtet. Bereits in der Vergangenheit (beispielsweise um 1983) konnte beobachtet werden, dass in Bayern die Regelungen der Jagd (Schuss- und Schonzeiten) auf den Graureiher sofortige Auswirkungen  auf die bayerische Brutpopulation zeigen.

(Text: Korbinian Weidemann)

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