Um das zu untersuchen, wird im nächsten Schritt der jahresabhängige Wert von t0 mit der durchschnittlichen Märztemperatur (Daten des Deutschen Wetterdienstes) der neun untersuchten
Jahre korreliert. Das Ergebnis für das Blässhuhn ist in Abbildung 4 gezeigt.
Abbildung 4 zeigt die Verzögerung des Brutbeginns beim
Blässhuhn als Funktion der mittleren Monatstemperatur im März des jeweiligen Jahres. Jeder Punkt im Diagramm entspricht einem Jahr. Offenbar beginnt die Brut umso früher, je wärmer es im März
war. Als „Temperaturanomalie“ wird hier die Abweichung zum langjährigen Mittelwert bezeichnet.
Es wird deutlich, dass kalte Temperaturen im Monat März offenbar mit einem späten Brutbeginn, also einem späteren Zeitpunkt von t0 einhergehen, während in Jahren mit einem wärmeren
März die Brut früher beginnt.
Mathematisch gesprochen sind Brutbeginn und Märztemperaturen stark korreliert. Die Signifikanz der Korrelation ist mit einem p-Wert von 0.1% sehr hoch
(d.h. es ist extrem unwahrscheinlich, dass das Ergebnis in der Abbildung Zufall ist). An der Steigung der Geraden in Abbildung 4 lässt sich ablesen, dass
das Blässhuhn statistisch gesehen pro 1°C höherer Märzdurchschnittstemperatur 1,6 Tage früher beginnt zu brüten.
Dieses Ergebnis und vor allem die hohe Signifikanz des Zusammenhangs hat uns erstaunt – umso mehr, da sie bei vielen Arten nachgewiesen werden kann.
Das oben beschriebene Verfahren wurde auf 11 Arten angewendet. Bei fast allen konnte ein Zusammenhang zwischen Brutzeitperiode und Monatstemperatur nachgewiesen werden. Der jeweils relevante
Zeitraum (oben im Beispiel der Monat März) ist dabei bei jeder Art individuell (liegt jedoch häufig im März). Während dieser Zeitspanne beeinflusst die Temperatur wahrscheinlich maßgeblich den
Zeitpunkt des Brutbeginns. So gut wie immer wird die Brut bei wärmeren Temperaturgegebenheiten vorverlegt. Im Zuge des Klimawandels muss man also
damit rechnen, dass viele Vögel ihr Brutverhalten dauerhaft anpassen müssen. Oder dass das Brutverhalten nachhaltig gestört wird, sollte eine
Anpassung nicht möglich sein.
(Text: Sarah Siemers/ Gerhard Huber)