Gemeinsam Bayerns Natur schützen

ADEBAR - Atlas Deutscher Brutvogelarten

5 Kilogramm ornithologisches Wissen

Wer hat ein 5 Kilogramm schweres Buch zu Hause liegen? Bei manchen Ornithologen liegt ein solches Werk, der ADEBAR. ADEBAR steht für Atlas Deutscher Brutvogelarten und wurde 2010 vom Dachverband Deutscher Avifaunisten (DDA) herausgegeben. Die dazu notwendige Feldarbeit wurde in den Jahren 2005 bis 2009 erbracht. Der DDA schreibt zu ADEBAR auf seiner Website:

 

Der Atlas Deutscher Brutvogelarten (ADEBAR) hat sich zu einem Grundlagenwerk für den nachhaltigen Vogelschutz in Deutschland entwickelt und bietet das aktuelle Wissen rund um unsere Brutvögel in einem nie dagewesenen Überblick. Über 500.000 Stunden investierten die mehr als 4.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter seinerzeit in die Kartierung, Auswertung und Erstellung.

 

Auf 800 Seiten wird auf über 260 Farbabbildungen und 260 Karten die Verbreitung und die Bestandsentwicklung aller in Deutschland brütenden Vogelarten dokumentiert. Jedes Artkapitel enthält Karten zum Vorkommen in Deutschland und der Welt sowie einen erläuternden Text. Sämtliche Arten werden in farbigen Aquarellen dargestellt. Noch für viele Jahre wird der ADEBAR das Standardwerk zur Verbreitung, Häufigkeit und Bestandsentwicklung aller 280 Brutvogelarten Deutschlands sein und VogelkundlerInnen, NaturschützerInnen, Planungsbüros und FreiberuflerInnen dabei helfen, eigene Beobachtungen einordnen und bewerten zu können.

Brauchen wir einen neuen ADEBAR?

Im Jahr 2024 schreibt der DDA auf seiner Website:

Die Ergebnisse von ADEBAR sind in die Jahre gekommen. Wirft man einen Blick auf die Bestandstrends vor und nach den Kartierungen für ADEBAR, die mittlerweile über 15 Jahre zurückliegen, erkennt man, dass sich viel verändert hat. Betrachtet man die Trendverläufe, liegt die Vermutung nahe, dass sich vielfach auch das Verbreitungsbild verändert haben dürfte! Neben unseren Monitoringprogrammen hilft uns unsere Plattform für Gelegenheitsbeobachtungen, ornitho.de. Zu Beginn des Jahres 2024 können wir auf einen enormen Fundus von über 80.000.000 Gelegenheitsbeobachtungen und über 500.000 vollständigen Beobachtungslisten zurückgreifen.

 

Insbesondere die Beobachtungslisten erweitern unsere Möglichkeiten, ergänzen das Vogelmonitoring und erlauben uns zumindest für einige Arten Rückschlüsse auf qualitative Verbreitungsveränderungen.

Man erkennt anhand der ornitho-Daten eine deutliche Verbreitungsänderung der Arten. Eine Art (Kolkrabe) ist mittlerweile nahezu überall in Deutschland zuhause, eine Art (Nilgans) breitet sich zusehends nach Osten aus und eine wärmeliebende Art (Bienenfresser) erobert auch weitere warme Regionen in Deutschland.

 

Viele weitere Beispiele lassen sich problemlos finden. Manche Art tritt neu auf seit dem ersten ADEBAR, andere ehemals sehr häufige Arten verlieren zusehends ihren Lebensraum, bei weiteren Arten sind Änderungen erkennbar, aber diese sind unspezifisch. Eine ganze Reihe von Arten wird zudem durch Gelegenheitsbeobachtungen nur sehr unzureichend erfasst (z.B. nachtaktive Vögel wie Eulen). Für diese Arten sind deshalb gezielte, standardisierte Erfassungen notwendig. Daher ist die Antwort auf die Frage, „Brauchen wir einen neuen ADEBAR?“ eindeutig: „Ja!

Welche Rahmenbedingungen gibt es für ADEBAR 2 ?

Als Datenquellen für ADEBAR 2 sollen alle Kenntnisse und alle fachlich belastbaren und geprüften Datenquellen (Fokus 2025 bis 2029) auf der Grundlage von TK/4 verwendet werden. 

Unter einem TK/4 oder Quadranten versteht man im Zusammenhang mit ADEBAR ein Viertel eines Kartenblatts der Topographischen Karte im Maßstab 1:25.000 (TK25) – einem amtlichen Kartenwerk, das Deutschland flächendeckend und sehr detailliert abbildet. Ein TK/4 umfasst eine Fläche von ca. 30 – 32  km².

 

Datenquellen sind unter anderem die speziell für ADEBAR zu erfassenden ADEBAR-Listen, die Daten aus dem Monitoring häufiger und seltener Brutvögel, sowie ornitho- Zufallsbeobachtungen und Datenbestände der Länder und Regionalgruppen. Die Feldarbeit von ADEBAR soll in den Jahren 2025 bis 2029 durchgeführt werden.

 

ADEBAR wird nach Bundesländern organisiert. Die bundesweite Organisation obliegt dem DDA, in Bayern liegt die landesweite Koordination bei der Vogelschutzwarte am Landesamt für Umwelt in Garmisch-Partenkirchen. Auf der Ebene von Gebietseinheiten wie Landkreis oder Naturräume kann eine regionale Koordination eingerichtet werden. Im Arbeitsgebiet der Arbeitsgemeinschaft Starnberger Ornithologen (ASO) übernimmt die ASO die Regionalkoordination. 

 

Wer sich näher für ADEBAR Interessiert oder sogar mitmachen will, findet weitere Informationen auf den Seiten des DDA.

 

Kartiert werden sollen in Deutschland alle Brutvogelarten bis auf die sehr häufigen Arten wie z.B. Buchfink und Kohlmeise. Diese sehr häufigen Arten werden für die Darstellung im ADEBAR modelliert, vor allem aus den Daten des Monitoríngs häufiger Brutvögel. Die Liste der zu modellierenden Arten wird bundeslandspezifisch festgelegt. In Bayern werden gut 40 Vogelarten im Rahmen von ADEBAR nicht kartiert, sondern modelliert. 

ADEBAR im Landkreis Starnberg

Die Voraussetzungen für eine erfolgreiche ADEBAR-Kartierung im Landkreis STA sind sehr gut. Durch die Arbeiten der ASO in den letzten 10 Jahren sind die Vogelbestände im Landkreis einigermaßen gut bekannt und es gibt durch ASO-Aktiv eine große Anzahl von Ornithologen, die in der Lage sind, bei ADEBAR mitzuarbeiten. 

Insgesamt gibt es im Arbeitsgebiet der ASO 17 TK/4 bzw. Quadranten, die im Laufe der nächsten Jahre bearbeitet werden sollen. Die Bezeichnungen wie z.B. 7933_2 beziehen sich auf das 2. Viertel der TK 7933.

Die Kenntnisse über die Habitatausstattung und die Vogelbestände in diesen Quadranten sind recht unterschiedlich – im Norden des Gebiets ist sehr viel Know-How vorhanden, im Süden des Gebiets ist die Datenlage zu Beginn von ADEBAR noch viel spärlicher.

 

Die Organisation von ADEBAR im Arbeitsgebiet der ASO wird in mehreren Ebenen abgebildet. Es gibt einen Regionalkoordinator, der für das gesamte Arbeitsgebiet der ASO verantwortlich ist. Diese Rolle übernimmt Pit Brützel. Für jedes TK/4 soll es einen TK/4- Verantwortlichen geben und in jedem TK/4 kann es mehrere Kartierer geben. Einzelne Personen können natürlich unterschiedliche Rollen einnehmen-

Für das erste ADEBAR Jahr 2025 hatten wir für 11 der 17 TK/4 eine Person, die sich als TK/4 Verantwortlicher zur Verfügung gestellt hat. Wir hoffen, die noch fehlenden Verantwortlichen in den nächsten Jahren besetzen zu können, wenn die ersten TK/4 schon vollständig bearbeitet sind.

Als Kartierer hatten sich insgesamt 19 Personen gemeldet, die mit unterschiedlichem Erfahrungshintergrund und natürlich auch mit unterschiedlicher Intensität die Kartierungsarbeiten durchführen. In manchen Quadranten haben wir eine Person, die sowohl die Rolle als Verantwortlicher als auch als Kartierer übernimmt, in anderen Quadranten gibt es bis zu 6 Personen die sich an den Kartierarbeiten des Quadranten beteiligen.

 

Den TK/4 Verantwortlichen (der Begriff Quadrantenverantwortlicher wird synonym dazu benutzt)  wurden unterschiedliche Datenquellen für die Planung zur Verfügung gestellt.

  • Ornitho-Auswertungen des Quadranten für die letzten Jahre (welche Vögel kommen in welcher Häufigkeit vor, welche Vögel brüten im Quadranten, etc. 
  • Ergebnisse des Revieralgorithmus für die letzten Jahre
  • Visualisierung der ornitho-Beobachtungen auf den Karten als html- Dateien
  • Zugriff auf die Gebäudebrüterdatenbank des LBV München 

Vorgehen bei der Kartierung im Landkreis STA

Die Vorgehensweise bei der Kartierung der einzelnen Quadranten war naturgemäß recht unterschiedlich, in Abhängigkeit von der Anzahl der Kartierer, dem Know-How der Kartierer über die Habitate des Quadranten sowie der bislang über die Vogelwelt des Quadranten zur Verfügung stehenden Informationen. Am Beispiel des Quadranten 7933_2 -  Weßling soll eine mögliche Herangehensweise veranschaulicht werden. 

In dem Quadranten befinden sich im Wesentlichen 4 Habitattypen. Von diesen Habitattypen wurden eine möglichst repräsentative Auswahl angelegt, die während der Kartiersaison von den ABEBAR-Kartierern untersucht wurden.

  • Sonderflächen (schwarz gekennzeichnet) – das sind die Kiesabbaugebiete im Quadranten (Nr. 1 und Nr. 15)
  • Siedlungen (rot gekennzeichnet) – Ortschaften und Dörfer wie Weßling Oberpfaffenhofen, Unterbrunn. (Nr. 8, 11, 13 und 14)
  • Wälder (grün gekennzeichnet) (Nr. 4, 5, 6, 9,10,12) und
  • Agrargebiete (braun gekennzeichnet) (Nr. 2, 3 und 7).

Die Darstellung der unterschiedlichen Teilgebiete des Quadranten ist nicht maßstabsgetreu, sondern soll nur die ungefähr Lage des Teilgebiets darstellen. 

Diese 15 Gebiete wurden grob zwischen den beteiligten Kartierern aufgeteilt, die Wahl der Routen durch die Kartiergebiete oblag den Kartierern. Ebenso lag die Häufigkeit und die Dauer der Kartierungsgänge in der Verantwortung der Kartierer.

Neben den ein bis mehrstündigen Kartierungsgängen, die ein ganzes Teilgebiet umfassten und meist in einer sog. vollständigen Beobachtungsliste dokumentiert wurden, gab es für spezielle Arten wie z.B. Eulen und Schwalben auch punktuelle Beobachtungsgänge. Diese wurden in ADEBAR als sog. unvollständige Beobachtungslisten dokumentiert oder einfach im ornitho.de dokumentiert. Neben den eigentlichen ADEBAR-Kartierern waren im Gebiet noch weitere Beobachter unterwegs, die ihre Beobachtungen wie üblich im ornitho (ohne ADEBAR-Bezug) dokumentierten. Da sich in diesem Quadranten ungewöhnlich viele Kartierer angemeldet hatten, konnte im ersten Kartierungsjahr bereits eine einigermaßen repräsentative Abdeckung des Quadranten erreicht werden. 

Fortsetzung folgt: Über die ersten Ergebnisse im Landkreis Starnberg wird im Herbst/ Winter 2025/26  berichtet werden.