Gemeinsam Bayerns Natur schützen

Flussseeschwalbenfloß bei St. Heinrich - Brutsaison 2018

April 2018

Vorbereitung der Brutplattform (Foto: A.Gehrold)
Vorbereitung der Brutplattform (Foto: A.Gehrold)

Am 07.04.2018 fanden die alljährlichen Wartungsarbeiten statt, bei denen der Kies auf der Brutfläche verteilt und die Kükenunterstände aufgestellt wurden. Noch im Herbst 2017 war die Kiesschicht auf dem Floß aufgestockt worden. So wird gewährleistet, dass die Flussseeschwalben ausreichend Material für den Bau ihrer Nestmulden zur Verfügung haben. Eine höhere Kiesschicht sorgt auch dafür, dass Regenwasser besser abfließt, und die Gelege vor Staunässe geschützt sind.

 

Während der Wartung konnte erfreulicherweise die erste Flussseeschwalbe, die aus den afrikanischen Überwinterungsgebieten zurückgekehrt war, gesichtet werden.

Mai 2018

Flussseeschwalbenmännchen bringt Fisch als Brautgeschenk (Foto: T. Hafen, www.natur-fotografieren.de)
Flussseeschwalbenmännchen bringt Fisch als Brautgeschenk (Foto: T. Hafen, www.natur-fotografieren.de)

Es brüten bereits 163 Lachmöwenpaare auf dem Floß. Diese Zahl liegt im Bereich der Vorjahre (2017: 179, 2016: 160, 2015: 173 Brutpaare). Die ersten Küken schlüpfen Mitte Mai. Die Lachmöweneltern verteidigen ihre Nestreviere vehement, was es den später ankommenden Flussseeschwalben (Langstreckenzieher) schwer macht, ebenfalls einen Brutplatz zu ergattern. Auch die Balz der Flussseeschwalben, bei der das Männchen z. B. ein Fischchen an das Weibchen übergibt, geht im Gemenge der Lachmöwen nur unter erschwerten Bedingungen vonstatten. Einige Brutpaare weichen daher auf die umliegenden Stege aus und sind hier bei ihren Balztänzen und –fütterungen zu beobachten. Allzu lange dürfen sie aber bis zur Anlage ihres Geleges nicht mehr warten, damit noch genug Zeit für die Jungenaufzucht bleibt, bis es im Spätsommer zurück nach Afrika geht.

Juni 2018

Flussseeschwalbenküken (Foto: Andrea Gehrold)
Flussseeschwalbenküken (Foto: Andrea Gehrold)

Mittlerweile brüten 31 Flussseeschwalbenpaare auf dem Floß, also die gleiche Anzahl wie im Vorjahr. Mit durchschnittlich 2,0 Eiern pro Gelege fällt die Gelegegröße niedriger aus als in den Vorjahren (2017: 2,3, 2016: 2,2 Eier/Gelege). Die ersten Küken schlüpfen am 06./07. Juni. Die Altvögel müssen hart im Nehmen sein, um Küken und Eier zu schützen. Denn fast täglich nahen Gewitter, die nicht nur Starkregen, sondern teilweise sogar Hagel mit sich bringen. Bei den Lachmöwen werden Anfang Juni 168 Jungvögel gezählt. Wegen des früheren Brutbeginns sind sie schon deutlich größer als die Flussseeschwalbenküken. Einige sind bereits fast flügge. In der zweiten Junihälfte sind auch die ersten Flussseeschwalben-Küken alt genug, um beringt zu werden.

Juli 2018

Jungvogel mit Farbring (Foto: Andrea Gehrold)
Jungvogel mit Farbring (Foto: Andrea Gehrold)

Bis Mitte Juli sind weitere Flussseeschwalben geschlüpft und herangewachsen. Neun Küken können beringt werden. Die früh geschlüpften und im Juni beringten Jungvögel sind bereits flügge. Wie in den Vorjahren gibt es außerdem zahlreiche Brutpaare, die ihr Gelege erst sehr spät oder als Ersatz für vorhergehende Verluste anlegen mussten. Sie sind noch mit der Bebrütung der Eier beschäftigt. Für diese Paare wird die Zeit für die Jungenaufzucht (ca. 4 Wochen) immer knapper, denn sie verlassen schon Mitte August ihr Brutgebiet. Ein früherer Brutbeginn und -erfolg wird aber eben durch die dicht brütenden Lachmöwen behindert. Im Juli haben die Seeschwalben das Floß dagegen fast für sich alleine und sind kaum noch Konkurrenz oder Aggression ausgesetzt. Dieser Vorteil erleichtert die Nahrungsübergaben und fördert dadurch das Wachstum der Jungen.

 

 

In der zweiten Julihälfte schlüpfen nochmal über 20 Küken. 16 können am 25.07. beringt werden. Die Jungvögel entwickeln sich gut und die Nahrungssituation scheint ideal. Nahezu im Minutentakt bringen die Eltern Fischchen für die Jungen heran. Auf dem Video vom 29.07. sieht man, wie das Paar direkt vor der Kamera sein wenige Tage altes Küken füttert. Auch andere Gäste machen jetzt auf dem Floß Station, z. B. Flussuferläufer (auf dem Video um 07:22 Uhr links im Bild).

August 2018

Viele ältere Flügglinge haben ihre Flugtechnik mittlerweile so gut trainiert, dass sie mit den Eltern die Umgebung erkunden können. Am ganzen Südende des Starnberger Sees sind jetzt Flussseeschwalben-Familien zu beobachten. Bei anderen dauert das noch etwas. Auf dem Video vom 02.08. sieht man links vorne einen Jungvogel, der fleißig Flugübungen macht. Direkt vor der Kamera befindet sich weiterhin das Paar mit dem kleinen Küken. Und rechts dahinter erkennt man zwei Flügglinge, die die Zwischenlandung auf dem Floß für die Gefiederpflege nutzen.

Die Beobachtungen und Ringablesungen haben ergeben, dass im Jahr 2018 mindestens 33 junge Flussseeschwalben flügge geworden sind. Bei 31 Brutpaaren ergibt das eine Reproduktionsrate von 1,1 Flügglingen/Brutpaar. Dieser Wert ist so hoch wie seit Jahren nicht mehr. Auch die letzten Altvögel haben noch bei ihren Jungen ausgeharrt. Selbst Ende August, wenn die meisten Flussseeschwalben schon gen Süden gezogen sind, hält sich noch ein Altvogel mit zwei Flügglingen am See auf. Wir freuen uns auf das Wiedersehen im nächsten Jahr.

September 2018

Die Flussseeschwalben sind unterwegs in ihre westafrikanischen Überwinterungsgebiete. Dabei fliegen sie zunächst entlang der großen Voralpenseen nach Westen, bevor es weiter Richtung Süden geht. Diesen Zugweg belegen zahlreiche Ringfunde. Auch im Herbst 2018 gibt es wieder Ringablesungen in den Schweizer Rastgebieten, speziell am Genfer See und am Neuenburger See. Unter anderem werden zwei diesjährige Jungvögel sowie ein fünf- und ein siebenjähriger Altvogel gesichtet. Besonders spannend ist aber die Meldung eines 16 Jahre alten Vogels! Das ist bisher die älteste Flussseeschwalbe, die am Starnberger See geschlüpft ist und abgelesen werden konnte. Unter der Überschrift „Der fliegende Methusalem vom Starnberger See

berichtete der Starnberger Merkur  über diese Meldung.