Im Jahr 2014 brüteten 62 Flussseeschwalbenpaare auf dem Nistfloß am Starnberger See. Erstmals seit dem Neubau des Floßes wurde nicht nur die seemittig ausgerichtete Westplattform, sondern
auch die Ostplattform von zahlreichen Flussseeschwalben genutzt. Dass nun auch die Ostplattform gut angenommen wird, ist sehr positiv zu beurteilen, denn auf der Westplattform herrscht durch
die zeitgleich anwesenden Lachmöwen-Brutpaare bereits eine hohe Gelegedichte. Dies kann zu erhöhter inner- und zwischenartlicher Aggression führen.
Die Lachmöwen, die mit über 150 Brutpaaren auf dem Nistfloß deutlich stärker vertreten sind, stellen generell eine ernstzunehmende Konkurrenz für die Flussseeschwalben dar. Allerdings ist
bisher zu beobachten, dass sich die beiden Arten auf dem Großfloß gut arrangieren: Während die Lachmöwen ihre Nester eher am Rand des Floßes bauen, besiedeln die Flussseeschwalben die
zentralen Bereiche. Zudem bietet die Vergesellschaftung mit den Lachmöwen einen guten Schutz vor möglichen Nesträubern wie Großmöwen und Greifvögeln.
Auch eine Großmöwenart, die Mittelmeermöwe, startete 2014 einen Brutversuch auf dem Floß. Das Gelege wurde frühzeitig aufgegeben, womöglich auch deshalb, weil die Mittelmeermöwen immer wieder
durch die benachbarten Lachmöwen und Flussseeschwalben in Bedrängnis gerieten.
Von dem erbrüteten Flussseeschwalben-Nachwuchs sind 2014 schließlich 33 Jungvögel flügge geworden. Diese Jungvögel waren bereits im Alter von etwa zwei Wochen, im Rahmen eines langjährigen
Beringungsprogramms, beringt worden. Neben dem üblichen Stahlring erhielten einige Individuen einen zusätzlichen Farbring. Das Farbring-Projekt besteht seit 2012 und ermöglicht, dass die
Vögel in den Brut-, Rast- und Überwinterungsgebieten auch aus größerer Ferne gesichtet, identifiziert und der Kolonie am Starnberger See zugeordnet werden können. Anhand der
Farbring-Sichtungen 2014 ließ sich bereits feststellen, dass sich mindestens zwei Vögel auf dem Nistfloß aufhielten, die hier 2012 geschlüpft waren. Wie zu erwarten, gehörten sie als
zweijährige Vögel zwar noch zu den Nichtbrütern, aber sie haben sicherlich schon wertvolle Erfahrungen für die erste eigene Brutsaison gesammelt. Zusätzlich wurden sieben weitere Vögel
beobachtet, die nur mit dem üblichen Stahlring beringt waren. Mindestens fünf davon konnten als Brutvögel identifiziert werden (Alter ≥ 3 Jahre). Dazu gehörten auch zwei Paare, bei denen
beide Partner beringt waren. Eines dieser Paare konnte dabei beobachtet werden, wie es erfolgreich drei Junge großzog.
Farbberingte Vögel können unter www.euring.org oder www.cr-birding.org gemeldet werden. Bei einer Sichtung können Sie sich auch direkt an die Gebietsbetreuerin wenden.
Dr. Andrea Gehrold (Gebietsbetreuung Starnberger See)