Auch in der folgenden Nacht war die Eule wieder in Bernried zu hören. Als sich eine Ornithologin der ASO dann am 12. Juni auf den Weg nach Bernried machte, blieb es aber still, und so machten wir
uns am nächsten Abend erneut auf den Weg in den Park. Als wir fast zwei Stunden nach Sonnenuntergang noch immer nichts von der Eule hörten, machten wir uns unverrichteter Dinge wieder auf den
Heimweg.
Gegen 23:30 Uhr öffneten wir dann unser Schlafzimmerfenster und da war es wieder: Ein regelmäßiges und deutlich zu hörendes „Djü“ in einer Tonhöhe von etwa 1400 Hz, dass sich alle
drei Sekunden wiederholte – diese Mal etwas leiser, als bei unserer ersten Beobachtung. Die Eule musste den Standort gewechselt haben und sich jetzt im Bernrieder „Oberdorf“ in der Nähe unseres
Hauses aufhalten. Ich setzte mich also erneut aufs Fahrrad und folgte den Rufen.
Nach einigen Irrwegen – die Rufe wurden teilweise von Wäldern und Gebäudemauern reflektiert – landete ich wieder am Bernrieder Park zwischen Pumpenhaus und Grundschule, wo das Rufen von direkt
über mir in den Bäumen kam. Wir hatten die Eule in unserem Schlafzimmer also aus einer Entfernung von über einem Kilometer Luftlinie deutlich rufen gehört. In den nächsten Nächten wurde die Eule
von weiteren Starnberger Ornithologen gehört. Wir machten uns daraufhin bei Tageslicht auf den Weg, um die Zwergohreule nun auch einmal zu Gesicht zu
bekommen. Das erwies sich aber in den dicht belaubten Bäumen rund um die Bernrieder Grundschule und das Pumpenhaus als ein aussichtsloses Unterfangen. Am 16. Juni wurde die Zwergohreule das
letzte Mal in Bernried gehört. Vermutlich ist sie weitergezogen. Vielleicht hat sie aber auch eine Partnerin gefunden und brütet nun, gut getarnt und von dichtem Laub vor neugierigen Blicken
abgeschirmt, im Bernrieder Park.
(Text: Pit Brützel / Hauke Clausen-Schaumann)