Als Vogelbeobachter ist man in den Frühlingsmonaten April und Mai besonders viel unterwegs. Überall wird gesungen und gebalzt, Paare finden sich und Nester werden gebaut. Das alles lässt in den Sommermonaten merklich nach und die Badegäste erobern die Seen. Da macht es sich verständlicherweise natürlich auch nicht so gut, mit Fernglas, Fotoapparat mit Teleobjektiv sowie Spektiv bewaffnet an den Seen zu stehen.

Aus diesem Grund gibt es auch nur wenige „Sommerdaten“ vom Maisinger See, auch weil bekanntlich für Vogelbeobachter in den Sommermonaten nicht viel zu sehen ist ausser der Lachmöwenkolonie.

In diesem Sommer war es anders, nach diversen Schlechtwetterperioden saß ich doch öfters auf der Bank, um nach der vom Unwetter stark getroffenen Lachmöwenkolonie zu sehen. Wetterbedingt fast keine Badegäste, also konnte ich es wagen, diskret am Rande zu sitzen und den Blick schweifen zu lassen. Es war, wie zu erwarten, nichts los....

Irgendwann wird der Blick ins Leere fast schon meditativ, doch nach 2 ruhigen Stunden plötzlich eine auffällige Bewegung:

Aus dem rechten Seitenarm kommend flog eine männliche Zwergdommel quer über den Maisinger See und landete im Schilf links vom Damm. Vor lauter Aufregung und weil es so schnell ging, konnte ich gar nicht zur Kamera greifen. Jetzt aber schnell noch ein Foto im Schilf und schon war dieser kleinste Reiher im Schilf verschwunden.

Dass die Zwergdommel irgendwo versteckt am Maisinger See lebt, haben die fünf Kartierer der ASO, der Arbeitsgemeinschaft Starnberger Ornithologen, die bereits 2017 das Gebiet ausgiebig erforschten, natürlich schon lange gehofft. Aus früheren Veröffentlichungen von 1923 bis 1931 geht hervor, dass die Zwergdommel vor langer Zeit hier mit 5-6 Revieren vertreten war. Seither konnte sie allerdings nicht mehr nachgewiesen werden.Auch im restlichen Landkreis Starnberg sind keine Brutvorkommen der letzten Jahre bekannt.

Dieses Männchen konnte in der Zeit vom 7.Juli 2021 bis zum 3.August 2021 insgesamt sechs Mal von verschiedenen Beobachtern gesichtet werden. Es kam immer aus dem rechten, uneinsehbaren Seitenarm bzw flog dorthin. Ein einziges Mal konnte auch ein weibliches Tier gemeldet werden, es besteht also durchaus Hoffnung auf ein mögliches Brutgeschehen.

Die Zwergdommeln leben jedoch so heimlich, dass es sicherlich gut vorstellbar ist, dass sie schon seit längerer Zeit am Maisinger See vorkommen und dort auch brüten. Viele Schilfsäume, in denen sie sich bevorzugt aufhalten und in denen sie auch ihre Nester bauen, bleiben dem Menschen verborgen und sind vor neugierigen Blicken gut geschützt.

So bleibt die Hoffnung, dass die Zwergdommel am Maisinger See heimisch ist und dort auch brütet, in aller Heimlichkeit.

Auf alle Fälle werde ich in der nächsten Saison wieder auf der Lauer liegen...

(Text: Ursula Wiegand)