Hintergrundinformationen:
Bruten von Wanderfalken in Krähennestern auf Hochspannungsmasten wurden schon wiederholt beschrieben, häufiger nutzen Turm- und
Baumfalken diese Nester.
Die Strommasten werden auch als exponierte Ansitzwarte zur Jagd auf vorbeifliegende Vögel genutzt.Die beiden wesentlichen
Jagdtechniken des Wanderfalken sind bekanntlich der
Steilstoß aus großer Flughöhe und der Flachstoß von einer
Warte, wobei das kleinere Männchen meist Kleinvögel bis Amselgröße schlägt, das deutlich größere und schwerere Weibchen bevorzugt größere Vögel wie Tauben, Krähen oder Möwen erbeutet.
Insbesondere außerhalb der Brutzeit jagen Männchen und Weibchen auch gemeinsam und treiben sich gegenseitig ihre Beute zu.
Diesjährige Jung-Wanderfalken streifen nach Erreichen der Selbständigkeit Monatelang teils weit herum und überwintern in milderen Regionen, um dann im folgenden
Jahr in die Nähe ihres Geburtsortes zurückzukehren. Letztlich erlebt nur etwa ein Drittel der Jungvögel das fortpflanzungsfähige Alter, Wanderfalken sind im zweiten
Kalenderjahr ab dem Alter von ca. 9 Monaten geschlechtsreif. In intakten Populationen dauert es aufgrund der großen innerartlichen Konkurrenz jedoch meist einige Jahre, bis ihnen die Eroberung
eines Brutplatzes gelingt. Adulte Wanderfalken verbleiben in Mitteleuropa meist ganzjährig in ihrem Revier.
Ab Januar/Februar beginnt die meist nicht sehr auffällige Balz damit, dass die Revierpartner dicht nebeneinander auf Warten sitzen und bei
gutem Wetter zusammen in großer Höhe über dem Revier kreisen und verschiedene Flugspiele zeigen. Häufig ist in dieser Balzphase von beiden Wanderfalken-Geschlechtern als Erregungs- und Paarruf
das „Lahnen“ (s.o.) zu hören. Im weiteren Verlauf der Paarungszeremonie gehen Balzflüge, Balzfüttern und Nestzeigen häufig in
Kopulation über. Die Kopulationen enden kurz nach Ablegen des letzten Eis, zumeist Anfang März bis Mitte April. Noch ab der zweiten Märzhälfte
versuchen Weibchen im Jugendkleid ein Brutrevier zu finden; eine auffallend lange Balzzeit führt dann aber nur bei wenigen Paaren zu einem Gelege. Wanderfalken bauen wie alle Falken keine Nester,
nutzen vielmehr als Fels- oder Gebäudebrüter vorhandene kleine Höhlen oder Felsbänder sowie verlassene Nester von anderen größeren Vögeln oder künstliche Nisthilfen, Baumbrüter wurden in
Süddeutschland bislang nur ausnahmsweise als Rarität dokumentiert.
(Text und Fotos, soweit nicht anders angegeben: Wolfgang Spatz)