Eigentlich fanden wir uns an einem Freitag Mitte Oktober ca. anderthalb Stunden vor Sonnenuntergang in Jägersbrunn ein, um den Einflug der Kornweihen im Schilfgebiet rund um den Maisinger See zu dokumentieren. Diese Greifvögel aus dem hohen Norden verbringen den Winter hier bei uns und lassen sich kurz vor oder nach Sonnenuntergang im Schilf nieder.

Leider lassen sich diese wunderschönen Wintergäste nur selten im Maisinger See Gebiet entdecken und so packten wir nach beinahe 2 Stunden konzentrierter Beobachtung unsere Spektive, Rucksäcke und Ferngläser wieder ein, dieses ergebnislose Spiel kennen wir seit einigen Jahren...

Und plötzlich ein hier absolut ungewohntes Geräusch, ähnlich einer Trillerpfeife. Ich mochte es zuerst nicht glauben, das klang wie ein Bienenfresser! Und es war ein Bienenfresser, der jetzt vor uns in der Dämmerung seine hektischen Kreise zog. Schnell die bereits verstaute Kamera rausgeholt und ein - schlechtes - Belegfoto gemacht.

Was für eine große Freude kurz vor Schluss, für meine Mitbeobachterin Ulla sogar ein „Lifer“, also ein Vogel, den ein Beobachter zum allerersten Mal in seinem Leben sieht.

Die Bienenfresser brüten auch bei uns in den milderen Gegenden Deutschlands und machen sich jeweils zu mehreren Mitte September auf in ihre Überwinterungsgebiete im südlichen Afrika.

 Dieses einsame Exemplar hat anscheinend den Anschluss verpasst und macht sich nun mit großer Verspätung allein auf die lange Reise. Wir hoffen inständig, dass der wunderschöne, nur ca. 57 Gramm leichte Vogel die lange Strecke schafft und wir uns vielleicht nächstes Jahr hier wieder sehen, wer weiß...

(Text: Ursula Wiegand)