Bei der Auswertung der Daten zum Gesangsbeginn im Frühjahr 2021 und dem Vergleich mit dem Zeitraum von 2016 bis 2020 konnten überraschende Abweichungen festgestellt werden.
Nebenstehende Abbildung (kann mit Klick vergrößert werden) zeigt den Gesangsbeginn 2021 häufiger Arten im Vergleich zu den Vorjahren. Dabei dient jeweils der Median der Jahre 2016-2020 als
Referenzdatum. Negative Werte deuten auf einen früheren, positive auf einen späteren Gesangsbeginn hin. Die stärkste Abweichung tritt für das Rotkehlchen auf, das ca. 30 Tage früher zu singen
begonnen hat als in früheren Jahren!
Die Arten sind so angeordnet, dass jene, die üblicherweise früh im Jahr zu singen beginnen, weiter unten stehen, wohingegen jene, die später im Jahr zu singen beginnen, weiter oben stehen
(Maßstab ist der Median der Jahre 2016-2021). So findet man Standvögel und Kurzstreckenzieher (z.B. Kohlmeise) weit unten; Langstreckenzieher, die erst spät im Frühjahr aus den Winterquartieren
zurückkehren, dagegen weit oben (z.B. Grauschnäpper, Gelbspötter).
Die Grafik verdeutlicht, dass 2021 vor allem die „frühen“ Vögel (untere Hälfte) noch früher als sonst mit dem Gesang begannen, während ein eindeutiger Trend bei den „Spätankommern“ nicht
auszumachen ist.
Bei den „Frühankommern“ fallen zwei Dinge besonders ins Auge: Erstens ist der Effekt mit bis zu mehreren Wochen sehr stark. Und zweitens tritt er durchgängig bei allen Arten der unteren Hälfte
auf.
Gründe für eine Vorverlegung der Gesangsbalz könnten in einem milden Frühjahr in Deutschland liegen. Während Langstreckenzieher davon in ihren Winterquartieren nichts mitbekommen, reagieren die
Vögel hier vielleicht auf andere Umweltbedingungen – etwa weil Insektennahrung früher zur Verfügung steht. Die nachfolgenden Abbildungen zeigen Temperatur, Sonnenscheindauer und Regenmenge für
2021, jeweils als Abweichung zum Mittelwert der 5 Vorjahre (2016-2020). Während die Temperatur in den Monaten Februar und März relativ durchschnittlich (und sogar etwas niedriger als sonst) war,
war es doch sonnig und trocken.
(Text und Grafiken: Gehard Huber)