Gemeinsam Bayerns Natur schützen

Eisvogelnachwuchs im Landkreis Starnberg

 

Anfang September 2020 hatte ich bereits von weitem  ein „Déjà vu“ Erlebnis. Ich hörte schon  aus einiger Entfernung in der Umgebung des Maisinger Sees mehrere Eisvögel, die in lautem Kontakt zueinander umherflogen. Es waren mindestens vier Individuen.

 

Dieses auffällige Verhalten der Eisvögel nach dem Verlassen der Bruthöhle konnte ich bereits im Oktober 2015  an gleicher Stelle beobachten. Es waren damals  mindestens drei Eisvögel, die sich genau  in diesem Gebiet laut rufend und umherfliegend zeigten. Damals konnte ich dieses Verhalten nicht deuten, doch diesmal fiel es mir quasi wie „Schuppen von den Augen“: hier handelt es sich um eine Eisvogelfamilie!

 

 

 

Und während bei der ersten Brut des Jahres  die ausgeflogenen Jungtiere oft nur noch 2 Tage außerhalb der Bruthöhle  gefüttert werden, haben die Eisvogeleltern im September bei der wohl letzten Brut des Jahres viel Zeit für die Betreuung und Fütterung der Jungen.  So konnte die Eisvogelfamilie über mindestens 5 Tage dabei beobachtet werden, wie die Eltern mit den Jungen in ständigem Kontakt bleiben. In der ersten Zeit nach dem Ausfliegen bleiben die Eisvogelkinder nah beisammen, meist sehr versteckt tief im Weidengebüsch.  Die Eltern fliegen mit den gefangenen Fischlein im Schnabel laut rufend umher, oft auch im Kreis.  Hierbei zeigt das gefangene Fischlein mit dem Kopf voran. Allein diese Beobachtung gilt eigentlich bereits als Brutnachweis. Die Jungvögel antworten mehrmals mit „Tschik“- Lauten. Dieses Verhalten der Elterntiere und Jungvögel ist recht auffällig, wenn der Beobachter es richtig deuten kann oder bereits kennt.

 

Die Elterntiere fliegen ständig rufend  zu ihren versteckt im Gebüsch wartenden  Jungen und verfüttern die Beute (mit dem Kopf voran)  an die nun bettelnden Jungvögel. Hierbei konnte beobachtet werden, dass mit zunehmendem Alter der Jungtiere der zu verfütternde Fisch immer stärker von den Elterntieren festgehalten wird und sich die Jungtiere immer mehr  anstrengen müssen, um an die Beute zu gelangen.

 

Die Fütterungsabstände werden dann auch von Tag zu Tag größer, bis die Jungen selbst anfangen, auf die Jagd zu gehen. Aber auch dann werden sie noch gefüttert.

 

Der Bewegungsradius der Familie vergrößert sich von Tag zu Tag, sodass die Familie  ca. ab dem  5.Tag schon weitere Strecken über das Gewässer zurücklegt. „Funkkontakt“ besteht weiterhin, die Jungen antworten noch, betteln aber meist nicht mehr.

 

Die Jungvögel sind nun  von den Eltern fast nicht mehr zu unterscheiden, nur die helle Schnabelspitze und die oberseits braunen Füße unterscheiden sie noch von den adulten Eisvögeln.

 

Alles in allem eine wunderschöne Beobachtung, die dazu führte, dass ich nun im Internet auf der Website „ornitho.de“ nach weiteren Brutnachweisen dieses wunderschönen Vogels im Landkreis suchen konnte.  Hierzu forschte ich unter den Einträgen mit veröffentlichten Fotos nach dunklen Füßen sowie dem typischen hellen Fleck auf der Schnabelspitze und wurde schließlich bei einem Eintrag  fündig: Ende Mai diesen Jahres konnte ein junger Eisvogel im Ampermoos  fotografiert werden!

 

Für die folgenden Jahre hoffen wir auf weiteren Eisvogelnachwuchs im Landkreis Starnberg und wissen nun, worauf wir achten müssen.

 

(Text und Fotos: Ursula Wiegand)

 

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